1:1 gegen Spanien: Italien trotzt Wett-Krise
Kein Sieger beim offenen Schlagabtausch mit Titelverteidiger Spanien.
Danzig. Danzig hatte sich eingedeckt für den Fußball-Leckerbissen, einen echten Klassiker: Der amtierende Welt- und Europameister gegen den vierfachen Weltmeister — die erfolgsgewöhnten Spanier gegen die wegen des Wettskandals angeblich in einer tiefen Krise steckenden Italiener.
1:1 stand es am Ende. Zumindest in der zweiten Halbzeit erlebten die 40 000 Zuschauer ein vorzügliches Fußball-Menü.
Die Namen sollten alleine für Qualität bürgen, doch die zunächst ohne echten Stürmer angetretenen Spanier — David Villa fehlt verletzt, Fernando Torres saß nur auf der Bank — taten sich von Anfang an schwer gegen die keineswegs nur mauernden Italiener, die immer besser ins Spiel fanden.
Spaniens Iker Casillas musste in der 36. Minute ziemlich beweglich sein, um den Schuss des Turiners Marchisio gerade noch um den Pfosten zu drehen. Zuvor hatte bereits Antonio Cassano knapp das Gehäuse verfehlt, und als Thiago Motta mit viel Platz zum Kopfball kam, hatten die Spanier Glück, dass sie mit einem Unentschieden in die Pause gehen konnten.
Ihr Problem: Der verletzte Carles Puyol fehlte als Abwehrchef. Barcas Piqué konnte ihn zu keiner Zeit ersetzen.
Irgendetwas Richtiges musste Trainer Vincent Del Bosque seinen Mannen zur Pause gesagt haben, denn die Spanier spielten nun mit mehr Zug zum Tor und das im ICE-Tempo. Erst musste Gianluigi Buffon gegen Fàbregas klären und dann ein Pfund von Iniesta entschärfen.
Auf der Gegenseite patzte Sergio Ramos, Balotelli lief mit dem Ball auf Iker Casillas zu, die ganze Arena bangte und war fassungslos, weil der Manchester City-Stürmer zu lange zögerte und sich von Ramos den Ball wieder vom Fuß nehmen ließ.
Zur Strafe musste er gleich raus, und der eingewechselte Antonio Di Natale machte nach seinem ersten Ballkontakt nach schönem Zuspiel von Pirlo in der 60. Minute das Tor für Italien. Nur vier Minuten schlug Spanien zurück. Kurz-Pass von Silva auf Fàbregas: 1:1.
Danach entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit herrlichen Torszenen. Allein der eingewechselte Fernando Torres vergab drei große Chancen und rechtfertigte die Einschätzung seines Trainers, dass er noch nicht ganz fit sei. So blieb es beim gerechten Unentschieden in einem am Ende atemberaubenden Spiel.