FIFA-Milliarden-Angebot DFB-Chef Grindel fordert Informationen von Infantino

Berlin (dpa) - Der Konflikt um die Zukunft der internationalen Turniere im Weltfußball spitzt sich zu.

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Nach dem Wirbel um das mysteriöse 25-Milliarden-Angebot fordert Europas Fraktion um DFB-Präsident Reinhard Grindel Details von FIFA-Chef Gianni Infantino über den möglichen Verkauf von Club-WM und Global Nations League an ein Konsortium. „Alle Vertreter der UEFA im Council haben darum gebeten, uns schriftlich die Eckdaten dieses Vorschlags zu übermitteln, um welche Wettbewerbe es geht, wer die Bieter sind, welche Laufzeit das Angebot umfasst“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds in Berlin. „Bevor diese Informationen im Einzelnen vorliegen, macht es auch wenig Sinn das zu kommentieren.“

Im Kern geht es um die Frage: Wie sieht der internationale Kalender zukünftig aus, kann Infantino den Wunsch nach einer größeren Club-WM durchsetzen, kommt die Global Nations League?

Der Weltverbandspräsident hatte den Mitgliedern des FIFA-Councils bei ihrem Treffen Mitte März in Bogotá eine Offerte von Investoren für die beiden Turniere präsentiert. In diesen Plänen soll die FIFA einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge einen Anteil von 51 Prozent in der Unternehmung besitzen, die Geldgeber sollen Einnahmen von 25 Milliarden US-Dollar garantieren. Medienberichten zufolge kommen diese aus Saudi-Arabien, den USA, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Besonders brisant: Infantino soll von einer Frist von 60 Tagen zur Annahme des Angebots berichtet haben. Diese würde damit vor dem nächsten Treffen des Councils kurz vor Eröffnung der WM in Russland enden. Wie die Entscheidungsfindung weitergehen soll, ist wie so vieles noch unklar. „Wir können bestätigen, dass der FIFA-Präsident ein angebliches Angebot, um Rechte zu kaufen, beim Counciltreffen in Bogotá erwähnt hat“, teilte die Europäische Fußball-Union UEFA mit. Allerdings habe „Gianni Infantino keine konkreten Details“ genannt.

Es gebe aufgrund des Fehlens schriftlicher Informationen keine Entscheidungsgrundlage, betonte auch Grindel. „Was die Frage der Nations League angeht, haben wir ja bestehende Fernsehverträge, um nur ein Beispiel zu nennen. Da muss man schauen, ob es da überhaupt noch rechtliche Spielräume gibt. Insofern ist entscheidend zu wissen, über welche Zeiträume wir uns da unterhalten.“ Neben dem DFB-Chef sitzen noch sieben weitere europäische Vertreter im FIFA-Council.

Bei der Council-Sitzung hatte sich Infantino mit Plänen für eine Club-WM mit 24 Teams, die alle vier Jahre stattfinden soll, vorerst nicht durchsetzen können. Die Entscheidung über eine mögliche Reform des bislang mit sieben Mannschaften jährlich ausgerichteten Turniers wurde vertagt. Im Gespräch ist auch eine von der UEFA vorgeschlagene Global Nations League als eine Art Mini-WM für Nationalmannschaften.

Im Hintergrund geht es für UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und Infantino auch darum, im kommenden Jahr in ihren Ämtern bestätigt zu werden. Zudem steht die FIFA unter Druck, Umsätze zu generieren. Im Jahr 2016 musste der Weltverband einen Verlust von 369 Millionen Dollar (etwa 346 Millionen Euro) hinnehmen, 2017 wurden vorerst 189 Millionen Dollar als Defizit verbucht. Das Minus wurde zuletzt vor allem mit der Umstellung auf ein transparenteres Bilanzverfahren und der Aufarbeitung der Altlasten der Ära des früheren Präsidenten Joseph Blatter begründet. Für den kompletten WM-Zyklus rechnete die FIFA aber dennoch insgesamt mit einem Plus. Milliarden-Einnahmen kämen dennoch keinesfalls ungelegen.