Völler sorgt sich um Fußball-Europa

Leverkusen (dpa) - Beginnt bei Bayer Leverkusen schon wieder die fast traditionelle Rückrunden-Misere? Fußball-Sportchef Rudi Völler wirkte schon ein wenig erschrocken nach dem 2:2 von Augsburg.

Wieder nicht gewonnen, in der Tabelle von Rang drei nach der Hinrunde auf den sechsten Platz abgerutscht. Das ist eindeutig zu wenig, um den hohen Eigenansprüchen des Vereins gerecht werden zu können. Das Ganze tue „im Moment sehr weh“, befand Völler.

„Natürlich habe ich Sorge um die europäische Qualifikation“ - Völler weiß, dass die Situation aktuell alles andere als behaglich ist. Das Mindestziel Europa League ist zwar realistisch. Das Wunschvorhaben Völlers und seiner Mitstreiter, direkt in die Königsklasse zu kommen und wieder um Champions-League-Millionen zu spielen, scheint aber akut gefährdet.

„Die Chance und die Wahrscheinlichkeit, dass wir es schaffen, sind da“, fügte Völler fast trotzig hinzu. Klar ist aber auch: Bayer spielt nicht mehr den Fußball der Vorrunde, „ein paar Dinge funktionieren nicht so gut, wie wir es gerne hätten“, vertraute der Bayer-Sportchef dem TV-Sender Sky an. Defizite im Team von Chefcoach Roger Schmidt machte Völler speziell in der Chancenverwertung aus: Der einstige Torschützenkönig Stefan Kießling hat in dieser Erstligasaison erst viermal getroffen.

Die Vergangenheit lehrt Völler und Co. eines: Die Rückrunden waren zumeist eine große Herausforderung, egal, mit welchem Trainer. 2013/14 belegte Bayer in der Spezialtabelle der zweiten Serie den achten Platz, 2009/10 war es Rang sieben. Immerhin gelang in den vergangenen vier Spielzeiten zweimal die Achtelfinal-Teilnahme in der Königsklasse; zudem war Bayer an der Europa League 2012/13 (Zwischenrunde) und 2010/11 (Achtelfinale) beteiligt.

„Du musst an dein Konzept glauben“, postuliert Völler. Und dieses Konzept hat eigentlich eine klare Handschrift: die von Roger Schmidt, der von seinem Team vor allem fußballerischen Glanz fordert. Man müsse einfach von den Dingen, die sich unter dem Bayer-Kreuz entwickeln, überzeugt sein, meinte Völler. „Und wir sind von ihnen überzeugt“, ergänzte er. In Schmidt und in den aktuellen Kader haben die Bayer-Verantwortlichen laut Völler „totales Vertrauen“.

Daran ändert auch der mäßige Start in die zweite Halbserie nichts. In Bremen (1:2) und gegen Wolfsburg beim verrückten 4:5 gab es Niederlagen; der Erfolg in Berlin ist bislang der einzige im Nach-WM-Jahr. Und nicht erst nach dem Remis von Augsburg wurden in Kreisen der Leverkusener Profis Stimmen laut, die eines klarmachten: Bayer lässt momentan zu viele Chancen liegen. „Am letzten Rädchen sind wir noch“, kommentierte Kapitän Simon Rolfes dieses Manko.

Völler und auch Schmidt wissen: Die Entwicklung der Bayer-Mannschaft hin zu einem Top-Team braucht Zeit. „Wir gehen da durch eine sehr harte Schule in dieser Saison und müssen daran wachsen“, meinte der Bayer-Chefcoach. Rolfes spricht gleichfalls von einem „Lernprozess“ - und der ist nunmal nicht von jetzt auf gleich beendet.