Malaga wittert eine Verschwörung
Die Spanier fühlen sich betrogen. Die Dortmunder bleiben gelassen.
Dortmund. Brutal und grausam. Ein Raub. Die Worte, mit denen Spieler und Offizielle des FC Malaga die Niederlage im Champions-League-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund beschreiben, lassen ein schlimmes Verbrechen vermuten. Und wem schon einmal das Gefühl himmelschreiender Ungerechtigkeit das Herz zusammengepresst hat, der kann diese Reaktionen vielleicht verstehen. Doch die Spanier sehen gar System hinter dieser Niederlage.
Einen Tag nach dem umstrittenen Abseits-Siegtor von BVB-Verteidiger Felipe Santana bliesen Offizielle des FC Malaga zum Frontalangriff auf die Uefa. „Wir sind vom Beginn der Saison an Ziel der korrupten Uefa“, ereiferte sich der Besitzer des spanischen Clubs, Abdullah Al-Thani. „Das ist kein Fußball, sondern Rassismus“, twitterte der Scheich aus Katar sich in Rage.
„Wir haben den Uefa-Boss Michel Platini und seine Leute im Verdacht. Wir sind kein Real Madrid und kein FC Barcelona, und mit uns kann man es machen“, schimpfte Malagas Torschütze Joaquin. „Man wollte nicht, dass wir gewinnen“, vermutete sein Trainer Manuel Pellegrini. „Unglaublich, dass fünf Schiedsrichter das nicht gesehen haben“, meinte Martin Demichelis.
Malaga war in der Nachspielzeit binnen 120 Sekunden vom triumphalen Halbfinal-Debütanten zu einem der bittersten Verlierer in der Geschichte der Champions League geworden. Doch die Vorwürfe sind hart und könnten ein Nachspiel haben. Die Uefa werde die Twitter-Eintragungen des Scheichs durch ihre Disziplinar-Inspekteure prüfen lassen, teilte Generalsekretär Gianni Infantino mit.
Derweil kündigte der FC Malaga eine offizielle Beschwerde bei der Uefa gegen den Schiedsrichter Craig Thomson an. „Der Unparteiische hatte nicht das Niveau, das man in der Champions League verlangen kann“, sagte der Generaldirektor des Clubs, Vicente Casado.
Dies sei die zweite Ungerechtigkeit, die dem Club widerfahre, meinte Casado. Malaga war von der Uefa wegen ausstehender Gehaltszahlungen für die europäischen Wettbewerbe in der nächsten Saison gesperrt worden. Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker.
Die verzweifelte Wut der Spanier trifft auf der Gegenseite auf Zurückhaltung und Verständnis. „Wir haben die Gäste aus Malaga als extrem fair erlebt. Deshalb glaube ich nicht, dass irgendjemand ernsthaft erwägt, Protest einzulegen“, sagte BVB-Präsident Hans-Joachim Watzke. „Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, wird erkennen, dass auch das zweite Tor von Malaga abseits war.“
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp äußerte Verständnis für die Spanier: „Wir haben auch schon große Spiele verloren, man fühlt sich danach häufig ungerecht behandelt.“ Wahre Worte, aber leicht ausgesprochen aus dem Munde des Gewinners.