Spaniens Clubs dominieren im Europapokal

Madrid (dpa) - Die Spanier dominieren den Fußball wie nie zuvor. Die Nationalelf ist Welt- und Europameister, die Vereine aus der Primera División beherrschen in den höchsten europäischen Wettbewerben die Konkurrenz in einer beispiellosen Art und Weise.

Erstmals seit Einführung der Champions League 1992 stehen fünf spanische Clubs in den Halbfinals der Königsklasse und Europa League. Der FC Barcelona und Real Madrid zogen in die Vorschlussrunde der Champions League ein, Athletic Bilbao, Atlético Madrid und der FC Valencia erreichten die Runde der letzten Vier im Nachfolge-Wettbewerb des UEFA-Pokals. Diesen taufte die Sportzeitung „Marca“ kurzerhand in „Spanish League“ um. „Noch nie hat ein Land den Fußball auf dem alten Kontinent so eindeutig beherrscht, wie Spanien dies jetzt tut“, betonte das Konkurrenzblatt „As“.

In beiden Wettbewerben sind sogar rein spanische Endspiele denkbar: Barça gegen Real in der Eliteliga und Bilbao gegen Atlético oder Valencia in der Europa League. „Der spanische Fußball ist eine Freude“, sagte Raúl nach dem Ausscheiden seines Schalker Teams in Bilbao.

Für die von Massenarbeitslosigkeit und Schuldenkrise geplagten Spanier ist der Siegeszug ihrer Fußballer eine willkommene Ablenkung. „Wer redet da von einer Krise?“, fragte die Zeitung „El Mundo“. „Im Fußball gibt es keine. Fußballerisch ist Spanien fast so groß wie ganz Europa.“ Von den acht Plätzen in den beiden Halbfinals gingen nur drei an nicht-spanische Vereine, nämlich an Bayern München, den FC Chelsea und Sporting Lissabon.

„Immerhin gibt es etwas, das in unserem Land funktioniert: der Fußball“, betonte Alfredo Relaño, Chefredakteur von „As“. „Der Fußball bringt zwar keinen Ausweg aus der Krise, aber er bereitet uns eine paar Freuden, die wir dringender nötig haben als je zuvor.“ Allerdings räumt der renommierte Sportjournalist ein, dass die hoch verschuldeten spanischen Clubs nicht ganz krisenfrei sind: „Nun könnten Leute kommen und behaupten, dass es Vereine einfacher haben, gute Fußballer unter Vertrag zu nehmen, wenn sie ihre Steuern ans Finanzamt nicht zahlen. Leider ist dieser Vorwurf berechtigt.“

Sportlich erlangten die spanischen Clubs ihre jüngsten Erfolge mit völlig unterschiedlichen Methoden. Eine einheitliche „spanische Spielweise“ gibt es nicht. Der FC Barcelona setzt auf Fußballer aus dem eigenen Nachwuchs und pflegt ein ausgefeiltes Kurzpass-Spiel mit einem Maximum an Ballbesitz. Dagegen holt Real Madrid seine Stars vornehmlich aus anderen Vereinen und hat seine größte Stärke in schnellen Konterangriffen. Bilbao versucht, sich dem Barça-Stil anzunähern, dagegen orientieren Atlético Madrid und der FC Valencia sich eher an der Spielweise von Real.