DFB-Pokalfinale: FC Bayern München - Borussia Dortmund Den Bayern gelingt Guardiolas Abschiedsinszenierung
Wie schon 2014 holt der Katalane das Double. In sieben Jahren gewinnt er 21 Titel - und weint in Berlin.
Berlin. 21 Titel in sieben Jahren, rechnete ihm einer der Journalisten im Bauch des Berliner Olympiastadions vor. Pep Guardiola fand das jetzt selbst ganz gut. „Im Schnitt drei Titel pro Jahr, nicht schlecht“, sagte er und lächelte verhalten, weil er ausgelassen gar nicht kann - selbst, wenn er das Ganze entgegen seiner Natur als Vollbad genommen hatte.
Mit Rumtänzelei am Spielfeldrand, innerem Hochdruck, Tränen auf dem Rasen, hochgeworfen von der Mannschaft in den Berliner Nachthimmel, nachdem Douglas Costa den letzten Elfmeter verwandelt hatte. Pep Guardiola war ein bisschen euphorisch, mehrmals musste er das Hemd richten und die Hose korrigieren, bei all diesen Umarmungen mit Lahm, Kimmich, Müller oder Ribéry. Immer Wertschätzung plus Abschied.
Es war ein Abend der größeren Bayern-Gefühle, auch wenn der Eindruck steht, das manches bei so viel Professionalität in Grenzen gesetzt bleibt. Der Schlussakkord hielt für den Katalanen seinen siebten Titel (drei Meistertitel, drei Pokalsiege und zwei Supercup-Siege) in Deutschland parat, von 161 Spielen hat Guardiola mit den Seinen 124 gewonnen. Nie war ein Trainer effizienter hierzulande. „Titel sind nur Zahlen“, sagte Guardiola einem TV-Mann, aber dieses zweite Bayern-Double nach 2014 ist nach drei Halbfinal-Niederlagen in der Champions League dann doch noch wichtig gewesen. Für Guardiola.
Auch, weil die „letzten fünf Monate nicht einfach gewesen sind“, wie der Katalane sagte. So viele Blicke hinter die Fassade des Trainers waren bislang nicht erlaubt. Seit seiner sachlichen Ankündigung, die Bayern Richtung Manchester City zu verlassen, seien ihm die Leute reservierter und kritischer begegnet. „Das habe ich nicht verstanden“, sagte er. Aber jetzt löste sich alles, jetzt „verlassen wir die Saison durch das große Tor“, sagte Thomas Müller, der mit den Kollegen immer wieder mit Macht angerannt war, aber 120 Minuten keine Lücke für einen Treffer fand. Ein Nervenspiel.
Kapitän Philipp Lahm, den Guardiola über die Maßen lobte („Er ist der erste Rechtsverteidiger, der ein Spiel bestimmt.“), überließ den Pokal auf dem Podest seinem Trainer. „Es war eine Riesenehre für mich. Es war die richtige Entscheidung von Pep.“ Ihn hatte die dritte Person erreicht, 21 Titel für eine einzige Person sind vielleicht auch ein bisschen viel. Dortmunds Trainer Thomas Tuchel, den Guardiola bei einem privaten Treffen in dessen Trainer-Auszeit an seiner Kenntnis hatte teilhaben lassen, sagte wertschätzend: „Die Wahrscheinlichkeit, gegen Bayern zu gewinnen, wird nicht gerade geringer, wenn Pep nicht mehr da ist.“
Und auch Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge befand, der Katalane habe verhindert, dass der Serienmeister nach den Erfolgen unter Jupp Heynckes 2013 in ein Loch gefallen sei. Nicht ohne Luft nach oben zu lassen für die Zeit unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti: „Was mich ein bisschen ärgert, ist, dass wir nicht noch eine Woche zusammenleben“, sagte Rummenigge. Eigentlich hätten wir es verdient, nächsten Samstag noch in Mailand zu sein.“ Beim großen Königsklassen-Endspiel sind die Bayern nur Zuschauer. Und Guardiola? Wird noch eine Woche in München sein, dann „in den Urlaub“ reisen - und von nun an nur noch an Manchester denken. Kein Zweifel. Die Tränen sind getrocknet.