Offenbach will nächste Pokal-Sensation
Offenbach (dpa) - Womit soll man anfangen in einer Geschichte über Kickers Offenbach? Mit dem DFB-Pokal-Sieg 1970, der bis heute eine der größten Überraschungen in der Geschichte dieses Wettbewerbs ist?
Offenbach (dpa) - Womit soll man anfangen in einer Geschichte über Kickers Offenbach? Mit dem DFB-Pokal-Sieg 1970, der bis heute eine der größten Überraschungen in der Geschichte dieses Wettbewerbs ist?
Oder dem traurigen Rekord von 106 Gegentoren in nur einer Saison, als dieser Traditionsverein 1983/84 zuletzt in der Fußball-Bundesliga spielte? Bei der Pokal-Sensation gegen den späteren deutschen Meister Borussia Dortmund stand der Bieberer Berg 2010 noch einmal Kopf. Aber nur drei Jahre später hieß es dann: Zwangsabstieg aus der 3. Liga, Willkommen in der Insolvenz.
All diese Episoden zeigen, dass es vor allem zwei Konstanten in der bewegten Historie des OFC gibt: das ständige Auf und Ab zwischen großem Jubel und noch größerem Drama. Und dass es immer wieder der DFB-Pokal ist, der diesem Club neue Hoffnung gibt, wenn er mal wieder in der Bedeutungslosigkeit steckt. Am Dienstag spielt der Viertligist gegen den alten Südwest-Rivalen Karlsruher SC. „Der Bieberer Berg wird brennen“, sagte Trainer Rico Schmitt am Montag. „Wir wollen versuchen, an die große Pokal-Tradition von Kickers Offenbach anzuknüpfen.“
Der frühere Verein von Otto Rehhagel, Rudi Völler oder Uwe Bein ist so etwas wie der ewige Pokalschreck des deutschen Fußballs. 1990 erreichten die Kickers als Drittligist das Halbfinale (0:1 gegen Kaiserslautern). 2013, im Jahr des Lizenzentzugs, war erst in der Runde der letzten Acht gegen den VfL Wolfsburg Schluss (1:2).
Das Insolvenzverfahren ist zwar noch immer nicht abgeschlossen. Aber in der Stadt gibt es mal wieder so etwas wie eine Fußball-Euphorie. Seit 14 Pflichtspielen sind die Kickers ungeschlagen. In der ersten Pokal-Runde warfen sie den jetzigen Zweitliga-Tabellenführer FC Ingolstadt raus, in der Regionalliga Südwest stehen sie mittlerweile selbst an der Spitze. Schmitt verglich sein Team unlängst mit einer „Dampfwalze“, die langsam Fahrt aufgenommen hat. „Wir sind kein Sparringspartner für Karlsruhe, damit sie am Freitag ihr nächstes Zweitliga-Spiel gegen Sandhausen besser bestehen“, sagte Schmitt.
Der 46-Jährige ist schmerzhaft vertraut mit dem oft unruhigen Innenleben eines Traditionsvereins. 2010 führte er Erzgebirge Aue in die 2. Bundesliga zurück, er wurde als Aufsteiger Herbstmeister und Tabellenfünfter - und neun Monate später entlassen. Beim OFC stand er auch schon auf der Kippe, aber während des Insolvenzverfahrens konnte das Präsidium nicht am Insolvenzverwalter vorbei in die Belange der Profi GmbH eingreifen. Eine typisch Offenbacher Geschichte ist das, über die aber fast niemand mehr spricht. Denn mittlerweile hat Schmitt aus 25 neuen Spielern seit dem Sommer 2013 ein hoffnungsvolles Team geformt.
„Es gibt hier eine klare Tendenz“, sagt der Trainer über die Aufbauarbeit der vergangenen knapp anderthalb Jahre. „Wir haben hier mit Ruhe und Geduld, mit ein bisschen Spucke, aber auch mit Augenmaß eine Mannschaft aufgebaut.“ 15 000 Zuschauer sollen gegen Karlsruhe kommen: „Das zeigt, wonach sich die Zuschauer hier sehnen in Offenbach. Sie wollen Top-Fußball.“