Man(n) macht sich schick: Der Style der Stars bei der EM
Bordeaux (dpa) - Sergio Ramos verkörpert so etwas wie das Gesamtkunstwerk eines Fußballstars. Der stolze Kapitän der spanischen Nationalmannschaft ist ein einziges Muskelpaket, hat Tattoos, wo man nur hinschaut, die Haare sind an der Seite kurzrasiert und oben kunstvoll gescheitelt und geschnitten.
Natürlich trägt der Innenverteidiger von Real Madrid einen Bart, das macht ja neuerdings sogar Lionel Messi bei der Copa América. Man(n) macht sich schick bei der Fußball-EM. Das Turnier taugt perfekt als Laufsteg der Eitelkeiten.
Und doch gibt es welche, die nicht jeden Trend mitmachen: Ungarns Oldie-Keeper Gabor Kiraly trägt eisern seine graue Jogginghose, die längst sein Markenzeichen geworden ist. Belgiens Radja Nainggolan hat einen gefärbten Irokesenschnitt, der eigentlich aus der Mode ist. Kroatiens Spielmacher Luka Modric bändigt seinen Schopf mit einem Haarband. Ein Accessoire, das Sami Khedira nach einigen Jahren dann doch noch abgelegt hat.
Inzwischen haben die meisten Fußballer wieder ganz gute Sicht aufs Spiel und müssen sich nicht ständig eine Strähne hinters Ohr streichen. Und dennoch: Nur allzu oft ertappt man einen dabei, wie er in der laufenden Partie seine Haare richtet. Zum Beispiel Frankreichs Beau Olivier Giroud, der als der Eitelste im Team gilt. Ozan Tufan wurde gar zum Gespött der Fußball-Welt, als er genau dies tat - leider in dem Moment, als sein Gegenspieler Modric das 1:0 für Kroatien gegen die Türkei schoss.
Und noch eine Macke, die die Trainer ihren Profis offensichtlich nicht austreiben können: Sobald das Beinkleid gefährlich nahe Richtung Bauchnabel nach oben rutscht, ziehen die Fußballer sie mehr oder weniger unauffällig nach unten. Die Bilder aus den 70er und 80er Jahren, als Beckenbauer und Co. ihre Hosen fast bis unters Kinn gezogen haben, scheinen die heutige modebewusste Generation traumatisiert zu haben.
„David Beckham hat gezeigt, dass Fußballprofis und guter Stil kein Gegensatz sein müssen“, hat Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt. Heutzutage sind vor allem Weltstars wie Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic Trendsetter und auch Geschäftsleute in Sachen Mode. Der Schwede ist einer der wenigen verbliebenen Zopfträger und sagt: „Ich glaube an die Geschichte von Samson: Je länger die Haare, desto stärker bist du.“ Er hatte vor der EM in Paris mit viel Tamtam seine Produktlinie vorgestellt. Damit nicht genug: Auf dem Weg zum Stadion wurden Duftproben seines Parfüms „Zlatan“ an Fans verteilt.
Lukas Podolski betreibt in seiner Heimatstadt Köln neuerdings einen Laden für Streetwear. Und sein deutscher Teamkollege Jérôme Boateng hat eine eigene Brillen-Kollektion auf den Markt gebracht. Mit gutem Grund: Als Kind hatte er ein so hässliches Gestell, dass er es auf dem Weg in die Schule immer im Briefkasten versteckte.
Jeder verkauft sich bei dieser EM so gut er kann, nicht nur auf dem Rasen. Denn da wird es mit modischen Neuheiten langsam schwierig: Neonfarbene Fußballschuhe trägt mittlerweile jeder, Schmuck ist nicht erlaubt, eine Tätowierung nichts Besonderes mehr. Und das hautenge Trikot, das den wohlgeformten Oberkörper betont, längst eine Must-have.
So ist am Ende doch alles Kopfsache. Deshalb haben sich die von der Natur weniger gesegneten Fußballer wie Weltmeister Benedikt Höwedes („Für eine Glatze fühle ich mich noch zu jung“) und Englands Stürmerstar Wayne Rooney für eine Haartransplantation entschieden.
Der künftige Bayern-Profi Renato Sanches aus Portugal mit seinen Dreadlocks und Belgiens Marouane Fellaini mit seinem Wuschelkopf haben das nicht nötig. Dessen Teamkollege Michy Batshuayi hat etwas auf dem Kopf, was nach übereinstimmender Expertenmeinung aussieht wie eine riesige „Vogelspinne“.
Frankreichs Fußball-Popstar Paul Pogba hatte sich erst den gallischen Hahn ins Haupthaar einfärben lassen, jetzt hat er elegante Linien einrasiert. Der Waliser 100-Millionen-Mann Gareth Bale von Real Madrid hat eine Art Dutt, der allerdings nicht immer so hält wie es ihm gefällt. Ansonsten gilt: Shortcut geht immer. Gerne auch mit grauen Schläfen wie bei Bastian Schweinsteiger. Die sollen auch wirklich echt sein.