Weltmeister Buchwald Vorbild für ter Stegen & Co.

Tourrettes (dpa) - Ob Frank Mill, Jermaine Jones oder Andreas Beck - aussortierte Nationalspieler verschwinden meistens in der Versenkung. Draxler, ter Stegen und Sven Bender haben im Gegensatz zu Cacau ein Vorbild: Guido Buchwald flog 1986 raus und wurde vier Jahre später Weltmeister.

Es ist 26 Jahre her, dass Guido Buchwald die wohl bittersten Tränen seiner Fußball-Karriere vergoss. Als ihm der damalige DFB-Teamchef Franz Beckenbauer drei Tage vor dem Abflug der Nationalmannschaft nach Mexiko zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 mitteilte, dass er ebenso wie Frank Mill, Wolfgang Funkel und Heinz Gründel nicht zum damals noch 22-köpfigen Kader gehören würde, brach für den seinerzeit 25 Jahre alten Stuttgarter eine Welt zusammen. „Es wäre besser gewesen, wenn der Franz von Anfang an nur 22 Spieler benannt hätte und im Notfall einen nachgeholt hätte“, sagte Buchwald damals tief enttäuscht in der Sportschule Malente.

Als Joachim Löw am Pfingstmontag im DFB-Quartier in Tourrettes dem 31 Jahre alten Cacau sowie den drei Talenten Marc-André ter Stegen (20), Julian Draxler (18) und Sven Bender (23) mitteilte, dass sie bei der EM in Polen und der Ukraine nicht dabei sein werden, war auch wieder eine „gewisse Emotionalität“ dabei, wie Löw aus Erfahrung weiß: „Es tut immer weh, den Spielern das zu sagen.“

Für den Bundestrainer war es das dritte Turnier-Casting. Beckenbauer hatte es nach 1986 lieber nicht mehr wiederholt. Auch seine Nachfolger Berti Vogts, Erich Ribbeck, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann verzichteten auf das Ausleseverfahren. Sie zogen es vor, für Notfälle Spieler auf Abruf zu stellen.

Löw sieht das anders. Er betrachtet einen Schnupperkurs für Perspektivspieler als sinnvolle Vorbereitung über das anstehende Turnier hinaus. „Diese Streichung wird ein bisschen negativ gesehen. Der eine oder andere jüngere Spieler wird auch vorbereitet auf das, was in Zukunft kommt, vielleicht bei späteren Turnieren wie der WM 2014“, sagte der Bundestrainer vor dem EM-Aus für Draxler und Co.

Für den Stuttgarter Routinier Cacau könnte die EM-Ausbootung das Ende der Länderspiel-Karriere darstellen. Der Gladbacher ter Stegen, der Schalker Draxler und der in dieser Saison immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Dortmunder Sven Bender dürfen sich dagegen den Kämpfer Buchwald zum Vorbild nehmen. Auf 76 Länderspiele kam der defensive Mittelfeldspieler. Er spielte jeweils zwei EM- und WM-Turniere und krönte seine Laufbahn als Weltmeister 1990.

Buchwald ist allerdings die rühmliche Ausnahme. Vor der EM 2008 wurden Jermaine Jones (Schalke) und die damaligen Zweitligaspieler Patrick Helmes (1. FC Köln) und Marko Marin (Gladbach) nach dem Trainingslager auf Mallorca von Löw nach Hause geschickt. Nur der jetzt von Werder Bremen zum Champions-League-Sieger FC Chelsea wechselnde Marin schaffte nach der Enttäuschung ein echtes Comeback mit der WM-Teilnahme 2010 - es war sein bislang letztes Jahr im DFB-Team. Auch der Hoffenheimer Andreas Beck kam nach der Streichung vor der WM 2010 nur noch für zwei Länderspiele zurück.

„Ich denke, es ist dieses Mal nicht so wie vielleicht 2008, als der eine oder andere Spieler in der Versenkung verschwunden ist“, erklärte Löw. Für ter Stegen und Co. sieht er eine bessere Chance, „in der Zukunft wieder in der Nationalmannschaft dabei zu sein. Ich sehe unglaublich gutes Niveau.“ Buchwald lässt grüßen.