Löw mit Lust ins Turnier: Eigene Zukunft unwichtig
Ascona (dpa) - Joachim Löw hat kurz vor dem Start in die EM-Titelmission 2016 alle voreiligen Fragen zu seiner eigenen Zukunft als unwichtig zurückgestellt.
Nur das Turnier in Frankreich zählt für ihn. „Sich neu zu beweisen, den Erfolg zu bestätigen, wieder dieses Gefühl des Sieges in sich zu tragen, das treibt mich an“, betonte ein hoch motivierter Bundestrainer im „Stern“-Interview und ergänzte: „Ich will diesen Druck erzeugen, ich brauche ihn selbst, um wieder zur absoluten Leistung zu finden.“
Seine eigene Karriere sieht Löw nur als Randthema. „Ich bin jetzt zehn Jahre dabei. Daher würde ich sagen, dass ich meine längste Zeit als Bundestrainer schon hinter mir habe. Irgendwann, so denke ich, brauchen vielleicht die Mannschaft, der Verband oder ich selber ein neues Ziel“, sagte der 56-Jährige vor dem Abflug am Dienstag ins EM-Vorbereitungscamp in Ascona der „Bild“-Zeitung. „Ein Turnier ist generell immer eine Zäsur, danach zieht man Bilanz. Wobei ich mir aktuell über viele Dinge Gedanken mache - aber nicht über meinen Vertrag“, unterstrich Löw im EM-Sonderheft der „Sport Bild“.
Der DFB-Chefcoach schloss aus, dass er bei einem EM-Triumph in Frankreich seinen bis zur WM 2018 laufenden Kontrakt vorzeitig aufkündigen könnte. „Der Titelgewinn würde mich ganz sicher nicht über einen Rücktritt nachdenken lassen, eher im Gegenteil: Wie Sie seit Brasilien wissen, spornt mich das ja erst so richtig an“, betonte der Bundestrainer. Die EM hatte er mehrfach als wichtige Etappe auf dem Weg zur nächsten WM in Russland bezeichnet.
Sollte Löw irgendwann bei der Nationalmannschaft aufhören, wäre eher das Ausland ein weiteres berufliches Ziel für den Schwarzwälder. „Vielleicht in Spanien oder in England. Deutschland kenne ich eigentlich schon sehr gut, vielleicht wäre da das Ausland noch mal reizvoller“, wiederholte Löw. Den Trainerjob bei den Bayern könne er sich nur schwer vorstellen: „Die Bayern haben jetzt einen sehr, sehr guten Nachfolger für Pep Guardiola geholt mit Carlo Ancelotti.“
Vor seinem sechsten Turnier mit dem Nationalteam - die EM ab 10. Juni in Frankreich ist dabei das fünfte als Cheftrainer - zeigt sich Löw ehrgeizig wie immer: „Entscheidend für mich ist, dass wir den Erfolg bestätigen wollen. Wir sind weiter hungrig nach Titeln.“
2004 hatte der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann den Freiburger als Assistenzcoach zum DFB geholt. Nach der Heim-WM 2006 war Löw zum Chefcoach aufgestiegen. Finale bei der EURO 2008, Dritter bei der WM zwei Jahre später in Südafrika, EM-Halbfinale 2012 in Polen und der Ukraine, dann der WM-Sieg in Brasilien. Und jetzt will Löw mit seinem aktuellen Team dafür sorgen, dass der EM-Titel zum vierten Mal nach 1972, 1980 und 1996 nach Deutschland kommt.