Austria heiß auf ersten EM-Sieg - Ungarn setzt auf Kiraly
Bordeaux (dpa) - Für die Länder der einstigen Doppelmonarchie hat das lange Warten endlich ein Ende. „Alle Spieler sind heiß“, verkündete Trainer Marcel Koller.
„Ich bin nervös wie ein kleiner Bub in der Schülerliga“, sagte Österreichs Mittelfeldstratege Zlatko Junuzovic der „Kronen Zeitung“ vor dem Auftaktspiel der Gruppe F am Dienstag in Bordeaux.
Das 138. Duell zwischen den Nachbarn wird für beide Mannschaften etwas ganz Besonderes. Österreich strebt den ersten Sieg in der Geschichte einer EM überhaupt an, Ungarn ist erstmals seit 44 Jahren wieder für eine Europameisterschaft qualifiziert und möchte endlich den langen Schatten der Vergangenheit loswerden. „Für uns ist es ein historisches Spiel“, kommentierte Ungarns deutscher Trainer Bernd Storck.
„Es ist wie ein Wunder, dass wir hier dabei sind“, sagte Storck. Jahrzehntelang dümpelte der Fußball der Magyaren nur so vor sich hin, die Ungarn konnten mit ihrem Nationalteam nicht viel anfangen. Sie schwelgten lieber in der glorreichen Vergangenheit, als Ferenc Puskas und Co. den Fußball in Europa beherrschten. „Man spürt überall, was für eine große Vergangenheit der ungarische Fußball hat. Alles ist auf Ferenc Puskas und Co. ausgerichtet“, sagte Ex-Europameister Andreas Möller, der als Assistenz-Coach der Ungarn fungiert.
Doch unter der Regie von Storck und Möller sicherte sich der Vize-Weltmeister von 1954 in den Playoffs gegen Norwegen das Ticket für die EM und löste in der Heimat damit eine neue Fußball-Euphorie aus. „Die vergangenen 30 Jahre haben wir immer anderen die Daumen gedrückt. Jetzt sind wir dabei. Nicht mehr England, Deutschland oder Italien wird gefeiert, sondern wir“, sagte Torwart Gabor Kiraly, der im Alter von 40 Jahren und 74 Tagen Lothar Matthäus als ältesten Spieler der EM-Geschichte ablösen kann.
Und Kiraly darf sich in seinem historischen Spiel auf jede Menge Arbeit einstellen. Denn die Österreicher sind mit geballter Power aus der Bundesliga nach Frankreich gereist. Gleich 15 Spieler verdienen ihr Geld in der 1. und 2. Bundesliga. So viele wie in keinem anderen EM-Kader sonst.
„Unsere Legionäre werden uns sehr helfen“, sagte Trainer Marcel Koller, der mit seinem Team in der Qualifikation ungeschlagen geblieben ist. Sein ungarischer Kollege betonte: „„Wer da alles spielt und wo die alle spielen - vor allem in der Bundesliga - da sind wir nicht Favorit.“ Gleichwohl gelte: „Wir wollen trotzdem gewinnen.“
Allen voran Bayern-Star David Alaba soll die Austria-Auswahl zum ersten EM-Dreier und danach mindestens ins Achtelfinale führen. „Es hat uns vielleicht nicht jeder auf dem Zettel, aber ich traue uns bei der EM sehr viel zu“, sagte Alaba. Anders als bei den Bayern wird er in der Nationalmannschaft im defensiven Mittelfeld an der Seite des Neu-Leverkuseners Julian Baumgartliner agieren. So hat Alaba mehr Zugriff auf das Spiel, kann die Aktionen des Teams mehr lenken. Die Fäden in der Offensive soll der Bremer Junuzovic ziehen.
Verzichten muss Ungarn auf Gergö Lovrencsics. Der Mittelfeldspieler von Lech Posen sei verletzt, sagte Storck: „Wir wissen nicht, ob er im Turnier bleiben kann.“ Fraglich ist der Einsatz von Verteidiger Tamas Kadar. Es werde sich erst am Spieltag entscheiden, erklärte der deutsche Coach der Ungarn. Als möglicher Ersatz für Kadar gilt Mihály Korhut. „Alle 23 Spieler sind fit“, konnte hingegen Österreichs Trainer sagen.