Slowaken hoffen in Heimat auf Hallo-wach-Effekt

Windischgarsten (dpa) - Erstmals in ihrer jungen Geschichte sind die Slowaken bei einer Fußball-EM dabei, doch von geballter Vorfreude ist in dem kleinen Land bisher nicht viel zu spüren.

Slowaken hoffen in Heimat auf Hallo-wach-Effekt
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Auf den Straßen waren bis zuletzt Streitereien innerhalb des Eishockey-Nationalteams vorherrschendes Gesprächsthema, auch in den nationalen Medien kommen die Fußballer um Marek Hamsik noch immer nicht ansatzweise gegen die populären Schlittschuhläufer an. „Die Euphorie ist in der Slowakei noch nicht so groß. Ich hoffe, das geht knapp vor dem Turnier richtig los“, befand Ersatztorwart Jan Novota kurz vor dem Testspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft am Sonntag in Augsburg.

Ein Überraschungserfolg gegen den Weltmeister könnte in der Heimat für einen Hallo-wach-Effekt sorgen, auch wenn es erst zum EM-Auftakt gegen Wales am 11. Juni in Bordeaux sportlich um etwas geht. Enorm viel abhängen wird von Schlüsselspieler Hamsik, der beim SSC Neapel in der italienischen Serie A eine tragende Rolle spielt und für die kreativen Momente im slowakischen Spiel verantwortlich ist. Der 28 Jahre alte Spielgestalter erwartet sich schon vom EM-Premierenspiel gegen Wales eine „wegweisende Bedeutung“, zumal anschließend mit England und Russland zwei vermeintlich schwerere Kontrahenten warten.

Trainer Jan Kozak zeigt sich trotz der Underdog-Rolle seiner Slowaken zuversichtlich. „Ich erwarte und erhoffe, dass wir bei der EM ein harter Gegner sein werden“, kommentierte der erfahrene Coach, der das Nationalteam seit 2013 betreut und in den vergangenen Tagen im österreichischen Windischgarsten aufs Turnier eingestimmt hat.

In der Qualifikation ließen die Osteuropäer unter anderem durch einen umjubelten 2:1-Heimsieg über Spanien aufhorchen. Dass die Slowaken auch bei großen Turnieren für Überraschungen sorgen könnten, bewiesen sie bei der WM 2010, als sie in der Gruppenphase den damaligen Titelverteidiger Italien mit 3:2 besiegten und aus dem Wettbewerb warfen. Zweifacher Torschütze beim Erfolg in Johannesburg war damals Robert Vittek - der frühere Nürnberger gilt dank seiner vielen Treffer als ein Gesicht des Nationalteams, wird die EM aber aller Voraussicht nach verletzt verpassen. Im WM-Achtelfinale vor sechs Jahren war gegen den späteren Finalisten Niederlande Endstation.

Bei der WM 2014 in Brasilien fehlten die Slowaken, nun können sie sich wieder der breiten Öffentlichkeit präsentieren. Neben Hamsik, der in der EM-Qualifikation fünfmal traf, stehen vor allem Martin Skrtel vom FC Liverpool und Katar-Legionär Vladimir Weiss im Fokus.

Mit Peter Pekarik (Hertha BSC) und Dusan Svento (1. FC Köln) sind zudem zwei Bundesliga-Legionäre im vorläufigen 27-köpfigen EM-Kader. Am Tag nach dem Deutschland-Spiel will Kozak sein finales Aufgebot benennen. Den Test gegen Georgien gewannen die Slowaken mit 3:1 (1:0). Am Sonntag wartet in Augsburg ein härterer Brocken: Weltmeister Deutschland. „Zwei Spiele in drei Tagen sind nicht einfach, aber so haben alle noch mal die Möglichkeit, sich zu beweisen“, sagte Kozak.