DFB-Präsidium entscheidet über Leistungszentrum
Frankfurt/Main (dpa) - Nach jahrelangen Debatten und Planspielen soll nun der offizielle Beschluss her: Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) will bei seiner Sitzung über ein zentrales Leistungszentrum für den größten Sportfachverband der Welt entscheiden.
Längst ist klar, dass dieses in Frankfurt/Main gebaut werden soll. Mit dem Angebot, das Gelände der derzeitigen Pferderennbahn in Niederrad in unmittelbarer Nähe der DFB-Zentrale dafür zu nutzen, hat die Stadt dem DFB eine Steilvorlage gegeben.
Das Projekt wird seit Jahren von Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff forciert, der dafür einst ein Konzept erstellt und in Bundestrainer Joachim Löw einen großen Unterstützer hat. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach spricht von einem „beeindruckenden Angebot“ der Stadt Frankfurt, als Standort wurde die Stadt von ihm schon länger favorisiert.
Andere europäische Fußball-Nationen haben ähnliche Camps: Frankreich das „Technique National du Football“ im Pariser Vorort Clairefontaine-en-Yvelines, als Treffpunkt der Nationalmannschaft vor Länderspielen und mit einem Eliteinternat. England eröffnete 2012 in Burton-upon-Trent den 130 Millionen Euro teuren St. George's Park.
Der Spanische Fußball-Verband RFEF hat die „Ciudad del Fútbol“ (Stadt des Fußballs) vor den Toren Madrids in Las Rozas mit Verbandssitz und als Trainingsstätte. 2003 wurde es eröffnet, Kosten: etwa 42 Millionen Euro. Der RFEF schlägt sich übrigens seitdem mit Prozessen herum: Das Madrider Oberlandesgericht hatte 2004 entschieden, dass die Vergabe des Grundstücks durch die Stadt illegal war, weil damals gegen Bebauungspläne verstoßen wurde.
In Frankfurt soll der DFB ein Drittel des 45 Hektor großen Rennareals von der Stadt auf Erbpacht über 99 Jahre erhalten - offenbar zu einem symbolischen Betrag. Die Bankenmetropole würde die Ansiedlung eines DFB-Kompetenzzentrums „außerordentlich begrüßen“, sagte Bürgermeister Olaf Cunitz. Möglicher Baubeginn wäre 2016, denn 2015 sollen auf der Bahn, in deren innerem Areal ein Golfplatz liegt, noch Galopprennen durchgeführt werden. 2018 könnte das Projekt vollendet sein.
Umstrittenster Punkt des Trainings- und Ausbildungszentrums sind die Kosten. Die waren ursprünglich auf 40 Millionen taxiert worden, sollen inzwischen aber deutlich heruntergeschraubt worden sein. Schließlich müssen die Investitionen den 6,8 Millionen Mitgliedern des DFB vermittelt werden - vor allem den Landesverbänden. Denn die haben wie in Hennef, Steinbach, Malente, Saarbrücken und Ruit eigene Sportschulen und fürchten um deren Zukunft.
In Frankfurt, in unmittelbarer Nähe zur Commerzbank Arena und etwa einen Kilometer von der DFB-Geschäftsstelle in der Otto-Fleck-Schneise entfernt, sollen künftig nicht nur die A-Nationalmannschaft und Junioren-Auswahlteams regelmäßig ihr Quartier aufschlagen. In Niederrad angesiedelt werden sollen auch die Trainer- und Schiedsrichter-Ausbildung, wissenschaftliche und medizinische Einrichtungen sowie ein Fitness- und Reha-Zentrum.
Der DFB hatte vor über einem Jahr seinen Generalsekretär Helmut Sandrock mit einer Projektgruppe für das „Kompetenzzentrum“ beauftragt. Der Businessplan und die Machbarkeitsstudie, an der auch externe Experten wie der Berliner Architekt Hans-Peter Achatzi mitarbeiteten, werden nun dem DFB-Präsidium vorgestellt.