Mehr Stolz als Frust: Nullnummer macht Dortmund Mut
Málaga (dpa) - Der erste Frust war schnell verflogen. Anders als noch unmittelbar nach dem Schlusspfiff überwog bei den Dortmunder Profis schon nach der Rückkehr aus Andalusien der Stolz.
Die Nullnummer beim FC Malaga im Viertelfinal-Hinspiel werteten fast alle Borussen als Mutmacher für das zweite Duell mit den Spaniern am kommenden Dienstag - trotz des fahrlässigen Umgangs mit Torchancen. „Bisher haben wir alle Heimspiele in der Champions League gewonnen. Das ist ein gutes Omen“, kommentierte Regisseur Ilkay Gündogan voller Hoffnung auf ein Happy End und den ersten Einzug des Clubs in die Runde der besten vier Teams seit 15 Jahren.
Wie schon bei den vergangenen Auftritten in der Fußball- Königsklasse schlug sich die Borussia über weite Strecken prächtig, brachte sich aber aufgrund ihrer Abschlussschwäche um den eigentlich verdienten Lohn. „Das ist im Moment ein wenig verdrießlich“, gestand Trainer Jürgen Klopp, wollte seiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen. „Wer in diesem Wettbewerb weit kommen will, geht nicht mit dem Messer durch die weiche Butter, sondern muss gegen Widerstände ankämpfen.“
Allein der abermals starke Mario Götze vergab dreimal in aussichtsreicher Position und machte aus seinem Ärger keinen Hehl: „Das ist blöd gelaufen. Ich hätte der Mannschaft sehr helfen können.“ Der Nationalspieler gelobte Besserung: „Am Dienstag habe ich 90 Minuten lang Gelegenheit, es wieder gut zu machen.“
Selbst Robert Lewandowski, Torgarant der vergangenen Wochen, trug zum Festival der vergebenen Chancen bei. Kurz nach Wiederanpfiff versagten dem Polen nach Vorarbeit von Götze die Nerven. Klopp übte Nachsicht: „Bei der Klarheit im Abschluss hat meine Mannschaft das größte Entwicklungspotenzial. Aber ich sehe das nicht besonders dramatisch.“
Mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit hätte die Borussia schon an der Costa del Sol für eindeutige Verhältnisse sorgen können. Stattdessen muss nun in der zweiten Partie ein Sieg her, damit der Traum vom Finale in London bestehen bleibt. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist guten Mutes, dass die Rückkehr des einstigen Champions-League-Siegers (1997) in den erlauchten Kreis der Halbfinalisten gelingt: „Heute fehlte nur der Punch. Aber es wird nicht noch einmal 90 Minuten geben, in der die Mannschaft nicht trifft“, orakelte er, „unsere Chancen liegen bei knapp über 50 Prozent.“
Allerdings gilt ein 0:0 im Hinspiel eines europäischen Wettbewerbs gemeinhin als tückisch. „Das ist ein gefährliches Ergebnis“, räumte Kapitän Sebastian Kehl ein. Zumindest der Blick in die Vereinshistorie verheißt Gutes: Bisher kam Dortmund in internationalen Hauptrunden nach einem 0:0 auswärts stets weiter. Nicht nur deshalb gewann Watzke dem torlosen Remis gute Seiten ab: „Jetzt wissen wenigstens alle, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor ihnen liegt.“
Immerhin bewies die Borussia in einer Hinsicht gewachsene internationale Reife. Die Missgeschicke der Offensivabteilung brachten die Defensive nicht ins Wanken. Davon konnte in den vergangenen beiden Jahren mit frühen Knockouts auf europäischem Terrain nicht die Rede sein, als vergebene Torchancen häufig mit Gegentreffern bestraft wurden. Dieser Fortschritt erfüllte Klopp mit Stolz. Der Trainer brachte die Stimmungslage des gesamten Teams auf den Punkt: „Mit der einen Null bin ich glücklich. Mit der anderen nicht unglücklich.“