Kupfers Euro 2012: Die Grenzerfahrung
Wenn einer eine Reise tut, dann muss er viel befürchten. Allemal dann, wenn man zur Schwarzmalerei neigt, ein Wesenszug, der vielen Kollegen hold ist. Mir nicht. „Mit dem Auto in die Ukraine?“ raunzte mich ein Schreiber eines Online-Portals von Format an.
„Die lassen da doch gar keine ausländischen Fahrzeuge rein.“
Es war der Höhepunkt des Kollegenzweifels — und uns egal. An die Grenze ohne Furcht vor Autoschlangen, den angeblich notwendigen Wodka für bestechliche Grenzer beließen wir zum Leidwesen unseres Fahrers Marek im Kaufregal — der Gute hatte sich auf ein Gläschen gefreut. Wir hatten nur uns. Und unsere Akkreditierungen, die der Kollege aus Osnabrück mannhaft aus dem Fenster hielt.
An der Grenze wurden wir an der Schlange vorbei gelotst. Die gar nicht des Wodka-Konsums verdächtige Grenzerin bezauberte uns mit ihrem Lächeln, die „Green Lane“ war unsere, eine kleine Karte, die uns freie Fahrt bescherte. „Klein, aber oho“, befand Marek und schaute das Papier verliebt an.
Selbst in Lemberg waren wir von keiner Sperrung aufzuhalten, allein der Mittelkreis des Stadionrasens blieb unberührt. Und doch bin ich neidisch. Auf die Kollegen, die Lemberg über den Luftraum kurz besuchten. Ich wähne sie schwimmend in der Ostsee, vor uns hingegen liegen zehn Autostunden gen Danzig. Und mit Schwarzmalerei hat das nichts zu tun.
Olaf Kupfer berichtet für unsere Zeitung aus Polen und der Ukraine