Gewalt in Stadien — Polen sieht Fußball-EM in Gefahr
Premierminister Tusk fürchtet, dass die Sicherheit der Fans beim Turnier 2012 nicht gewährleistet ist.
Warschau. Die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ist akut bedroht. Polens Premierminister Donald Tusk fährt im „Hooligan-Krieg“ schweres Geschütz auf. „Wenn wir nicht imstande sind, die Sicherheit in den Stadien zu garantieren, ist die Austragung der Fußball-Europameisterschaft in unserem Land gefährdet“, sagte der Regierungschef nach einem Krisentreffen mit Vereins- und Verbandsvertretern.
Als potenzieller Ersatz-Ausrichter hält sich der Deutsche-Fußball-Bund derweil zurück. „Wenn wir uns qualifizieren, sind wir Gast in Polen und der Ukraine, werden uns ohne Wenn und Aber auf die Sicherheitsvorkehrungen verlassen, wie wir dies zuletzt auch in Südafrika getan haben. Die Frage nach einem Ersatzausrichter stellt sich nicht“, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach unserer Zeitung.
Tusk drohte mit einer Absage der neuen Saison der ersten polnischen Liga. In jedem Fall soll es im Sommer 2012 wieder Passkontrollen auch an Polens EU-Grenzen geben, um einen Zusammenstoß internationaler Hooligan-Banden zu verhindern.
In der polnischen Fan-Szene haben sich regelrechte Mafia-Strukturen herausgebildet. Polizeisprecher Marek Sokolowski bekennt: „Auf den Tribünen werden kriminelle Geschäfte abgewickelt. Es geht um Handel mit Drogen, illegal gebranntem Alkohol und gestohlenen Autos.“
Auslöser des „Hooligan-Kriegs“ waren schwere Ausschreitungen nach dem Pokalfinale vergangene Woche in Bromberg. Dort hatten Randalierer das Stadion in seine Einzelteile zerlegt und sich eine Schlacht mit den Sicherheitskräften geliefert. Die Tusk-Regierung schnürt derzeit ein Sicherheitspaket. Dazu gehören Platzsperren und Geisterspiele ebenso wie elektronische Fußfesseln zur Überwachung gewalttätiger Fans.