EM-Tagebuch Bonjour - Zeit müsste man haben
Neun Reporter sind für unsere Zeitung bei der Fußball-EM in Frankreich unterwegs. Tag für Tag wird einer von ihnen sein Tagebuch öffnen.
Paris. Man müsste einfach mehr Zeit haben. In der Metropole Paris reden sie alle von den Terroranschlägen des November, 130 Tote, schrecklich war es, entsetzlich. Die Zeitungen in Frankreich schreiben täglich, wie Frankreich sich wappnet gegen die Gefahr, sich wehrt. Die Blätter schreiben von Drohgebärden ehemaliger Präsidenten, die nichts mehr zu sagen haben und eine Änderung der französischen Flüchtlingspolitik fordern. Man kennt das aus Deutschland.
Natürlich ist der Fußball in Frankreich streng bewacht. Und das ist auch gut so. Anders geht es nicht. Niemals zuvor waren mehr Sicherheitsleute für eine Sportveranstaltung in Europa zuständig wie in diesen Tagen in Frankreich. Man muss Verständnis haben. Und man hat es. Die Sicherheitsleute sind freundlich. Und sie sind bestimmt. Sie müssen es sein. Wenn man in Saint-Denis ist, ist es allgegenwärtig. Auf Schritt und Tritt.
Wir sind nachts noch Richtung Auxerre und am nächsten Morgen weiter Richtung Dijon und Genf. Durch das Burgund, eine Gegend wie gemalt. Für unsere württembergischen Weinfreunde, aus dem Burgund kommen großartige Rotweine, insbesondere aus den Regionen Côte de Beaune und Côte de Nuits. Für Weißweinfreunde. Der Chablis kommt aus dem Burgund, lange Jahre Modewein, etwas zu Unrecht aus dem Blick geraten.
Egal, wir trinken Weine aus Württemberg, weil wir die fantasievolleren Winzer haben. Ist nachzulesen. Das ändert alles nichts daran, dass das Burgund vermutlich eine der schönsten Gegenden in Frankreich ist. Industrie gibt es nur rund um Dijon, ansonsten wird hier immer noch Ackerbau und Viehzucht betrieben. Und Weinbau natürlich. Dieses Land ist reich an wunderschönen Gegenden. Natürlich, die gibt es in Deutschland auch.
Ich sage es auch eigentlich nur zur persönlichen Beruhigung. Wer durch das Burgund, die Bourgogne fährt, denkt unmöglich an die Bedrohung dieses Landes in Zeiten der Euro durch die Terroristen des Islamischen Staates. Man denkt nur daran, wie schön es in Frankreich ist. (GEA)