Wie wichtig ist das Auftaktspiel?
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Evien-les-Bains. Seit die Europameisterschaften in einem vergleichbaren Modus ausgetragen werden, also 1980, führte der Weg zum Titel tatsächlich fast immer über einen Sieg im ersten Spiel. Aber eben nur fast. Wir werfen einen Blick zurück.
1980: Deutschland tritt als Vize-Europameister in Italien gegen die Tschechoslowakei an. Karl-Heinz Rummenigge trifft, eine Seltenheit, per Kopf zum 1:0. Ein gutes Omen: Im Finale von Rom bezwingt die Elf von Jupp Derwall Belgien 2:1. Horst Hrubesch trifft doppelt. Seine ersten beiden Tore im Nationaltrikot!
1984: Deutschland startet in Straßbourg als Titelverteidiger und Vize-Weltmeister mit einem 0:0 gegen Portugal. Ohne Auftaktsieg geht es nach einem 2:1 über Rumänien und einem 0:1 gegen Spanien zeitig nach Hause. Europameister wird Gastgeber Frankreich durch ein 2:0 über Spanien. Ihr Eröffnungsspiel hatten die Franzosen 1:0 gegen Dänemark gewonnen. Der zweite Titel nach einem Auftaktsieg.
1988: Deutschland rettet in Düsseldorf ein 1:1 gegen Italien, Andreas Brehme gleicht die italienische Führung durch Roberto Mancini aus. Aber: Kein Auftaktsieg, kein Titel. Im Halbfinale kassiert Deutschland ein bitteres 1:2 gegen die Niederlande. Und es gibt ein Novum: Titelträger Niederlande — 2:0-Finalsieger über die UdSSR — war mit einem 0:1 gegen eben jenen Gegner gestartet. Kein Wunder: Schiedsrichter war Dieter Pauly aus Rheydt. Tadellose Leistung!
1992: Deutschland schafft im ersten Spiel nur ein 1:1 gegen die GUS, den Nachfolger der UdSSR. Erst trifft Igor Dobrovolski, aber dann ist Thomas Häßler in letzter Minute per Freistoß zur Stelle. Diesmal ist für Deutschland — unter Trainer Berti Vogts — erst im Finale gegen die Dänen Schluss: 0:2. Die hatten sich in ihrem ersten Spiel torlos von den Engländern getrennt. Es geht also auch mit einem 0:0.
1996: Jetzt aber: Deutschland besiegt im ersten Spiel Tschechien mit 2:0, weil Christian Ziege und Andreas Möller treffen. Das trägt bis ins Finale, in dem Oliver Bierhoff als Einwechselspieler zweimal zulangt — erneut gegen Tschechien. 2:1 nach Golden Goal.
2000: Gespielt wie Anton aus Tirol: Deutschland müht sich zu einem 1:1 gegen Rumänien, Mehmet Scholl schießt das einzige Turnier-Tor für die Elf von Erich Ribbeck. Nach der Vorrunde ist Schluss, die Spieler feiern fröhliche Urständ, die Bild-Zeitung ist dabei. Frankreich wird durch ein 2:1 über Italien Europameister, was sich beim 3:0 über Dänemark im ersten Spiel schon anbahnte. Viermal hat ein Auftaktsieg also bisher gestochen.
2004: Deutschland startet wieder nur mit einem Unentschieden: 1:1 gegen die Niederlande. Immerhin trifft Torsten Frings. Das reicht aber nicht: Ein 0:0 gegen Lettland und ein 1:2 gegen Tschechien besiegeln das nächste frühe Aus. Europameister wird — tataaaa! - Griechenland durch ein 1:0 über Portugal, das Otto Rehhagels Schützlinge schon zum EM-Auftakt 2:1 besiegt hatten. Der fünfte Titel eines Auftaktsiegers. Kleiner Trost für Deutschland: Finaltorschütze Angelos Charisteas spielt für Werder Bremen.
2008: Mit Joachim Löw als Chef gelingt dank Lukas Podolski ein 2:0 über Polen, seine Heimat. Doch im Finale sind Spanien und Fernando Torres zur Stelle: 1:0. Die Iberer hatten ihren ersten Auftritt mit einem 4:1 über Russland bestritten. Die Regel des notwendigen Auftaktsieges erhärtet sich.
2012: In Polen und der Ukraine besorgt Mario Gomez das 1:0 über Portugal. Diesmal ist dennoch zu früh Schluss. Im Halbfinale verzockt sich Löw, und die Italiener siegen 2:1.Spanien verteidigt den Titel durch ein 4:0. Und zum dritten Mal trifft der Europameister im Finale auf seinen ersten Gegner. Die Spanier hatte gegen Italien zu Beginn 1:1 gespielt. Was lernen wir? Sechs Titel liefen über einen Sieg im ersten Spiel, zwei über ein Remis. Nur die Niederlande setzten sich 1988 trotz einer Niederlage zu Beginn durch. Aber die sind ja nicht dabei. Also: Die Ukraine schlagen, und im Finale dann nochmal.