#Euro2016 Von Gonzo bis zum Schlaubi Schlumpf - Spitznamen der DFB-Elf
Waren das noch Zeiten, als „Tante Käthe“ durch die gegnerischen Strafräume wirbelte oder der „Kaiser“ die Abwehr zusammenhielt. Aber auch Deutschlands aktuelle Nationalspieler besitzen Spitznamen — zum Teil sogar originelle.
Düsseldorf. Die Spitznamen der deutschen Nationalspieler und wie sie dazu gekommen sind:
MANU „Manu“, immer wieder „Manu“. Der zurzeit wohl weltbeste Keeper würde wahrlich einen fantasievolleren Spitznamen verdienen. Es muss ja nicht gleich „Bär“ sein, wie Karl-Heinz Rummenigge vor rund fünf Jahren einfach mal in die Runde warf —„weil er eben genau wie ein solcher im Tor steht“. Kaum besser: „Schnapper“, wie Manuel Neuer bereits in seiner Zeit beim FC Schalke 04 genannt worden war — aufgrund seiner tollen Gabe, den Stürmern den Ball immer wieder vom Fuß zu schnappen.
DONNY Shkodran Mustafi wird so von fast aller Welt genannt. Nur warum? Das weiß der Profi des FC Valencia selbst nicht so recht: „Ich habe, um ehrlich zu sein, extrem selten darüber nachgedacht, wie ich zu dem Namen kam. Ich erhielt ihn übrigens schon als Kind, weil mein Shkodran wohl für viele zu schwer auszusprechen war.“
SCHLAUBI SCHLUMPF Jonas Hectors BWL-Studium neben der aktiven Fußballerkarriere reichte schon aus, dass der Linksverteidiger zum „Schlaubi Schlumpf“ beim 1. FC Köln wurde. Aber damit nicht genug: Auch „Harry Hektik“ muss er sich am Rhein immer wieder nennen lassen. Der Grund: seine angebliche Bierruhe. Oder gar Schüchternheit?
BENNI Nüchtern, sachlich, unauffällig verrichtet er seine Arbeit auf dem Platz. Also würde ein blumiger Spitznamen für Benedikt Höwedes kaum Sinn machen. Eine simple Kurzform seines Vornamens reicht locker aus.
MOTZKI Das hat er nun davon: Weil der Innenverteidiger gerne viel redet, diskutiert und auch schimpft, muss Mats Hummels nun mit dieser Bezeichnung leben. Beziehungsweise darf, denn Matthias Sammer hatte diesen Spitznamen ja einst auch schon verpasst bekommen — und mit Europas Fußballer des Jahres 1996 verglichen zu werden, sollte durchaus schmeichelhaft sein.
SAMI Zu mehr hat es Sami Khedira in Deutschland noch nicht gebracht. In Italien, wo der gebürtige Stuttgarter aktuell seine Semmeln verdient, ist das ein bisschen anders — nachdem ihm im Juventus-Dress bei einem 3:0-Sieg gegen Hellas Verona eine wahre Galavorstellung gelungen war. So jubelte ihn die „Tuttosport“ dort prompt zum „Jedi ohne Laser-Schwert“ hoch. Als einer, der sich für die nächste Star-Wars-Folge bewerben würde.
SCHWEINI Mit diesem Nachnamen ist’s aber auch ein Kreuz für Bastian Schweinsteiger. Immer wieder ist er deshalb der „Schweini“, obwohl ihm das doch überhaupt nicht gefällt. Mit einem einfachen „Basti“ könnte der derzeitige DFB-Kapitän im Wartestand schon deutlich besser leben — nur das wiederum ist bei den Fans nicht so beliebt. Vielleicht ein Kompromiss: „Fußballgott“. Die Anhänger des FC Bayern bezeichneten ihn zum Schluss seiner Münchner Zeit ja so — eine große Wertschätzung für ihn.
BESUGO Das klingt beim ersten Hinhören gar nicht so schlecht. Wenig schmeichelhaft wird’s erst, wenn der Spitzname übersetzt wird, den Mesut Özil einst, während seiner Zeit bei Real Madrid, verpasst bekam — denn das spanische Wort mit den sechs Buchstaben bedeutet nichts anders als Meerbrasse. Charakteristisch für diesen Fisch: hervorstehende Augen. Aus dem gleichen Grund wird der gebürtige Gelsenkirchener übrigens auch immer wieder „Nemo“ genannt — wie der kleine Clown-Fisch aus dem Kino-Film „Findet Nemo“.
SCHÜ Der Spitzname des Wolfsburgers ist ähnlich einfallslos wie seine jüngsten Auftritte auf dem Rasen. Angeblich soll er wenigstens Zeit einsparen. Zeit, die dann für andere Zeitgenossen verwendet werden kann.
PRINZ POLDI Unglaublich, aber wahr: Lukas Podolski hat seinen Spitznamen schon 2004 beim Deutschen Patent- und Markenamt rechtlich schützen lassen. Damit ja niemand ungestraft, unberechtigt beziehungsweise umsonst mit seiner Popularität Geschäfte machen kann. Wenn’s schnell gehen muss, wird der 31-Jährige übrigens gerne nur „Poldi“ genannt.
JULE Er würde lieber Frauen als Pokale streicheln — verriet Julian Draxler nun der staunenden Öffentlichkeit. In Sachen Spitzname bleibt der 22-Jährige hingegen langweilig.
(EX-)ELFMETERKILLER Vor rund zwei Jahren war der Bernd Leno noch ehrfurchtsvoll als „Elfmeterkiller“ bezeichnet worden — aufgrund einer Quote von rund 47 Prozent an gehaltenen Strafstößen in der Bundesliga. Seitdem jedoch war auch er bei dem einen oder anderen Versuch vom ominösen Punkt aus machtlos — und damit ist sein schmeichelhafter Spitzname wieder futsch. Stattdessen ein neuer: (Noch) Fehlanzeige.
RADIO MÜLLER Von wegen Bomber der Nation“ oder Ähnliches. Als „Radio Müller“ muss sich der Thomas aus Pähl bezeichnen lassen — weil er angeblich ständig auf Sendung ist, also sehr gerne und unglaublich viel redet.
SKIPPER Seit der U17-WM 2011 in Mexiko heißt Emre Can so — dank des damaligen DFB-Nachwuchs-Bundestrainers Steffen Freund. Gleichzeitig lobte er den gebürtigen Hessen in den höchsten Tönen: „Er hat das Zeug, es nach ganz oben zu schaffen.“ Ob er das aktuell immer noch so sagen würde?
JU Nun gut, dieser Spitzname liegt beim erst 20-jährigen Julian Weigl auf der Hand — wobei seine weiblichen Fans gerne noch ein „süüüßer“ davor setzen. Eher männliche Fußballfreunde verpassten ihm hingegen den Zusatz „Passmaschine“ — aufgrund der unglaublichen Genauigkeit, mit der der Dortmunder Shootingstar die Bälle immer wieder zu seinen Mitspielern bringt.
BIG MIKE Rund um die BayArena in Leverkusen wird Jonathan Tah so genannt — in Anlehnung an den American-Footballer Michael Oher, dem er in der Tat etwas ähnlich sieht. Über den Aufstieg des Offensive Tackles, der 2012 mit den Baltimore Ravens den Super Bowl XLVII gewann, wurde übrigens sogar ein Film gedreht: „Blind Side — Die große Chance“, mit Sandra Bullock in einer der Hauptrollen.
BOA In Sachen Brillenmode führend, in Sachen Outfit stets auf dem neuesten Stand. Aber in Sachen Spitznamen bleibt für Jerome Boateng nur ein mageres „Boa“ übrig. Da ist beim eleganten Innenverteidiger noch viel Luft nach oben.
GARCON Nein, Toni Kroos hat noch nie in der Gastronomie gearbeitet. Und trotzdem ist er in der DFB-Auswahl der „Garçon“, also „der Kellner“. Zu verdanken hat er dies brasilianischen Journalisten, die ihn während der WM 2014 so tauften — weil der gebürtige Greifswalder die Bälle schon damals in schönster Genauigkeit seinen Teamkameraden servierte.
SUNNY Als Mario Götze nach einer Verletzung einst ein paar Kilos zu viel auf den Rippen trug, wurde aus ihm fix „Pummelfee“ gemacht. Lang ist’s her, mittlerweile kommt der gebürtige Memminger doch ausgesprochen fit um die Ecke. Sowie technisch versiert, wodurch „Götzinho“ eigentlich sehr gut zu ihm passen würde — nur diese Bezeichnung lehnt der WM-Held von 2014 strikt ab. Immerhin: Gegen „Sunny“, weil er doch fast immer lächelt, hat Götze nichts einzuwenden.
DER KÖNIG Um ein 100 000-Euro-Auto zu schrotten, dafür benötigte Leroy Sane kurz nach dem Erhalt des Führerscheins nur wenige Tage. Zu einem echten Spitznamen hat er es mit seinen 20 Jahren dagegen noch nicht gebracht. Aber eigentlich hat dies der Youngster auch gar nicht nötig, schließlich bedeutet schon sein Vorname ganz unbescheiden „der König“.
DANIEL Thomas Müller, wem sonst? Dem FC-Bayern-Spaßvogel vom Dienst hat Joshua Kimmich den Spitznamen zu verdanken, mit dem er nun, seit dem Elfmeterschießen im DFB-Pokal-Finale 2016, leben muss. „Daniel“ wie „Daniel Düsentrieb“ — weil ihm bei seinem Versuch gegen den BVB angeblich die Düse ging. Das behauptete jedenfalls Müller. Kimmich sieht’s immer noch anders: „Ich war überhaupt nicht nervös. Aber ich verschoss eben, und das sah halt schon scheiße aus.“
EL ALEMAN Es war einmal, vor langer Zeit, als Marc-André ter Stegen noch den Kasten von Borussia Mönchengladbach hütete: Aufgrund seines unglaublichen Ehrgeizes, seiner fantastischen Reflexe sowie seines außergewöhnlichen Könnens damals wurde MATS ganz schnell als „Mini-Kahn“ betitelt. Mittlerweile hat er seinen Job am Niederrhein längst mit einem beim FC Barcelona eingetauscht — und dort heißt er ganz simpel nur „El Aleman”. „Der Deutsche“ also.
GONZO Mario Gomez tat in den vergangenen Jahren wirklich alles, um seinem Spitznamen „Torero“ gerecht zu werden — und schwang nach fast jedem seiner Tore fiktiv ein Tuch im Stile eines echten Stierkämpfers. Doch dann kam Thomas Müller bei der aktuellen EM in Frankreich — und machte aus dem Goalgetter schnell den „Gonzo“. In Anlehnung an den hässlichen Vogel aus der „Sesamstraße“? „Die habe ich doch gar nie gesehen“, versucht sich der Pähler sofort herauszureden. Er wollte, nachdem mit Gomez und Götze zwei Marios in der Sturmspitze standen, eigentlich nur einen neuen Namen kreieren, damit man die beiden besser auseinanderhalten könne. Das ist ihm nun ja bestens gelungen.
JOGI Wieso? Weshalb? Warum? Eigentlich egal. Für die Deutschen ist Joachim Löw einfach ihr „Jogi“. Der 58-Jährige versucht sich zu erinnern, seit wann er diesen Spitznamen besitzt: „Das muss wohl in meiner Kindheit gewesen sein, seit dem Fußballspielen mit Freunden auf der Straße. Jogi ließ sich anscheinend leichter aussprechen als das lange Joachim.“