Hoffenheim vor schwieriger Pokal-Mission
Frankfurt/Main (dpa) - Die Stimmung bei der TSG 1899 Hoffenheim ist in diesen Tagen genauso frostig wie das Wetter. Nach dem Wutausbruch von Holger Stanislawski am vergangenen Samstag steht der Trainer vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die SpVgg Greuther Fürth nun selbst in der Kritik.
„Es ist schwer, eine Linie zu erkennen. Bei Ralf Rangnick war zu sehen, dass er ein Pressing spielte“, meckerte Mäzen Dietmar Hopp in der „Rhein-Neckar-Zeitung“ über die fehlende taktische Ausrichtung des Fußball-Bundesligisten.
Die Aufgabe gegen den Aufstiegsanwärter aus dem Unterhaus am Mittwoch wird für die Elf aus dem Kraichgau zum Charaktertest. Bei einem Scheitern dürfte die Diskussion um den im Sommer als Hoffnungsträger verpflichteten Stanislawski, die der 42-Jährige selbst in Gang gesetzt hatte, weiter an Fahrt aufnehmen. „Wir müssen gegen Fürth gewinnen. Wer weiß, wann diese Chance wiederkommt“, forderte Hopp.
Der erstmalige Einzug ins Halbfinale würde der TSG wichtige Zusatzeinnahmen in Millionenhöhe garantieren, die der Verein dringend benötigt. Denn seit der Ankündigung von Hopp, spätestens 2014 den privaten Geldhahn für den Verein zudrehen zu wollen, sind die einstigen Emporkömmlinge zum Sparen gezwungen.
„Hoffenheim ist in einer schwierigen Phase. Wir müssen Kosten reduzieren, haben wahnsinnig an Qualität eingebüßt. Der größte Teil des Umbruchs ist vollzogen. Die Grenze ist aber auch erreicht, sonst wird es gefährlich“, mahnte Manager Ernst Tanner.
Dieses Argument lässt Milliardär Hopp als Gesellschafter und Vorsitzender des Beirates in Personalunion jedoch nur teilweise gelten. „Unser Etat ist gutes Mittelfeld. Wir haben nicht nur Spieler verloren, es sind auch Neuzugänge gekommen. Alle wussten doch, was uns erwartet. Dass uns Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic wahrscheinlich verlassen würden, war schon im Sommer abzusehen. Da muss man sich drauf einstellen“, erklärte Hopp.
Die dürftigen Auftritte wie zuletzt beim 2:2 gegen den FC Augsburg haben nicht nur bei ihm die Frage aufkommen lassen, ob „die Spieler die Köpfe frei haben“ oder ihnen vielleicht die Kraft fehlt. Der Druck auf Stanislawski ist jedenfalls so groß, dass der Coach seine zuvor von ihm noch heftig kritisierten Profis am Dienstag aus der Schusslinie nahm. „Ich führe keinen zur Schlachtbank“, sagte der Coach. Von den angekündigten Wechseln in der Startformation war keine Rede mehr. „Wir müssen abwarten, wer spielt“, erklärte Stanislawski ungewohnt wortkarg.
Fakt ist, dass Stanislawski bislang nicht für die erhoffte Aufbruchstimmung sorgen konnte. Vielmehr verweigern ihm Teile der Mannschaft bei der taktischen Umsetzung die Gefolgschaft. Dies ist auch dem Manager nicht verborgen geblieben: „Wenn sich drei beim Pressing verweigern, geht nichts mehr.“
Den Trainer stellt er deshalb aber (noch) nicht infrage. „Stani ist sehr emotional, deshalb haben wir ihn geholt. Er macht einen tollen Job“, sagte Tanner. Auch Torhüter Tom Starke stellte sich vor Stanislawski: „Wir mögen ihn alle sehr und wollen weiter mit ihm arbeiten. Wir haben einiges gutzumachen.“