Götze will bei EM und dem FC Bayern „richtig angreifen“
Ascona (dpa) - Mario Götze hat sich eine Atempause verschafft. Mit dem erstaunlichen Bekenntnis zum FC Bayern hat der 23 Jahre alte Fußball-Weltmeister zum Start in die EM-Vorbereitung vor allem ein Signal ausgesendet: Er will über seine Zukunft selbst bestimmen.
Und er möchte den Schwebezustand als Spekulationsobjekt, das keine Zukunft mehr in München habe, zumindest in der wichtigen Phase der Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Frankreich aufheben.
„Ich will richtig angreifen. Bei Bayern und zuvor bei der EM“, schrieb Götze auf seiner Internetseite. Diese Aussage steht erstmal, nachdem zuletzt nur noch über Götzes mögliche künftige Arbeitgeber spekuliert worden war. Der Abschied vom FC Bayern erschien schon beschlossen. Ein Wechsel nach Liverpool zu Ex-Coach Jürgen Klopp? Oder eine spektakuläre Rückkehr zu Borussia Dortmund? Beiden Vereinen soll Götze für diesen Sommer persönlich abgesagt haben, berichtete die „Bild“-Zeitung.
An einem für ihn „aufregenden“ Montag hatte sich der beim FC Bayern fürstlich entlohnte WM-Held von Rio von seinem bisherigen Management getrennt und die Vertretung seiner Interessen „in die Hände meiner Familie gelegt“. Das zeigt zweierlei: Götzes Vorstellungen über die Gestaltung der beruflichen Zukunft wich wohl von der seines Beraters Volker Struth, dem Geschäftsführer der Agentur SportsTotal, ab. Und Götze demonstriert mit der Entscheidung, die eigene Karriere stärker selbst steuern zu wollen. Am 3. Juni wird er 24: Zeit, erwachsen zu werden.
Nach einem dritten Jahr in München, in dem er sein angekündigtes Ziel, „ein Gesicht des FC Bayern zu werden“, erneut verfehlt hat, richtet Götze den Fokus zunächst ganz auf die Europameisterschaft. Frankreich ist die Bühne, die vieles verändern könnte. Ein Turnier ist stets ein Schaufenster. Es bringt den Transfermarkt meist kräftig in Bewegung. Ein entscheidendes Tor, wie es Götze im WM-Finale 2014 gegen Argentinien glückte, könnte vieles verändern. Vereinswechsel sind bis Ende August möglich, das ist eine lange Zeit.
Mit einer starken Turnierleistung würde sich Götze beim neuen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti empfehlen. Auch bei diesem Thema versucht Götze, die Deutungshoheit über seinen Vorab-Status bei dem Italiener zurückzugewinnen. „Mit Ancelotti hatte ich - entgegen anderslautender Meldungen - ein sehr gutes Telefongespräch. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm“, sagte Götze der „Bild“.
Seine beruflichen Perspektiven sind nicht schlecht. Er ist jung. Und er hat noch ein Jahr einen hoch dotierten Vertrag beim deutschen Meister. Er fühlt sich privat wohl in München. Und 2017 könnte Götze sogar ablösefrei wechseln. Das würde mehr Interessenten anlocken und muss auch dem eigenen Geldbeutel nicht schaden.
Geld mit ihm verdienen könnte der FC Bayern wiederum in einem Jahr nicht mehr. Der Rekordmeister kann nur in diesem Sommer noch einen stolzen Preis für einen Spieler erzielen, für den er vor drei Jahren 37 Millionen Euro an Borussia Dortmund überweisen musste.
Götze kam als große Verheißung in seine bayerische Heimat. Aber die drei Jahre unter Pep Guardiola wurden trotz drei Meistertiteln und zwei Pokalsiegen geprägt von vielen Verletzungen, seltenen Glanzpunkten und der Bankdrückerrolle in großen Spielen.
Auf karge 21 Pflichtspiele und sechs Tore kam Götze in der gerade abgelaufenen Saison beim FC Bayern. Das Pokalfinale gegen Dortmund verpasste er auch wieder nach einem Rippenbruch. Dieser wird den 50-maligen Nationalspieler (17 Tore) auch zum Auftakt des EM-Trainingslagers in Ascona noch bremsen bei seinen Angriffsplänen. Götze konkurriert in der Offensive in erster Linie mit Mario Gomez, der nach einer starken Saison in der Türkei deutlich im Aufwind ist.
Götzes Sommerfahrplan steht. „Jetzt werde ich alles dafür tun, bei der EM und beim ersten Training unter Carlo Ancelotti topfit zu sein“, übermittelte er an seine Fans. Die Botschaft garnierte er mit dem Hashtag „partofbayern“, also Teil von Bayern München.