Schalke erleichtert, aber keine Entwarnung

Thessaloniki (dpa) - Horst Heldt atmete nach dem millionenschweren Zittersieg von Thessaloniki tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Es war eine sehr intensive Partie, die wieder sehr viel Kraft gekostet hat“, sagte der Manager von Schalke 04 nach dem 3:2 (1:0) bei PAOK Saloniki.

Nicht nur die Spieler litten Qualen. Erst Minuten nach dem Schlusspfiff löste sich auch bei Heldt die Anspannung: „Ich freue mich über das Erreichen der Champions League. Der Club hat es in der Vergangenheit noch nie geschafft, zweimal hintereinander die Gruppenphase der Königsklasse zu erreichen. Das macht uns stolz.“

Noch vor dem Heimflug wartete Heldt mit einer Personalie auf: Schalke nimmt vom Ligakonkurrenten Hamburger SV Dennis Aogo unter Vertrag. „Wir sind froh, dass das mit Dennis geklappt hat. Er kann auf der linken Seite defensiv wie offensiv spielen, ist variabel einsetzbar. Er soll erstmals am Donnerstag mit der Mannschaft trainieren“, sagte Heldt am Mittwoch. Aogo, der am Mittwochnachmittag bereits seinen Medizincheck auf Schalke absolvierte, wird für ein Jahr ausgeliehen. Anschließend haben die Schalker eine Kaufoption. Trainer Jens Keller hatte sich bereits zuvor für Verstärkungen eingesetzt: „Ja, wir müssen etwas tun, damit der Kader auch von der Größe her für drei Wettbewerbe gerüstet ist.“

Heldt weiß trotz des Aogo-Transfers, dass die kommenden Wochen nicht leicht werden. „Wir müssen kleine Schritte tun und das Positive mitnehmen“, befand er vor dem schweren Spiel gegen Leverkusen am Samstag. Dann hat Schalke auch wieder die Unterstützung seiner Fans. Im Toumba-Stadion waren wegen der UEFA-Zuschauersperre gegen PAOK nur etwa 230 dabei. Die Anhänger sahen beim „Geisterspiel“ von ihrer Elf zum Teil wieder Aktionen, die zum Gruseln waren. „Sicher war es kein berauschendes Spiel“, gab Keller zu. Doch der am Ende in Unterzahl herausgespielte Erfolg tat allen gut.

Zwar habe er die Partie für seine Zukunft als Cheftrainer auf Schalke nicht als „Alles-oder-nichts-Spiel“ empfunden. Gleichwohl war ihm Erleichterung anzusehen. „Jetzt sind wir froh und sehr glücklich, dass wir das Ziel erreicht haben, für das wir im vergangenen halben Jahr hart gearbeitet und wahnsinnig gekämpft haben“, sagte Keller. Er weiß, dass weitere Erfolge unabdingbar sind: „Der Alltag in der Bundesliga ist sehr wichtig, aber begleitet von der Freude, dass wir die Gruppenphase der Champions League erreicht haben.“

Nach bisher dürftigen Auftritten in Meisterschaft und DFB-Pokal könnte der Sieg in Griechenland ein Wendepunkt sein. „Ganz sicher“, meinte Keller, „gibt das dem Team Auftrieb. Für das Selbstvertrauen war das Erfolgserlebnis enorm wichtig.“

Eine „Achterbahnfahrt“ nannte Julian Draxler den Auftritt beim Club des früheren Schalke-Trainers Huub Stevens, der „unter dem Strich“ zufrieden war, dass PAOK in der Europa League weitere internationale Erfahrung sammeln kann. „Schalke hat ja auch Qualität“, analysierte Stevens, der sich als fairer Verlierer zeigte.

Ihm war trotz des Tribünenverweises kurz vor der Pause durch seinen niederländischen Landsmann Björn Kuipers sogar zum Scherzen zumute: „Es ist nicht immer ein Vorteil, wenn der Schiedsrichter dieselbe Sprache spricht“, meinte Stevens. Er hob hervor, dass seine Elf nach Toren von Stefanos Athanasiadis (53.) und Kostas Katsouranis (79.) bei einer Großchance von Miroslav Stoch kurz darauf sogar den Siegtreffer hätte erzielen können: „Oft sind es nur Kleinigkeiten, die in so einem Spiel entscheiden.“

„Zauberfußball“ habe man nach den zuletzt gezeigten Leistungen nicht erwarten können, befand Draxler, der wie Doppeltorschütze Adam Szalai (43./90.) dank seines eigenen Treffers (67.), der Vorlage zum 3:2 und des von Keller hochgelobten Defensiveinsatzes maßgeblich am Sieg beteiligt war. „Der Druck war enorm. Ich bin überglücklich, dass wir es geschafft haben, auch wenn es unnötig spannend war. Wir müssen daran arbeiten, in den kommenden Wochen auch mal die Null zu halten“, sagte er - froh darüber, dass der Zittersieg trotz Gelb-Rot für Jermaine Jones (64.) gelang.

In der Liga wird Jones dabei sein, und auch einem Einsatz von Szalai gegen Leverkusen am Samstag steht nichts im Wege. Die Handverletzung, die sich der Ungar vor der Partie in Thessaloniki zugezogen hatte, entpuppte sich bei einer Computertomographie nicht als Kahnbeinbruch, sondern als Knochenödem. Szalai muss nicht operiert werden, sondern wird konservativ behandelt, teilte der Club am Mittwochnachmittag mit. Der Stürmer kann normal trainieren. „Ich bin sehr glücklich, dass es nichts Schlimmeres ist“, meinte Szalai.