„Ihr seid verrückt“ „Big Mo“ Modeste beschenkt Kölns „Panikorchester“

Köln (dpa) - Nach seinem goldenen Tor dachte Deutschlands derzeitiger Toptorjäger erst einmal an andere.

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Anthony Modeste schnappte sich im tosenden Jubel ein Trikot mit der „21“ und widmete seinen Abstauber zum 2:1-Sieg des 1. FC Köln nach Verlängerung gegen 1899 Hoffenheim dem verletzten Teamkollegen Leonardo Bittencourt.

„Wenn uns diese Woche etwas wehgetan hat, dann war es nicht die Niederlage, sondern die Verletzung vom Leo“, sagte Kölns Trainer Peter Stöger nach dem Einzug in das DFB-Pokal-Achtelfinale zum langfristigen Ausfall des Brasilianers, der sich nach der ersten Saisonniederlage bei Hertha BSC (1:2) im Training eine Bänderverletzung zugezogen hatte. „Das war mein Gefühl. Und offenbar war die Stimmung in der Mannschaft auch so, dass die Verletzung mehr wehtut als ein verlorenes Spiel. Die Spieler kommen gut miteinander aus.“

Sinnbild einer erfolgreichen verschworenen Gemeinschaft ist Modeste. Der 26 Jahre alte Franzose kam 2015 aus Hoffenheim in die Domstadt, erzielte in seinem ersten Jahr 18 Tore (15 Bundesliga/3 Pokal) und verlängerte im Sommer trotz anderer Angebote seinen Vertrag bis 2021. Das Siegtor gegen Hoffenheim war das zehnte im zehnten Pflichtspiel, mit acht Treffern führt Modeste in der Bundesliga-Torjägerliste.

Aus der Kabine schickte der Matchwinner dann Selfies mit den Kollegen via Twitter an Bittencourt und stimmte ihn auf das Achtelfinale am 7./8. Februar beim Hamburger SV ein, der am Sonntag zum Bundesliga-Spiel in Köln gastiert (17.30 Uhr). „Ihr seid verrückt. Bringt mich ruhig zum Weinen. Thank you, Big Mo, thank you boys. Effzeh Familie - sehen uns im Achtelfinale“, twitterte Bittencourt.

Dieser Spirit trug den 1. FC Köln einmal mehr zu einem Erfolgserlebnis. In den ersten 20 Minuten wollte kaum etwas gelingen, die Gastgeber gerieten gegen den bis dato ungeschlagenen Bundesligavierten aus Hoffenheim durch Benjamin Hübner (8. Minute) in Rückstand. Doch aufgepeitscht durch die Zuschauer drehten Marcel Risse mit einem Gewalt-Freistoß (36.) und Modeste in der ersten Minute der Verlängerung das Spiel.

Trainer Stöger monierte zwar, dass sein Team in den Schlussminuten wie ein „Panikorchester“ wirkte, war aber unter dem Strich zufrieden: „Diese Saison haben wir schon gegen richtig gute Mannschaften gezeigt, dass wir zurückkommen können — wie gegen Schalke, wie gegen Bayern. Wichtig ist die Überzeugung und der Wille, das umzusetzen und sich zuzutrauen. Das ist etwas, das unsere Mannschaft auszeichnet.“

Teamgeist hat 1899 Hoffenheim, in der Liga noch unbesiegt, unter Trainer Julian Nagelsmann bislang auch bewiesen. Der junge Coach kritisierte allerdings, dass einer seiner Profis für einen Bruch nach den „besten ersten 20 Minuten in dieser Saison“ gesorgt habe. „In der ersten Halbzeit gab es eine sehr auffällige Szene am gegnerischen Strafraum, die das Stadion geweckt hat. Namen werde ich nicht nennen“, sagte Nagelsmann. Er dürfte die Schwalbe des guten, aber zuweilen eigenwilligen Kerem Demirbay gemeint haben.