Champions League Real Madrid vom „Horror“ zum Final-Hattrick

Madrid (dpa) - Thomas Müller verabschiedete sich von Champions-League-Finalist Toni Kroos mit einem freundschaftlichen Klaps.

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Während der Bayern-Kapitän zügig aus dem Estadio Santiago Bernabéu aufbrach, sprach der Weltmeisterkollege aus dem Ensemble von Cristiano Ronaldo nur zu gerne über die größte Ära der Champions-League-Geschichte. „Es ist das vierte Finale in fünf Jahren. Qualität haben viele Mannschaften in Europa, aber du brauchst auch das gewisse Etwas in diesen Champions-League-Spielen“, sagte der Mittelfeldstar von Real Madrid. „Wenn man dann so Abende wie heute erlebt, die Stimmung war fantastisch, das trägt dich dann auch nochmal ein bisschen.“

Nach der ersten erfolgreichen Titelverteidigung in einem Vierteljahrhundert Königsklasse vor einem Jahr sorgte das Starensemble von Trainer Zinédine Zidane nun für das nächste Novum in Europas Bestenliga. Nie zuvor schaffte ein Club in der Geschichte der Champions League den Endspiel-Hattrick. „Dieser Verein hat eine lange Geschichte und wir schreiben diese Geschichte weiter. Real Madrid gibt nie auf. Auch wenn es schwierig war, glauben wir an uns“, rühmte Zidane seine Königlichen.

„Es ist nicht normal, zum dritten Mal in Folge im Finale zu sein. Jetzt müssen wir versuchen, den Titel zu gewinnen“, verkündete der frühere Weltfußballer mit Blick auf das Endspiel am 26. Mai in Kiew.

Nach den Triumphen 2014, 2016 und 2017 strebt die Ausnahmemannschaft um Ronaldo nach dem nächsten Henkelpott. „Natürlich willst du gerade bei Real einen Titel in der Saison gewinnen, die Champions League ist eigentlich der schwierigste von allen Wettbewerben“, sagte Kroos über das in der von Barcelona gewonnenen heimischen Meisterschaft deutlich abgeschlagene Real. „Aber irgendwie sind wir zu dem Zeitpunkt da. Es ist schwer zu erklären, vielleicht steckt das einfach in Real Madrid. Jeder Spieler kriegt das so ein bisschen mit.“

Zweimal siegte Kroos mit Real, einmal mit Bayern. Die großen Münchner Legenden Franz Beckenbauer und Gerd Müller konnten den Landesmeistercup dreimal bejubeln, Kroos kann sich zum vierten Mal krönen. Der Weltmeister ist jetzt schon einer der größten deutschen Fußballer - mit gerade 28 Jahren.

Auf dem Weg ins Endspiel kamen die Königlichen beim 2:1 und 2:2 gegen Bayern sogar ohne den in dieser Saison mit 15 Treffern besten Torschützen Ronaldo aus. Der zweifache Torschütze Karim Benzema und Torhüter Keylor Navas waren die gefeierten Protagonisten beim dramatischen Thriller. „Kiew schreibt man mit „K“. Genauso wie Karim. Und wie Keylor. Ihnen hat es Real Madrid zu verdanken, sich zum dritten Mal in Folge für das Finale der Champions League qualifiziert zu haben“, schrieb „Marca“.

„El Mundo“ wies nach dem Nervenkitzel sogar auf höhere Kräfte hin: „Madrid fährt nach Kiew, wir danken Dir, Herr. Wenn es kein höheres Wesen geben sollte, dann muss es das Schicksal sein, das in diese Mannschaft verliebt ist.“ Laut „AS“ musste die Mannschaft für das Weiterkommen „einen Horror durchleiden“.

„Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft. Wenn man alles gibt und mit Herz spielt, gibt es eine Belohnung“, hob Kapitän Sergio Ramos hervor. Fein gestylt in einem weinroten Sakko mit blauem Einstecktuch entschwand er in Madrids Nacht.

Dass Real sowohl beim Zitter-Weiterkommen gegen Juventus Turin durch einen Ronaldo-Elfmeter in der Nachspielzeit, als auch diesmal gegen Bayern nicht überzeugt, spielt am 26. Mai keine Rolle mehr. „Wir mögen Fußball wegen dieser Emotionen und Gefühle“, schwärmte Fußball-Genie Zidane. „Es ist wirklich etwas Großartiges. Danke an meine Spieler und an die Fans, sie sind unglaublich.“ Die Erfolgsgeschichte von Real Madrid ist da nicht anders.