„Pulverfass“ Mailand: Allegri in Glasgow unter Druck
Berlin (dpa) - Totales Chaos, freier Fall, Meuterei: Wenn sie die aktuelle Krise des AC Mailand beschreiben, ist den italienischen Medien kein Bild zu drastisch. Hoffnungsvoll blickt der Verein nach Europa:
„Glasgow muss die Möglichkeit für eine Wende sein“, sagte Stürmer Alessandro Matri vor dem fünften Champions-League-Spieltag am Dienstag. In der Liga ist der Club seit fünf Spielen ohne Sieg, über das Aus für Coach Massimiliano Allegri wird seit Wochen spekuliert, nun rebellieren auch noch die Spieler. Beim schottischen Tabellenführer Celtic Glasgow muss ein Sieg her - sonst wird es für Allegri ganz eng im „rot-schwarzen Pulverfass“ („Gazzetta dello Sport“).
Der zweite Platz in der Gruppe H mit mickrigen fünf Pünktchen ist trügerisch. Der 44-malige Fußball-Meister Schottlands, mit nur drei Zählern Schlusslicht in dieser Staffel, hat acht seiner letzten elf Heimspiele in Europa gewonnen. Sollte Celtic sich durchsetzen, wird es eng für die Italiener. Ein Sieg gegen Ajax Amsterdam am letzten Vorrunden-Spieltag wäre dann Pflicht.
Allegri muss in der richtungsweisenden Partie auf die verletzten Stephan El Shaarawy, Sulley Muntari, Philippe Mexès und Giampaolo Pazzini verzichten. Es ist vor allem die miese Bilanz in der Serie A, die an der Moral der Mailänder nagt. Nach zwölf Spieltagen sind sie nur Zehnter, elf Punkte fehlen schon auf einen Europacup-Platz.
Nach einem erneuten Unentschieden gegen Genua kamen am Sonntag Mario Balotelli und andere Spieler zu spät zum Training, dann twitterte der Stürmer auch noch „This is the end. :-)“ - und sorgte damit ordentlich für Verwirrung. Verlässt er etwa den Verein? Oder meint er den Rauwurf Allegris? Der gab sich vor der Partie am Dienstag noch kämpferisch: „Wir müssen weiter arbeiten und werden es gemeinsam schaffen.“
Auch Liga-Konkurrent Juventus Turin muss um den Einzug ins Achtelfinale zittern. Mit lausigen drei Punkten ist der Tabellenführer der Serie A Letzter in Vorrunden-Gruppe B und braucht am Mittwoch zu Hause gegen Kopenhagen einen Sieg, um überhaupt noch auf das Weiterkommen hoffen zu dürfen. Real Madrid reicht gegen Galatasaray schon ein Remis für den sicheren Gruppensieg.
Auch die meisten anderen großen Namen der Vorrunde dürfen sich bereits zurücklehnen: Bayern München, der FC Barcelona, Manchester City und Atlético Madrid sind schon fürs Achtelfinale qualifiziert, Leverkusen-Gegner Manchester United, der FC Chelsea und Paris St. Germain stehen kurz davor.
Der AC Milan hat derzeit noch ganz andere Sorgen. Ein Dreier in Schottland würde in erster Linie die Wogen im Verein glätten. Neben Allegri sitzt auch Vizepräsident Adriano Galliani auf einem Schleudersitz, Medien spekulierten am Montag bereits über seine sofortige Ablösung. „Wenn wir kein positives Jahr haben, müssen wir das nicht dramatisieren“, wiegelte er vor der Partie ab. Die Stimmung in Mailand ist jedoch eine andere.