Tschechen feiern ersten EM-Sieg - Griechen unter Druck

Breslau (dpa) - Die riesige tschechische Erleichterung über das vermiedene EM-Aus entlud sich in überschwänglichem Jubel: Der Wolfsburger Petr Jiracek warf nach dem 2:1 (2:0)-Zittersieg gegen Griechenland sein verschwitztes Trikot ins Publikum und verteilte übermütig Küsschen.

Petr Cech schleuderte nach seinem folgenlosen Patzer die Torwarthandschuhe in die tschechische Fan-Kurve. „Das war ein wichtiger Sieg für uns. Jetzt haben wir es selbst in der Hand“, sagte Kapitän Tomas Rosicky mit Blick auf die letzte Vorrundenpartie gegen Co-Gastgeber Polen.

Einzig die Achillessehnenprobleme des zur Halbzeit ausgewechselten Ex-Dortmunders trübten die Freude in Breslau ein wenig. Rosickys Einsatz ist nach eigenen Worten fraglich. Trainer Michal Bilek unterstrich: „Wir brauchen Tomas, denn er ist unser Schlüsselspieler.“

Mit einem Wolfsburger Blitz-Doppelpack und starken Nerven hatten die Tschechen zuvor die ersten drei Punkte nach dem 1:4 gegen Russland eingefahren und Griechenlands Viertelfinalchancen minimiert. Im Duell der Ex-Europameister sorgten VfL-Profi Jiracek (3.) und sein künftiger Wolfsburger Teamkollege Vaclav Pilar (6.) für die schnellste 2:0-Führung der EM-Geschichte, Theofanis Gekas (53.) machte es wieder spannend. Zu mehr reichte es nicht für die Griechen, die vor dem letzten Spiel gegen Russland weiter nur einen Punkt haben und ihren Halbfinal-Erfolg gegen Tschechien bei der EM 2004 nicht wiederholen konnten.

„Wir wollten uns für das Russland-Spiel rehabilitieren, das ist uns gelungen“, sagte Rosicky. Trainer Bilek fügte hinzu: „Wir haben super begonnen, das haben wir auch gegen Russland gemacht, aber diesmal haben wir weiter standgehalten.“

Gegen die notgedrungen umformierte griechische Abwehr erwischten die unter Druck stehenden Tschechen einen Traumstart. Tomas Hübschman spielte mustergültig steil auf Jiracek, der Schlussmann Konstantinos Chalkias nach nur 135 Sekunden von der Strafraumgrenze aus zum viertenschnellsten Tor der EM-Historie überwand. Nur drei Minuten später setzte sich Theodor Gebre Selassie auf der rechten Seite durch. Chalkias erwischte den Rückpass in die Mitte nicht, wo sich der schmächtige Pilar gegen Konstantinos Katsouranis und Vassilios Torosidis durchsetzte und das Leder zu seinem zweiten Turniertor ins Netz drückte. „Die ersten zehn Minuten haben uns das Spiel gekostet“, sagte Griechenlands Trainer Fernando Santos.

Der etatmäßige Mittelfeldspieler Katsouranis musste mit dem Schalker Kyriakos Papadopoulos die Innenverteidigung bilden. Dort fehlten der gesperrte Bremer Sokratis und Avraam Papadopoulos wegen seines beim 1:1 gegen Polen erlittenen Kreuzbandrisses. Zu allem Überfluss ließ sich der angeschlagene Schlussmann Chalkias nach 22 Minuten gegen Michail Sifakis auswechseln.

Weder Dimitrios Salpingidis, gegen Polen Schütze des Ausgleichstores, noch die erst 19-jährige Offensivhoffnung Konstantinos Fortounis aus Kaiserslautern konnten die im ersten Spiel desolate tschechische Defensive zunächst fordern. Trainer Santos reagierte zur Pause und brachte Gekas. Der einstige Bundesliga-Torschützenkönig stand nur acht Minuten nach seiner Einwechslung goldrichtig. Torhüter Cech wurde von Tomas Sivok behindert und ließ den Ball fallen, Gekas schob ihn ins leere Tor.

Ohne Rosicky gerieten die eine Halbzeit lang souveränen Tschechen nun unter Druck und ließen ihre zahlreichen Fans unter den 41 000 Zuschauern zittern. Große griechische Chancen gab es jedoch nicht mehr. Trainer Santos betonte vor dem letzten Gruppenspiel gegen Russland trotzig: „Wir haben immer noch Hoffnung.“