VfB-Pokal-Held Ulreich träumt vom Nationalteam

Sven Ulreichs großer sportlicher Wunsch wird bis Weihnachten nicht in Erfüllung gehen. Der neue Star des VfB Stuttgart will auch in der Nationalmannschaft das Tor hüten. Mit sensationellen Rettungstaten hielt „Ulle“ den Achtelfinal-Erfolg gegen den HSV fest.

Stuttgart (dpa) - Bundestrainer Joachim Löw hat sich noch nicht gemeldet. Dennoch hegt Stuttgarts Schlussmann Sven Ulreich weiterhin die Hoffnung auf eine Berufung in den EM-Kader. „Mein Traum ist es, für die Nationalmannschaft zu spielen“, sagte der Pokal-Held, der beim glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg seines VfB gegen den Hamburger SV mit mehreren Glanztaten den größten Anteil am Viertelfinal-Einzug hatte. „Sven war bärenstark“, betonte Doppeltorschütze Cacau (22. und 62. Minute). Trainer Bruno Labbadia lobte den Torwart: „Vor allem muss man Ulle herausheben. Ein Riesenkompliment an ihn.“

Es mutet schon merkwürdig an, dass der seit Monaten in bestechender Form auftrumpfende Ulreich auch am Mittwochabend der einzige Nicht-Nationalspieler in der Stuttgarter Startformation war. Nicht nur im VfB-Umfeld wächst die Forderung an Löw, den 23-Jährigen endlich zu testen. „Ich will da keinen Ballon starten lassen“, versicherte zwar VfB-Sportdirektor Fredi Bobic, brachte den Keeper aber doch programmgemäß in die Diskussion. Ulreich selbst wollte zu diesem Thema keine Forderungen stellen: „Da sind die Herren des DFB gefragt. Ich konzentriere mich auf meine Leistung.“

Die war gegen den HSV perfekt: Gleich dreimal verhinderte Ulreich innerhalb von zehn Minuten den scheinbar sicheren Ausgleich in 1:1-Situationen gegen Robert Tesche (70.), Paolo Guerrero (75.) und Mladen Petric (79.). Auch zuvor hatte er mehrfach prima pariert, war nur bei William Kvists Eigentor (54.) machtlos gewesen. „Der VfB hat einen sehr guten Torwart“, sagte Hamburgs Trainer Thorsten Fink nach der ersten Niederlage unter seiner Regie. „Ulle hat ein fantastisches Jahr nach schwierigem Anfang gespielt“, bescheinigte Labbadia seiner Nummer 1. Das Fachblatt „Kicker“ verteilt an Ulreich regelmäßig Bestnoten und führt ihn in seiner Rangliste mit einem Durchschnittswert von 2,59 als Klassenprimus.

„Wir haben nie an seiner Qualität gezweifelt“, versicherte Labbadia. Doch bei vielen Fans war Ulreich in der Vorsaison lange umstritten. „Es wird Zeit, dass er jetzt Anerkennung findet“, mahnte der Manager. Nach dem Cup-Coup feierte die gesamte Cannstatter Kurve lautstark den neuen Stuttgarter Star mit Sprechgesängen. Der genoss das Bad in der Menge sichtlich und wurde von seinen Teamkollegen als Dank für seine sensationelle Leistung extra vorgeschickt.

Auch durch die quälenden Debatten um den zunächst an Bayer Leverkusen ausgeliehenen, inzwischen aber für rund neun Millionen Euro vom Werksclub verpflichteten Konkurrenten Bernd Leno ließ sich Ulreich nicht verunsichern. „Ich weiß, was ich kann und was in mir steckt“, sagte er selbstbewusst. Unter dem VfB-Torwarttrainer Andreas Menger habe er sich stetig weiterentwickelt. „Ich bin erfahrener und sicherer geworden“, beschrieb er sich selbst. „Aber es steckt noch mehr in mir drin.“

Ob ein weiterer Leistungssprung reicht, um als Nummer 3 zur EM mitfahren zu dürfen, erscheint eher unwahrscheinlich. Reiseführer für Polen und die Ukraine hat Ulreich jedenfalls noch nicht gekauft. Als nächstes Reiseziel gab er die deutsche Hauptstadt an: „Wir wollen nach Berlin und den Pott holen.“ Angesichts von Viertelfinal-Gegner Bayern München wird das schwierig genug. Bobic ließ sich durch das sportlich eher problematische Los nicht beirren: „Wenn man den Pokal gewinnen will, weiß man im Vorhinein schon, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Bayern aus dem Weg räumen muss. Wir freuen uns, dass es ein Heimspiel geworden ist.“