Özil und Abidal geben deutschen Gegnern Auftrieb
Madrid (dpa) - Die spanischen Rivalen von Borussia Dortmund und Bayern München haben vor den Halbfinal-Krachern der Champions League neue Hoffnungsträger entdeckt.
Beim glanzlosen 3:1-Heimsieg einer halben B-Elf von BVB-Gegner Real Madrid über Betis Sevilla brachte Mesut Özil mit einem Doppelpack sogar die Gegenseite ins Schwärmen. „Er hat das Niveau von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo“, lobte Betis-Trainer Pepe Mel den Deutschen. Der ohne Messi und viele andere Stars angetretene Liga-Leader FC Barcelona schaffte derweil vor dem Flug nach München zu Hause nur einen 1:0-Zittersieg gegen UD Levante. Das tolle Startelf-Comeback des Franzosen Eric Abidal nach 14 Monaten versetzte aber ganz Katalonien in Hochstimmung. „SUPERABIDAL“, titelte die Sportzeitung „El Mundo Deportivo“ groß auf Seite eins.
Vier Tage vor der Königsklassen-Partie in Dortmund baute Real seine Heimserie auf 40 Spiele in Folge ohne Niederlage aus. Beim 33. Sieg sahen die 72 300 Zuschauer im Madrider Santiago Bernabéu einen glänzend aufgelegten Özil. Der Ex-Profi von Werder Bremen und Schalke 04 brachte die Hausherren in der 45. Minute in Führung und setzte in der 90. den Schlusspunkt. Den dritten Treffer steuerte der Franzose Karim Benzema (57.) bei, Jorge Molina (73.) konnte für Betis nur noch verkürzen. Nationalspieler Sami Khedira wurde von Trainer Jose Mourinho geschont. Wermutstropfen für die „Königlichen“: Marcelo (15.) und Luka Modric (62.) wurden verletzt ausgewechselt und werden im Hinspiel im Westfalenstadion wohl nicht einsatzfähig sein.
Aber so wie er Reals Megastar Cristiano Ronaldo am Samstag in den Schatten gestellt hatte, so ließ Özil am Sonntag die Verletzungssorge in den Hintergrund rücken. Der Spielmacher, dem in Madrid immer wieder Schüchternheit, taktische Disziplinlosigkeit und körperliche Schwäche vorgehalten wird (Mel: „Er ist einer der meistunterschätzten Spieler der Liga, nur weil er kein Torjäger ist“), dürfte langsam aber sicher die letzten Skeptiker überzeugen. Die Zeitung „El Mundo“ feierte die „kaiserliche Leistung“ von „Özil Superstar“ und das Sportblatt „As“ stellte fest, der Deutsche wirke „glücklich und entspannt“. Auch die Teamkollegen freuen sich. „Wir fahren mit viel Selbstvertrauen nach Dortmund“, sagte Ersatzstürmer José Castellón.
Weniger Moral dürfte Barcelona getankt haben. Der Gewinn des 22. Liga-Titels scheint zwar sechs Runden vor Schluss bei 13 Punkten Vorsprung auf Noch-Meister Real nur noch eine Formsache zu sein. Bei ihrem Warmlaufen für das Duell am Dienstag in München hatten die Blau-Roten aber vor 71 000 Zuschauern im Camp Nou mehr Mühe als erwartet. Cesc Fabregas erzielte gegen Levante erst in der 84. Minute das erlösende Tor. David Villa vergab neben einem Foulelfmeter (17.) viele gute Chancen. Der angeschlagene Weltfußballer Messi stand gar nicht im Kader, sein Einsatz in München ist noch nicht endgültig gesichert. Coach Tito Vilanova ließ zudem Jordi Alba und Sergio Busquets auf der Bank. Andrés Iniesta wurde in der zweiten Hälfte für Xavi eingewechselt.
Groß gefeiert wurde am Montjuic unterdessen das Comeback des eigentlich für den Profifußball bereits abgeschriebenen Abidal. Zwölf Monate nach seiner Lebertransplantation, bei der sein Überleben nicht gewiss war, präsentierte sich der 33-Jährige als emsiger Balleroberer, der zudem nicht einen einzigen Abspielfehler machte. „Bester Mann auf dem Platz“, stimmten die meisten Medien überein. Von einem medizinischen und sportlichen „Wunder“ war überall die Rede. Vor dem Hintergrund der Personal-Probleme in der Abwehr der Katalanen (Javier Mascherano und Carles Puyol sind verletzt, Adriano fehlt in München wegen Sperre) schließt Vilanovas Assistent Jordi Roura die große Überraschung nicht aus: „Abidal hat 90 Minuten gut gespielt, er ist sicher eine Alternative für das Spiel in München.“