EM 2016 Hakan Calhanoglus neuer Stolz

In der türkischen Nationalelf dreht sich viel um Trainer Terim und Star Turan. Dabei bietet sie noch viel mehr.

Hakan Calhanoglus.

Foto: Filip Singer

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Leverkusen. Wenn man mit ihm spricht, leuchten seine Augen. Türkei, Fußball-Nationalmannschaft, die anstehende EM in Frankreich. Für Hakan Calhanoglu von Bayer 04 Leverkusen war das alles mal weit weg. Rückblick: Im Oktober 2013 waren Calhanoglu und Leverkusens Abwehrchef Ömer Toprak am Rande des Länderspiels der Türken gegen die Niederlande von einem Freund des früheren HSV-Profis Gökhan Töre in einem Hotel mit einer Waffe bedroht worden. Ein verstörender Konflikt, bis Anfang 2015 machte Calhanoglu danach kein Länderspiel mehr für die Türkei, wollte nicht, durfte nicht, sollte nicht. Dann verabredete er sich mit Trainer Fatih Terim zur Rückkehr. Anders als Toprak, der nie wieder für sein Land spielte - und dessen Hoffnungen auf eine Rückkehr zur EM trotz starker Leistungen in der Liga nun auch enttäuscht wurden. Auch der Darmstädter Aytac Sulu ist nicht dabei.

Calhanoglu ist derweil wieder rehabilitiert — und sieht auch selbst keine Konflikte mehr. Alles rosarot: „Dass ich ein Teil der Mannschaft bin, die die Türkei bei der EM vertritt, macht mich unheimlich stolz. Man kann sich hier in Deutschland kaum vorstellen, was der Fußball in der Türkei bedeutet. Er ist dort so emotional beladen, das ist viel mehr als Sport“, sagt er. „Das ganze Land hat tagelang gefeiert, als wir uns für Frankreich qualifiziert haben. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr sich die Leute darüber gefreut haben. Ein Sieg von uns in der Gruppenphase , und die Türkei wird Kopf stehen.“

Spanien, Tschechien und Kroatien sind dann die Konkurrenten in der Gruppe D in Frankreich. Eine Delikatessen-Auswahl, man könnte auch sagen: eine Hammergruppe. Calhanoglu ist trotzdem optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass wir nur schwer zu schlagen sein werden.“

Im vorläufigen EM-Kader der Türken stehen neben Calhanoglu mit Yunus Malli (FSV Mainz), Nuri Sahin (Dortmund) und den in Deutschland geborenen Besiktas-Profis Cenk Tosun, Olcay Sahan und Gökhan Töre sowie Yasin Öztekin und Hakan Balta (beide Galatasaray) acht Spieler, die theoretisch auch für Deutschland spielen könnten. Die Serie der Türken von 13 Spielen ohne Niederlage wurde erst im Test in England (1:2) unterbrochen, zuletzt siegte das Terim-Team gegen Montenegro (1:0).

„Wir haben eine Mannschaft mit großem Potenzial. Wir haben den Hebel in der Qualifikation noch umgelegt und uns am Ende doch noch als bester Gruppendritter für die Europameisterschaft qualifiziert“, erzählt Calhanoglu, der anders als in Leverkusen in der Nationalelf auf mehr Ballbesitz und weniger Jagdfußball aus ist. „In unserem Team sind technisch starke und torgefährliche Mittelfeld- und Flügelspieler, ich glaube, das macht uns schwer ausrechenbar.“

Star des Teams ist Arda Turan. Calhanoglu schaut auf zu ihm: „Er ist unser Kapitän, ein Mann, der mit Atlético Madrid und jetzt mit dem FC Barcelona große internationale Erfahrung gesammelt hat. Er tut unserer jungen Mannschaft gut. Aber wir alle werden versuchen, ihm Verantwortung abzunehmen und sie auf viele Schultern zu verteilen.“