Real und ManUnited: Champions League als Muntermacher
Berlin (dpa) - Pfiffe der eigenen Fans sind die Spieler von Real Madrid und Manchester United nicht gewohnt. Nach dem schwachen Liga-Saisonstart hoffen die erfolgsverwöhnten Clubs ihr Umfeld mit Siegen in der Champions League milde zu stimmen.
Vor allem das Millionen-Ensemble aus Madrid darf sich nach der 0:1-Heimniederlage im Lokalderby gegen Atlético keine weitere Schwäche erlauben. Im Heimspiel am Mittwoch (20.45 Uhr) steht Real deshalb in der Gruppe B der Königsklasse gegen den FC Kopenhagen in der Siegpflicht.
Der imposante 6:1-Auswärtssieg Reals bei Galatasaray Istanbul zum Auftakt in Europas höchster Spielklasse ist längst vergessen. Der Dritte der spanischen Liga liegt fünf Punkte hinter seinem Erzrivalen FC Barcelona - für einen Club wie Real kommt das einer handfesten Krise gleich.
Kapitän Iker Casillas und sein Vertreter Sergio Ramos baten deshalb den neuen Trainer Carlo Ancelotti und dessen Assistenten Zinédine Zidane um ein Treffen. Nach Medienberichten forderten Casillas und Ramos ihre Teamkameraden auf, zusammenzustehen und mehr Einsatzbereitschaft zu zeigen. Der einzige „Crack“ in der Mannschaft sei Stürmer Cristiano Ronaldo, „alle anderen Profis müssen härter arbeiten“, sagte Ramos.
Ancelotti, der Nachfolger von José Mourinho, muss sich bereits Kritik an seiner Arbeit gefallen lassen. Dem Italiener wurde vorgehalten, dass dem Team eine klare Linie fehle und die Elf wie eine Ansammlung von Einzelakteuren ohne Zusammenhalt wirke. Es scheint fast so, als ob Ancelotti vor lauter personeller Optionen nicht genau weiß, ob er sein Team dominant auftreten oder auf Konter spielen lassen soll. Der 54-Jährige sieht die Probleme allerdings woanders. „Wir müssen Einstellung und Konzentration verbessern“, forderte er. In einem Abendessen mit Real-Präsident Florentino Pérez erörterte der Coach, der zweimal mit dem AC Mailand die Champions League gewann (2003, 2007) die Situation des Clubs.
Gegen die Dänen aus Kopenhagen wird Ancelotti seine Elf wohl auf mehreren Positionen umstellen. Der zuletzt angeschlagene 100-Millionen-Euro-Mann Gareth Bale wird erneut nicht in einem Pflichtspiel im Bernabéu-Stadion in der Startelf stehen können. Der Waliser wurde am Dienstag wegen Muskelproblemen aus dem Kader gestrichen.
Der englische Rekordmeister Manchester United ist noch schlechter als Real in die Saison gestartet - und zwar historisch schlecht. Mit nur sieben Punkten und bereits drei Niederlagen liegt United auf einem für seine Ansprüche inakzeptablen zwölften Platz. Verteidiger Alexander Büttner will von einer Krise indes nichts wissen: „Natürlich will jeder Manchester United gewinnen sehen - wir Spieler auch. Wir werden uns auf Mittwoch fokussieren. Die Saison beginnt doch erst, und wir können noch viele Spiele gewinnen.“
Bei Schachtjor Donezk aus der Ukraine sollte der Meister damit beginnen, um die Schieflage nicht noch zu vergrößern. Im ersten Spiel der Champions League gewann United zwar mit 4:2 gegen Bayer Leverkusen, rundum überzeugend trat das Team jedoch nicht auf. Auch deshalb redet der neue Trainer David Moyes nicht über einen möglichen Titelgewinn. „Um die Champions League zu gewinnen, braucht man fünf oder sechs Weltklasse-Spieler. Das ist das Level, um die Trophäe zu gewinnen. Wir haben das noch nicht“, räumte der Nachfolger des Erfolgscoaches Alex Ferguson ein, fügte jedoch hinzu: „Was wir haben, ist Erfahrung.“
Für den italienischen Meister Juventus Turin läuft es in der Serie A im Gegensatz zu Madrid und Manchester nach Plan. Zusammen mit dem SSC Neapel bildet Juve die Tabellenspitze. Dafür verlief der Auftakt in der Champions League mit dem dünnen 1:1 beim FC Kopenhagen unbefriedigend. Um in der Gruppe B gegen den Hauptkonkurrenten Real Madrid nicht noch weiter abzufallen, muss das Team von Trainer Antonio Conte das Heimspiel gegen Galatasaray Istanbul gewinnen.
„Es macht keinen Sinn, sich zu verstecken, jedes andere Resultat als ein Sieg würde den Weg der Bianconeri ins Achtelfinale der Champions League erschweren“, analysierte die „Gazzetta dello Sport“. Verzichten muss Conte gegen die Türken möglicherweise auf Stürmerstar Carlos Tevez. Der Argentinier verletzte sich im Derby gegen den FC Turin am rechten Knöchel, sein Einsatz ist fraglich.