Nach 1:2: Clásico noch kein Thema bei Real
Madrid (dpa) - Das 1:2 in München hat die Welt von Real Madrid auf den Kopf gestellt. Niemand bei den Königlichen sprach nach der Pleite in letzter Minute vom anstehenden Clásico beim FC Barcelona, den Real vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Bayern noch bestehen muss.
Und das will etwas heißen, denn im Schlagerspiel beim Erzrivalen Barça können die Madrilenen am Samstag eine Vorentscheidung im Kampf um die spanische Meisterschaft erzwingen. Einen Teil des Ärgers über das Siegtor von Mario Gómez nach dem wichtigen Auswärtstreffer von Mesut Özil bekam in der spanischen Presse Real-Trainer José Mourinho ab. Die Madrider Blätter hielten dem Coach vor, zu sehr auf ein Remis spekuliert zu haben.
„Das taktische Korsett war so eng geschnürt, dass von einem Titan wie Cristiano Ronaldo kaum etwas zu sehen war“, beklagte die Zeitung „El País“. Mourinho musste sich zudem vorhalten lassen, Offensivkräfte wie Torschütze Özil und Angel di María ausgewechselt und dafür die Defensive mit Marcelo und Esteban Granero gestärkt zu haben. Der einstige Weltfußballer Kaká kam gar nicht erst zum Einsatz.
Noch härter als mit Mourinho gingen die Spanier mit dessen portugiesischem Landsmann Fabio Coentrão ins Gericht. Der Linksverteidiger, der Real immerhin eine Ablösesumme von 30 Millionen Euro gekostet hatte, konnte Philipp Lahm nicht daran hindern, das Siegtor der Bayern vorzubereiten. „Auf der linken Abwehrseite klaffte bei Real eine tödliche Lücke“, bemängelte das Sportblatt „As“. „Die Bayern ließen ihre Angriffe über die Seite von Coentrão laufen und hatten damit Erfolg.“
Mourinho schimpfte entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten diesmal nicht über den Schiedsrichter. Dabei hätte er dazu durchaus Anlass gehabt. Beim Führungstor von Ribéry (17. Minute) stand Luiz Gustavo im Abseits, aber der englische Referee Howard Webb ließ den Treffer gelten. Der Real-Trainer gab sich ungewohnt gnädig: „Das war ein Fehler, den ich als normal betrachte.“
Womöglich hatte Özils 1:1 Mourinho milde gestimmt, denn der Treffer des Nationalspielers in München könnte Gold wert sein. „Das war mein leichtestes Tor“, sagte Özil. In der 53. Minute hatte er den am Boden liegenden Bayern-Torwart Manuel Neuer, seinen Teamkameraden in der DFB-Elf, aus zwei Metern Entfernung überwunden.
Der Mittelfeld-Zauberer geht fest davon aus, dass der spanische Rekordmeister ins Endspiel am 19. Mai in der Allianz Arena einziehen wird. „Ich denke positiv, zu Hause gewinnen wir das Spiel, und wir sehen uns wieder in München.“ Auch Mourinho gewann der ersten Saisonniederlage der Königlichen in der Champions League positive Seiten ab. „Wir müssen nun im Rückspiel keine historische Aufholjagd hinlegen“, sagte der Coach nach seiner ersten Auswärtsschlappe in der europäischen Eliteliga. „Ein normaler Sieg wird uns reichen.“
Vor fast genau zehn Jahren hatten die Madrilenen im Viertelfinale schon einmal ein Hinspiel in München mit 1:2 verloren. Im Rückspiel schlugen sie die Bayern damals mit 2:0 und gewannen am Ende zum neunten Mal den Europacup. Es war Reals bislang letzter Champions-League-Triumph.