Druck auf Englands Superstar Rooney immens
Donezk (dpa) - Wayne Rooney steht unter besonderer Beobachtung. Zwei Spiele lang war der Superstar von Manchester United nur das englische EM-Maskottchen. Jetzt muss er gleich bei seinem Comeback nach der bitteren Rotsperre ganz Fußball-England von seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten überzeugen.
Gelingt Rooney kein guter Auftritt beginnt nach dem entscheidenden Gruppenspiel am Dienstag gegen die Ukraine eine neue Personaldebatte. „Es geht nicht nur um mich“, sagte der 26-Jährige beinahe flehend. Rooney hat in den gefeierten „Wunderknaben“ Theo Walcott, der nach einer Muskelverhärtung wieder zur Verfügung steht, und Danny Welbeck neue Konkurrenz bekommen - und findet das gut. „Natürlich erhöht das den Druck auf mich. Aber es ist doch gut, Konkurrenz zu haben und ich weiß, dass ich mein Bestes geben muss, um ins Team zu kommen und dort auch zu bleiben“, erklärte „Roo“ demütig, „das ist doch super für die Mannschaft.“
Die englische Öffentlichkeit erwartet nach dem 1:1 gegen Frankreich und dem spektakulären 3:2 gegen Schweden einen deutlichen Qualitätssprung durch Rooneys ersten Auftritt bei dieser EURO. „Ich kann es in seinen Augen sehen, dass es ihn juckt da raus zu gehen und seine Leistung zu bringen“, sagte Kapitän Steven Gerrard, „hoffentlich kann er wirklich gut spielen und den Unterschied für uns machen“.
Den „Three Lions“ genügt in Donezk bereits ein Unentschieden zum Einzug ins Viertelfinale, der Gastgeber muss dagegen gewinnen. „Das wird eine große Herausforderung. Die Ukraine wird eine Riesen-Unterstützung haben. Hoffentlich können wir da bestehen. Wir müssen nur an uns glauben“, bekräftige Rooney. Er selbst muss auch an sich glauben.
„Ist Rooney diesmal bereit, den Beweis seiner Größe zu liefern?“, fragte die Zeitung „Independent“ stellvertretend für eine ganze Nation. Die Frage ist angebracht. Als 18-Jähriger hatte Rooney England bei der EM 2004 mit vier Toren in vier Spielen ins Viertelfinale geschossen, ehe er verletzt ausfiel. Bei der WM 2006 ging er als großer Hoffnungsträger angeschlagen ins Turnier und sah beim Aus im Viertelfinale gegen Portugal Rot. Vier Jahre später war beim 1:4 gegen Deutschland bereits im Achtelfinale Endstation. Vor allem 2010 enttäuschte Rooney maßlos. „Ich habe nun kein Problem mehr mit meinem Temperament“, versprach er sichtlich nervös.
Auch Nationalcoach Roy Hodgson will Zweifel gar nicht erst aufkommen lassen. „Er hat sich hier wirklich nicht wie ein eingesperrtes Tier präsentiert. Er war einfach sehr professionell“, lobte der 64-Jährige und gab Rooney eine Stammplatzgarantie: „Wayne hat Qualität, ich würde sagen, er ist Weltklasse.“
Es wird Hodgson und Rooney entgegengekommen sein, dass das für die Medien stets anfangs offene Abschlusstraining am Montagabend in Donezk ausfiel. Da der Platz in der Donbass Arena nach dem Wolkenbruch beim Spiel Ukraine gegen Frankreich noch geschont werden muss, änderten die Engländer bereitwillig ihre Reisepläne. Das Abschlusstraining fand am Morgen im intimeren Rahmen noch im polnischen Krakau statt. Erst am Nachmittag flog das Team in die Ukraine.
So konnte Hodgson noch einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit proben, welchen seiner gegen Schweden begeisternden Youngster er aus der Startelf nimmt. Einer der beiden Torschützen Andy Carroll (23) und Danny Welbeck (21) muss für Rooney weichen. „Das ist eine sehr schwierige Entscheidung“, sagte Hodgson, „sie bereiten mir die klassischen Kopfschmerzen für einen Trainer, aber das sind die Kopfschmerzen, die wir alle wollen.“
Rooney selbst kann es kaum erwarten, dass das Turnier auch für ihn beginnt. „Ich bin natürlich hoch erfreut, wieder Teil des Teams zu sein“, betonte er, „die Jungs haben es bislang sehr gut gemacht, wir sind in einer guten Position.“