Spanien mit Sturmproblem - Iren ohne Angst

Gniewino (dpa) - Ganz Fußball-Spanien zerbricht sich den Kopf, wie Vicente del Bosque sein brisantes Personalproblem im Sturm für das Schlüsselspiel gegen Irland löst. Mit klassischer Nummer „9“ oder doch wieder ohne echten Stürmer?

Gniewino (dpa) - Ganz Fußball-Spanien zerbricht sich den Kopf, wie Vicente del Bosque sein brisantes Personalproblem im Sturm für das Schlüsselspiel gegen Irland löst. Mit klassischer Nummer „9“ oder doch wieder ohne echten Stürmer?

Den Trainer des Titelverteidigers lassen diese öffentlichen Diskussionen völlig kalt: „Ich entscheide danach, was am besten für Spanien ist“, sagte del Bosque.

Egal, welche Taktik er letztlich wählt, ein Sieg muss auf jeden Fall her. Patzt der Europameister im zweiten Gruppenspiel gegen den krassen Außenseiter, droht bereits in der Vorrunde ein klägliches Scheitern - und dem Weltmeister-Coach ein peinlicher Spießrutenlauf. „Ich weiß, dass wir uns steigern müssen“, räumte del Bosque ein. Mängel wie beim packenden 1:1 gegen Italien darf sich der EM-Favorit nicht leisten. Die Iren hoffen indes auf ein „Chelsea“-Wunder - und einen erneut trockenen Rasen.

Vor allem im Abschluss müssen sich die Spanier am Donnerstag in der Arena Danzig gewaltig verbessern. „Wir hoffen auf schnelle Tore“, sagte Sergio Busquets. Gegen Italien klappte es weder mit Mittelfeldmann Cesc Fàbregas als verkapptem Angreifer noch mit Fernando Torres, der spät eingewechselt wurde. Von Fàbregas ging bis auf seinen Ausgleich keine wirkliche Torgefahr aus. Torres, klassischer Stürmer vom FC Chelsea und 2008 noch umjubelter Held nach seinem entscheidenden 1:0 im EM-Finale gegen Deutschland, sorgte zwar für viel Unruhe, aber auch für viel Unmut wegen zwei vergebener Großchancen.

Del Bosque machte bislang keinerlei Anstalten, das Rätselraten um die Besetzung im Angriffszentrum zu beenden. Selbst seine Spieler tappen im Dunkeln. Irlands Trainer Giovanni Trapattoni rechnet mit einem Stürmer: „Vielleicht Torres.“ Del Bosque reagierte unbeeindruckt: „Es ist egal, ob er das denkt.“ So bleibt bis vor dem Anpfiff offen, ob er an seiner Variante mit einem Sechser-Mittelfeld festhält oder doch einen Angreifer einbaut. In diesem Fall spricht vieles für Torres. Aber auch Alvaro Negredo (FC Sevilla) oder Fernando Llorente (Athletic Bilbao) sind denkbare Optionen.

Ernsthaft rechnet ohnehin kaum jemand mit einem Scheitern des Weltranglisten-Ersten gegen die Nummer 18. „Irland ist nicht Italien“, erklärte Andrés Iniesta und deutete damit an, dass die Spanier den vermeintlich schwierigsten Gruppengegner bereits hinter sich haben. Del Bosque lobte trotzdem die Qualitäten der kampf- und laufstarken Iren: „Das ist eine gut organisierte Mannschaft. Sie spielen von Kindheit an den gleichen Stil und die meisten sind in der Premier League. Bei dieser EM gibt es keine einfache Partie.“

Schlitzohr Trapattoni setzt ein bisschen darauf, dass dieser ganze Hick-Hack Spanien stören könnte. Der Altmeister sieht sein Team als Außenseiter, aber nicht chancenlos. „Sie sind Weltmeister und haben jede Menge Real- und Barcelona-Spieler. Denen fehlt nur noch Messi“, strich „Trap“ die Extra-Klasse des Kontrahenten heraus. „Aber ich erinnere an das Champions-League-Finale zwischen Bayern und Chelsea. Man sollte nie sagen, dass es schon gelaufen ist.“

Auch Iren-Star und Kapitän Robbie Keane zeigte totzt des ernüchternden 1:3 gegen Kroatien keine Angst. „Niemand hat uns bislang gegen Spanien Chancen eingeräumt. Was haben wir also zu verlieren? Wir müssen positiv denken.“