Englands Trainersuche: Carragher plädiert für Klinsmann

London (dpa) - Englands Fußball muss sich nach dem peinlichen EM-Aus auf eine zähe Trainersuche einstellen. Der Verband FA will im Extremfall sogar bis zu ein Jahr mit der Verpflichtung eines neuen Coaches warten und eröffnet so Chanceen für mögliche Anwärter wie Jürgen Klinsmann oder Arsène Wenger.

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„Wenn man sagt, diese Person ist der absolut passende Kandidat, könnt ihr warten, dann sind wir gut mit einer Interimslösung aufgestellt“, sagte FA-Geschäftsführer Martin Glenn nach der Abreise des Teams. Dass es zwölf Monate dauert und damit die Hälfte der WM-Qualifikation vergeht, bis ein Nachfolger des zurückgetretenen Roy Hodgson übernimmt, sei unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.

Der scheidende FA-Chef Greg Dyke erwartet Probleme, mögliche Kandidaten für den Job bei den Three Lions zu begeistern. „Es muss jemand sein, der den englischen Fußball sehr genau kennt. Es gibt im Moment viele von ihnen“, sagte Dyke. „Die schwierigere Frage ist aber: Warum sollte es jemand werden wollen?“

Der als Top-Favorit für den Interimsjob gehandelte Gareth Southgate Medienberichten zufolge nicht. Der U21-Coach habe dem Verband mitgeteilt, dass er weder übergangsweise noch dauerhaft übernehmen wolle, schrieben englische Zeitungen am Mittwochabend. FA-Geschäftsführer Martin Glenn hatte den Ex-Nationalspieler als „offensichtliche Wahl“ für eine Interimslösung bezeichnet.

Ex-Nationalspieler Jamie Carragher sprach sich nach dem demütigenden 1:2 im Achtelfinale gegen Island bereits für Klinsmann als neuen Coach aus. „Er hat ein WM-Halbfinale mit Deutschland erreicht, das Copa-America-Halbfinale mit den USA und er kennt unser Spiel“, sagte Carragher der „Daily Mail“ über den aktuellen Coach der Amerikaner und kritisierte gleichzeitig die aktuellen Spieler. „Die Generation aus den Akademien ist physisch und mental schwach“, erklärte der 38-Jährige. „Wir denken, dass wir Männer aus ihnen machen, aber in Wirklichkeit schaffen wir Babys.“

Der Verband erklärte, nach Sven-Göran Eriksson und Fabio Capello auch wieder einen Nicht-Engländer auf dem Trainerposten in Betracht zu ziehen. „Die Bereitschaft der FA, einen dritten Ausländer zu beschäftigen, könnte Jürgen Klinsmann in die Debatte bringen“, schrieb die „Times“.

Doch noch favorisieren die englischen Medien derzeit eine Lösung mit Wenger. Der Franzose steht aber noch ein Jahr beim FC Arsenal unter Vertrag und hatte schon in der Vergangenheit Avancen des Verbands zurückgewiesen. „Hat Arsène ein fantastisches Verständnis der Premier League, der englischen Spieler, der englischen Medien, der Erwartungen Englands? Absolut“, sagte der Technische Direktor Dan Ashworth, der die Trainerfindungskommission leitet, zuletzt. „Würde ich ihn also ausschließen? Wahrscheinlich nicht. Er könnte es nur nicht wollen.“ Der Londoner Club sei allerdings zuversichtlich, Wenger nicht an England zu verlieren und bereite ein neues Vertragsangebot vor, berichtete die „Sun“.

Die FA lässt nichts unversucht, das Nationalteam aus der Krise zu führen. Einem Bericht der „Times“ zufolge plant der Verband einen Vorstoß zur Einführung einer Winterpause im Januar, der allerdings die Premier League zustimmen müsste.

Und auch bei der Trainersuche wird nichts ausgeschlossen - fast nichts. „Es muss der beste Mann oder die beste Frau für den Job sein“, sagte Glenn. Kurze Pause. Bahnt sich da eine Riesen-Sensation an? „Wahrscheinlicher doch ein Mann, aber es muss die beste Person für den Job sein“, korrigierte sich der FA-Funktionär schnell.