Der Weltmeister gefordert: „Hexenkessel“ in Tiflis
Tiflis (dpa) - Die Fußball-Weltmeister sind gefordert. Nicht nur Bundestrainer Joachim Löw hat drei Punkte am Abend (18.00 Uhr) in Georgien fest eingeplant in der bislang so holprigen Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft 2016.
„Wir müssen das Feuer zünden, das wir brauchen, um dieses Spiel zu gewinnen“, forderte Löw vor dem Auswärtsspiel im ausverkauften Nationalstadion von Tiflis. Die Deutsche Presse-Agentur blickt auf einige Schlaglichter im ersten Pflichtspiel des Jahres.
AUSGANGSLAGE: Mit sieben Zählern aus den ersten vier Partien belegt die deutsche Mannschaft in Gruppe D lediglich Platz drei hinter Polen (10) und den punktgleich Iren. Das genügt nicht dem Selbstverständnis eines Weltmeisters, wie Löw betonte: „Unser Anspruch ist nicht, einfach nur in dieser Gruppe mitzuschwimmen, sondern diese Gruppe zu gewinnen.“ Von sechs möglichen Punkten gegen die Konkurrenten Polen und Irland habe man zuletzt im Herbst nur einen geholt, erinnerte Toni Kroos in Tiflis. „Es ist klar, dass wir damit nicht zufrieden sind“, sagte der Profi von Real Madrid. Nur der Gruppenerste und -zweite lösen direkt das Ticket zur EM-Endrunde in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli 2016).
PERSONAL: Löw kann wieder auf zahlreiche ausgeruhte Weltmeister zurückgreifen. Das Bayern-Quartett Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Thomas Müller und Jérôme Boateng hatte er beim 2:2 gegen Australien ebenso pausieren lassen wie Kroos und den Dortmunder Mats Hummels. Erstmals seit dem WM-Finale in Brasilien wird der 30 Jahre alte Schweinsteiger das Team in einem Länderspiel anführen. „Es ist ein wichtiges Zeichen in der Mannschaft, dass der Kapitän wieder an Bord ist“, erklärte Löw.
AUSRICHTUNG: Die heißt Angriff. Die Aufstellung werde offensiv ausgerichtet sein, sagte der Bundestrainer. „Wir brauchen Spieler, die weit vorne agieren können, die Abwehrspieler binden, die in die Tiefe gehen.“ Götze, Reus, Müller - der Bundestrainer wird das Beste vom Besten unter seinen Offensivakteuren aufbieten. Und er erwartet höchste Einsatzbereitschaft der gesamten Mannschaft: „Wir müssen in der Lage sein, offensiv in viele Laufwege zu investieren.“ Bislang haperte es in der Qualifikation mit dem Toreschießen. Nur sieben Treffer gelangen, vier davon erzielte Thomas Müller. „Ich glaube, an fehlender Torgeilheit liegt es nicht“, bemerkte Löw.
ATMOSPHÄRE: Der Bundestrainer erwartet einen „Hexenkessel“ im mit knapp 55 000 Zuschauer voll besetzten Nationalstadion von Tiflis. „Für Georgien ist es das Spiel des Jahrzehnts gegen den Weltmeister“, sagte Löw voraus. „Jeder Ball, der von den georgischen Spielern nach vorne geschlagen wird, wird bejubelt werden.“
GEORGIEN: Für Mittelfeldspieler Kroos ist der Gegner „eine Wundertüte“. Man wisse nicht wirklich, was in Georgiens Team drinstecke. Klar sei nur: „Es liegt an uns, wie gut Georgien ist.“ Löw bescheinigte der Nummer 126 der Weltrangliste immerhin, gut verteidigen und gut kontern zu können. Konzentrierte und engagierte Arbeit sei angesagt: „Es ist eine Mannschaft, die man erst mal niederringen, niederspielen und niederkämpfen muss.“
SPIELSYSTEM: Löw ließ offen, ob er in der Abwehr erneut mit der Dreierkette experimentiert oder auf die bewährte Viererreihe setzt. Das System sei nicht entscheidend im Fußball, sagte der 55-Jährige zur aufgeregten Debatte. Die taktische Ausrichtung orientiere sich mehr daran, wer welche Aufgaben auf dem Spielfeld erfüllen müsse. Man stelle sich auf einen defensiv ausgerichteten Gegner ein, sagte Löw. Das könnte auch für nur drei nominelle Verteidiger sprechen. Kroos: „Entscheidend ist, dass wir Georgien wieder als Sieger verlassen.“