Triumph in Champions League Trotz Personalmisere: Dortmund feiert 2:1-Sieg in Lissabon
Lissabon (dpa) - Borussia Dortmund hat seiner enormen Personalmisere getrotzt und einen großen Schritt Richtung Achtelfinale in der Champions League gemacht. Auch ohne neun verletzte Profis gewann der BVB das erste von zwei mutmaßlichen Schlüsselspielen gegen Sporting Lissabon mit 2:1 (2:0).
Damit verteidigten die Dortmunder die Tabellenführung in der Gruppe F. Pierre-Emerick Aubameyang (9. Minute) und Julian Weigl (43.), dem sein erstes Pflichtspieltor als Profi gelang, sorgten am Dienstagabend vor 46 609 Zuschauern im Estadio José Alvalade für den verdienten Sieg. Bruno Cesars Gegentor (67.) blieb ohne Auswirkungen. Bei noch zwei ausstehenden Heimspielen hat das Team von Trainer Thomas Tuchel beste Chancen aufs Überwintern in der Königsklasse.
„Wir müssen es jetzt zu Hause zu Ende bringen“, meinte Sportchef Michael Zorc zur hervorragenden Ausgangssituation. Angesichts der vielen Ausfälle sei das Team zusammengerückt, lobte der Ex-Profi. „Man hat gesehen, dass jeder alles rausgeholt hat aus seinem Körper. Wir müssen mit der Art und Weise zufrieden sein.“ Ein deutlicheres Ergebnis sei realistischerweise kaum drin gewesen. „Man konnte nicht erwarten, dass wir das hier total souverän runterspielen.“
Die erheblich ersatzgeschwächten Dortmunder bekamen es spielerisch mit einem Kontrahenten auf Augenhöhe zu tun. Die frühe Führung gab den Gästen zwar Selbstvertrauen, doch in der Defensive präsentierte sich Tuchels Mannschaft notorisch anfällig. Erst Weigl sorgte mit seinem ersten Profitreffer für etwas Ruhe im Dortmunder Lager. „Ich bin überglücklich, dass es endlich mal geknallt hat“, sagte Weigl zu dem Premierenerlebnis. Mario Götze lobte: „Wir haben einen guten Job gemacht, auch wenn wir zum Ende ein bisschen hektisch geworden sind.“ Die drei Punkte bezeichnete der Nationalspieler als „enorm wichtig“.
Einen gewissen Anteil am Dortmunder Erfolg hatte auch Referee Damir Skomina: Der Slowene hatte unmittelbar davor eine umstrittene Aktion des früheren Wolfsburgers Bas Dost gegen BVB-Torhüter Roman Bürki an der Grenze des Fünf-Meter-Raums abgepfiffen, den anschließenden Treffer von Sebastian Coates ließ er nicht gelten. „Zum Glück hat er gepfiffen“, sagte Bürki dazu, sah sich aber im Recht. Statt des Ausgleichs fiel wenig später das 2:0.
In puncto Offensivpower zeigten sich die Westfalen diesmal wieder wesentlich besser aufgelegt als zuletzt in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen (0:2) und Hertha BSC (1:1). Mit zielgerichteten Angriffen und gewachsener Spielkultur brachten die Dortmunder die Portugiesen immer wieder in Bredouille, allein die Abschlussstärke fehlte ein ums andere Mal. Das galt speziell für Aubameyang, der allein in der ersten Halbzeit dreimal beste Möglichkeiten nicht verwerten konnte (18./34./36.), sich dafür aber gleich zum Auftakt einmal eiskalt präsentierte. In Sprintermanier überrannte der Gabuner zunächst Gegenspieler Ruben Semedo - und überwand dann mit einem punktgenauen Lupfer den verdutzten Keeper Rui Patricio.
Wie schon beim 6:0-Kantersieg im ersten Gruppenspiel bei Legia Warschau nutzte der BVB damit gleich seine erste Chance zur frühen Führung. Was folgte, waren Torraumszenen en masse auf beiden Seiten - und auch immer wieder enorm glückliche Momente für den BVB. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff lief der Brasilianer Elias mit einem Mal Felix Passlack davon und auf Bürki zu - der Schweizer aber konnte retten. Und wenig später erneut jubeln: Aus Ferndistanz beobachtete er Weigls sehenswerten Schlenzer ins lange Eck.
In der Pause heizte der Stadionsprecher den Sporting-Fans ordentlich ein, doch den Schwung von den Rängen konnten die Portugiesen zunächst nichts aufs Feld übertragen. Die Dortmunder agierten souveräner, bis ein folgenschwerer Fehler von Marc Bartra die Gastgeber wieder hoffen ließ. Ohne Not setzte der Verteidiger seinen Torwart mit einem miesen Rückpass unter Druck. Bürki blieb keine andere Wahl, als mit den Händen zum Ball zu gehen - den fälligen indirekten Freistoß aus acht Metern verwertete Bruno Cesar mit einem brachialen Schuss. Dortmunds Christian Pulisic (78.) vergab in einem heißen Schlussfinish mit einem Lattentreffer die Entscheidung - doch es reichte zum Sieg.