Sturmpartie: Frankreich mit 2:0 gegen Ukraine

Donezk (dpa) - Blitz und Donezk - was für ein Spiel. Die Gewitterpartie in der Donbass-Arena wird in die EM-Geschichte eingehen. Frankreich bezwang Turniergastgeber Ukraine nach 57-minütiger Regen-Zwangspause mit 2:0 (0:0) und darf aufs Viertelfinale hoffen.

Frankreichs Wirbler Franck Ribéry genoss den Jubel der französischen Fans als „Man of the Match“, Ukraine-Star Andrej Schewtschenko ließ sich von Gästecoach Laurent Blanc trösten. Fast drei Stunden dauerte die historische Gewitterpartie von Donezk, dann hatte Geheimfavorit Frankreich dem Turniergastgeber durch das hochverdiente 2:0 die EM-Euphorie gründlich verdorben.

Durch die Tore von Jérémy Ménez (63.) und Yohan Cabaye (56.) feierte die „équipe tricolore“ am Freitagabend den ersten Erfolg bei einem großen Turnier seit 2172 Tagen. Angetrieben von einem engagierten Ribéry ließen sich die Franzosen vor 49 000 Zuschauern auch von der 57-minütigen Regen-Zwangspause nicht beirren. Wegen eines schweren Sturms hatte Schiedsrichter Björn Kuipers (Niederlande) die Partie in der fünften Minute für fast eine Stunde unterbrochen.

„Wir waren sehr konzentriert und haben viel besser gespielt als gegen England“, erklärte Bayern-As Ribéry, „ich bin sehr glücklich, weil es exzellent für mich läuft.“ Dank der in der Schlussphase teilweise überzeugenden Vorstellung blieb seine Mannschaft auch im 23. Spiel in Folge ohne Niederlage und benötigt am Dienstag gegen Schweden nur noch ein Remis zum Einzug ins Viertelfinale. Die Ukrainer verpassten dagegen das vorzeitige Weiterkommen und müssen ihre letzte Partie der Gruppe D am Dienstag gegen England gewinnen, um den vorzeitigen K.o. zu verhindern.

„Wenn wir vorher gedacht haben, dass wir schon im Viertelfinale sind, haben wir uns getäuscht“, schimpfte Ukraine-Coach Oleg Blochin, „mir hat nicht gefallen, dass mein Team nach dem zweiten Gegentor aufgehört hat, zu spielen. Frankreich kam mit den Verhältnissen einfach besser zurecht.“ Ukraines Staatspräsident Wiktor Janukowitsch gratulierte dem französischen UEFA-Boss Michel Platini fair, Blanc atmete erleichtert durch. „Während der Unterbrechung hatten wir Sorgen, dass es nicht weitergeht, weil wir wirklich das Verlangen hatten, zu spielen“, kommentierte er, „wir haben das Spiel von der ersten bis zur letzten Minute dominiert.“

Bereits nach 4:14 Minuten wurden die Profis vom Feld geschickt, weil es in Donezk sintflutartig zu regnen begonnen hatte. Innerhalb von Minuten war der Rasen von tiefen Pfützen durchzogen. Mit Harken und Maschinen wurde das Spielfeld bearbeitet. Die Szenen erinnerten an die Wasserschlacht in Frankfurt bei der WM 1974, als Gastgeber Deutschland bei irregulären Bedingungen 1:0 gegen Polen gewonnen hatte. Damals war es auch mit Hilfe zahlreicher Walzen nicht gelungen, den Platz einigermaßen bespielbar zu machen. In der hochmodernen Donbass-Arena, 2009 fertiggestellt und mit einem ausgezeichneten Drainage-System ausgestattet, war der Platz trotz des Sturms einigermaßen ordentlich bespielbar.

Nach der Wiederaufnahme der Partie war es mit den Freundlichkeiten vorbei. Es entwickelte sich eine interessante Partie mit intensiven Momenten, aber kein Gourmetfußball. Ohnehin zum Siegen verdammt angesichts des müden 1:1 zum Auftakt gegen England, waren die Franzosen präsenter und fanden schneller wieder ihren Rhythmus. Die versprochene Renaissance der Spielfreude blieb aber zunächst aus. „Les bleus“ vergaben durch Ménez und Philippe Mexès bis zur Pause gleich zwei Hochkaräter (29./39.). Beide scheiterten aus aussichtsreicher Position am überragenden Keeper Andrej Pjatow. Die beste Gelegenheit der abwartenden Ukrainer hatte Schewtschenko (34.).

Immer wieder durchzuckten Blitze den Abendhimmel und sorgten teilweise für eine surreale Stimmung im Stadion. Auch das Spiel wurde nach dem Wechsel farbiger. In der 48. Minute verlor Ménez auch das zweite Eins-gegen-Eins-Duell gegen Pjatow, im Gegenzug rauschte Schewtschenkos Schuss nur um Zentimeter am linken Winkel vorbei. Erst im dritten Anlauf durfte Ménez endlich jubeln. Nach feiner Vorarbeit von Ribéry und Karim Benzema ließ der Angreifer von Paris St. Germain Pjatow keine Chance (53.). Nur 180 Sekunden später veredelte Cabaye den zweiten Benzema-Assist mit seinem ersten Länderspieltor zum 2:0.

Schewtschenko und Co. waren minutenlang wie gelähmt durch den Doppelschlag. Nahezu ungehindert durften die Franzosen zaubern und hätten bei Cabayes Pfostenschuss (65.) beinahe sogar auf 3:0 erhöht. Die ukrainischen Zuschauer pfiffen ihre Lieblinge aus. Für eine effiziente Schlussoffensive fehlte auf dem tiefen Platz die Kraft.