Maskenmann Lewandowski geht ins Risiko - „Alles ist okay“
Barcelona (dpa) - Zum Charterflieger schritt Robert Lewandowski mit einer modischen Sonnenbrille, die furchteinflößende Gesichtsmaske war erst mal nur im Gepäck. „Alles ist okay. Wir müssen schauen, wie das Mittwoch ist“, sagte der zum Einchecken eilende Bayern-Torjäger.
Am Abend vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona nahm er dann mit dem Schutz am Abschlusstraining im Camp Nou teil. Nur eine Woche nach seinen Brüchen im Gesicht peilt der polnische Fußball- Nationalspieler ein Blitz-Comeback in der Champions League an.
Neun Treffer erzielte der Bundesliga-Torschützenkönig in seinen jüngsten elf Pflichtspielen. Gerade in der großen Münchner Personalmisere wäre das Mitwirken des Torgaranten bedeutsam. „Ich brauche elf Spieler mit hundert Prozent. Ich will wissen, welches Gefühl er mit der Maske hat“, sagte Trainer Pep Guardiola zu einem möglichen Einsatz. „Wenn er fit ist, wird er spielen.“
Das Prozedere vor dem Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr) beim Weltklasse-Ensemble um Lionel Messi und Neymar hat Matthias Sammer klar vorgegeben: Erst muss der Arzt sein Okay geben, dann Lewandowski selbst. Am Montag wurde dieser noch einmal untersucht - die medizinische Abteilung gab anscheinend Grünes Licht für die Dienstreise nach Barcelona. „Ich glaube, es ist wichtig, aufgrund der Anzahl der verletzten Spieler, die wir haben. Es wird jeder benötigt“, sagte Präsident Karl Hopfner gut gelaunt vor dem Abflug und rätselte über die Einsatzchancen. „Ich weiß es noch nicht, aber ich nehme es mal schwer an.“
Lewandowski selbst, der sich beim Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund nach offiziellem Bulletin Oberkiefer und Nasenbein gebrochen hatte sowie eine Gehirnerschütterung erlitt, traut sich die Turbo-Rückkehr in die Startelf sowieso zu. Wie die Teamkollegen. „Ich hoffe und ich glaube es auch, aber ich bin kein Mediziner“, erklärte Offensivpartner Thomas Müller.
Die Entscheidung von Pep Guardiola über die Aufstellung fällt wie immer erst am Spieltag. „Wir entscheiden das morgen“, erklärte auch Lewandowski am Dienstag. Auf den ersten Blick waren im Gesicht keine Spuren der schweren Verletzungen zu erkennen.
Prominente Maskenträger gab es im Fußball schon viele: Michael Ballack, Mario Mandzukic, Christoph Metzelder, Miroslav Klose oder Cesc Fabregas liefen ebenfalls mit einem Gesichtsschutz auf, erzielten zum Teil sogar Tore. Bei Lewandowski ist die Verletzungspause angesichts der Diagnose ungewöhnlich kurz.
Würden die Bayern bei einem Einsatz schon in Barcelona ein zu großes Wagnis eingehen? Möglicherweise wäre es auch unter dem Eindruck der vielen Blessuren der vergangenen Wochen ein Bayern-Kalkül, Lewandowski erst beim entscheidenden Rückspiel in einer Woche zu bringen. Dann, wenn in München womöglich ein Rückstand aufgeholt werden muss. Man werde nicht die Gesundheit von Lewandowski riskieren, betonte Sammer schon am Wochenende.
„Robert kann das am besten beurteilen“, erklärte Jérôme Boateng, der von einem starken Auftritt Lewandowskis im geheimen Training berichtete. „Aber man muss schon ein sicheres Gefühl haben. Du kannst nicht ins Spiel gehen und sagen, wenn die Situation kommt, dann muss ich ein bisschen aufpassen.“
Lewandowski ist mutig. Gerade in Spanien ist er seit seiner irren Halbfinal-Show gegen Real Madrid vor zwei Jahren ein gefürchteter Angreifer. Mit vier Toren legte er 2013 den Grundstein für den Dortmunder Finaleinzug in der Königsklasse. Das will der 26-Jährige diesmal mit Zorro-Maske für die Bayern schaffen.