Champions League Und sie lieben ihn doch - „Ein Denkmal für Ronaldo“

Madrid (dpa) - Cristiano Ronaldo ist in dieser Saison häufig gescholten worden, aber nun haben die Fans von Real Madrid den Portugiesen wieder lieb.

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„Warum sollte ich Dich nicht lieben?“, sangen die Zuschauer nach Reals 3:0-Sieg über den VfL Wolfsburg. Mit dem Vers aus der umgedichteten Vereinshymne meinte das Publikum im Bernabéu-Stadion natürlich den Torjäger, der die Madrilenen mit seinem Dreierpack im Viertelfinalrückspiel zum sechsten Mal nacheinander in die Runde der besten Vier geschossen hatte.

„Nicht schlecht, was?“, meinte der Dreifachschütze verschmitzt und freute sich, dass er seine Kritiker wieder einmal eines Besseren belehrt hatte. „Immer wieder werde ich kritisiert, aber in meinem Alter kann mir das nichts mehr anhaben. Wenn es darauf ankommt, bin ich zur Stelle.“

Vor lauter Freude darüber, dass Real dank seiner Treffer die 0:2-Schlappe aus dem Hinspiel wettgemacht hatte, kam Ronaldo mit dem Zählen seiner Treffer durcheinander. „Es war eine perfekte Nacht. Ich habe zwei Tore geschossen“, sagte der Superstar. Als er von einem Reporter korrigiert wurde, musste der 31-Jährige lachen. „Ach ja, drei ...“, sagte er und fügte witzelnd hinzu: „Dafür dass dies für uns eine verkorkste Saison sein soll, läuft es doch nicht schlecht.“

Ronaldo amtierte nicht nur als Torschütze vom Dienst, er hatte gegen Wolfsburg auch die Rolle des Chefs übernommen. Er hatte die Mannschaft vor dem Spiel auf eine Aufholjagd und einen „magischen Fußballabend“ eingeschworen; vor dem Anpfiff richtete er mahnende Worte an jeden einzelnen Teamkameraden; während des Spiels kämpfte er um jeden Ball und ermunterte immer wieder die Zuschauer auf den Rängen, die Mannschaft anzufeuern.

„Ronaldo war der König des Abend“, konstatierte die Zeitung „El País“. Das Sportblatt „Marca“ forderte: „Man sollte ihm ein Denkmal errichten.“ Die Konkurrenzzeitung „As“ dichtete für den Fußballgott das Vaterunser um: „Cristiano Ronaldo der Du bist im Himmel“, überschrieb das Blatt einen Kommentar.

Schon nach 17 Minuten hatte Ronaldo (16./17.) mit zwei Treffern in weniger als 120 Sekunden den Vorsprung der Wolfsburger aus dem Hinspiel wettgemacht. Nach dem Wechsel verwandelte er einen Freistoß (76.) zum 3:0. Bevor der Portugiese sich den Ball zurecht gelegt hatte, war Real-Torwart Keylor Navas 80 Meter weit zu dem Schützen gesprintet und hatte ihm etwas ins Ohr geflüstert.

Der Keeper wollte nicht sagen, welchen Tipp er Ronaldo gegeben hatte. Der Angreifer gab das Geheimnis später preis. „Er sagte mir, ich solle langsam anlaufen“, verriet Ronaldo. Allerdings hatte er auch das Glück auf seiner Seite, weil sich im entscheidenden Augenblick eine Lücke in der Wolfsburger Abwehrmauer auftat. In der bisherigen Saison der europäischen Meisterklasse erzielte der Portugiese 16 Treffer, einen weniger als die von ihm selbst aufgestellte Bestmarke. Der ehemalige Weltfußballer ist mit 93 Toren auch Rekordschütze der Königsklasse.

Real-Trainer Zinédine Zidane verschlug es fast die Sprache. „Was soll ich zu Cristiano sagen?“, suchte der Franzose nach Worten, stellte dann aber fest: „Er beweist, dass er der beste Fußballer der Welt ist. Es gehört etwas dazu, in so einem Spiel drei Tore zu schießen.“ Zidane dürfte mit dem Einzug ins Halbfinale eine Zentnerlast vom Herzen gefallen sein. Bei einem Ausscheiden hätte es eine Aufruhr bei Real gegeben, und die Zukunft des einstigen Weltklassefußballers als Trainer der Königlichen wäre infrage gestellt worden. „Das war der schönste Abend in meiner Trainerlaufbahn“, meinte Zidane erleichtert.