Er hat noch nicht fertig: Kult-Trainer Trapattoni
Dublin (dpa) - Spätestens wenn er zum Mikrofon greift, ist Giovanni Trapattoni der unumstrittene Star. Das ist auch auf seiner vermutlich letzten Trainerstation nicht anders.
„Keine andere Nation würde Traps Quatsch ertragen“, titelte der irische „Herald“ einen Beitrag über die Eigenheiten des Nationalcoachs. Trapattoni, das heißt Leidenschaft, Hingabe und italienischer Charme. Trapattonis Ausbrüche irritieren und brüskieren einerseits, sie machen den 73-Jährigen aber auch so einzigartig und schrullig.
Keine Wutrede wie zuletzt die von Bruno Labbadia kann Trapattonis Auftritten das Wasser reichen. Unvergessen bleibt seine hochemotionale Pressekonferenz als Bayern-Coach und der legendäre Satz: „Was erlauben Strunz, war schwach wie eine Flasche leer.“
14 Jahre ist das her. Trapattoni hat sich aber nicht geändert. Die sprachlichen Feinheiten als Gastarbeiter bergen auch heute noch manch eine Unwägbarkeit. In diesem Sommer schockierte er einen Interviewer mit der Aussage, dass er sich nun umdrehen und sich die „Eier kraulen“ müsse. In seiner Heimat bedeutet die Redensart so viel wie „auf Holz klopfen“. Als die EM-Teilnahme mit den Iren perfekt war, stellte Trapattoni in perfektem „denglisch“ fest: „The Cat is in the Sack!“
Man kann es ihnen kaum verdenken, die Iren haben ihren „Trap“ einfach ins Herz geschlossen. Seit seinem Dienstantritt im Sommer 2008 hat er aus der lange Jahre erfolglosen Mannschaft wieder eine gefürchtete Truppe gemacht. In den vier Jahren bis zur EM unter ihm und seinem italienischen Co-Trainer Marco Tardelli verloren die Iren nur zwei Spiele. In acht Partien in Serie blieben sie ohne Gegentor.
Bei der EM-Endrunde in Polen und der Ukraine gab's dann aber drei Pleiten in drei Spielen - allerdings gegen die stets unbequemen und meist starken Kroaten (1:3), den späteren Titelträger Spanien (0:4) und Ex-Weltmeister Italien (0:2).
Trapattonis Vertrag war aber schon zuvor verlängert worden. Medienberichten zufolge kassiert er als einer der erfolgreichsten Trainer der Welt mit 22 Titeln drei Millionen Euro für die zwei Jahre bis zur WM 2014. Ein Rücktritt kam für Trapattoni auf der Grünen Insel, wo er aber gar nicht so oft weilt, nicht infrage. Er will die Iren mit der ihm eigentümlichen Grandezza nach Brasilien führen.
Und er weiß, was Erfolg heißt. Mit dem FC Bayern München gewann er 1997 seinen ersten Titel außerhalb Italiens. Danach wurde er bei allen Auslandsgastspielen auf Anhieb Meister: 2005 mit Benfica Lissabon und 2007 mit Salzburg. Zuvor hatte der Bauernsohn in Italien Juventus Turin zwischen 1976 und 1986 unter anderem zu sechs Meistertiteln, zum Gewinn des Europacups der Landesmeister und zum Weltpokalsieg geführt. Danach wurde er mit Inter Mailand Meister und UEFA-Cupsieger. „Er ist der Größte von uns allen“, sagt Italiens Ex-Nationaltrainer Arrigo Sacchi.
Trapattoni hat alles erreicht, nur sein größter Traum blieb ihm versagt: Der Triumph als italienischer Nationaltrainer. Als Nachfolger von Dino Zoff scheiterte „Trap“ bei der WM 2002 im Viertelfinale an Südkorea, nachdem auch das heimliche Versprühen seines aus Italiens mitgebrachten Weihwassers auf der Trainerbank nicht half. 2004 schied er bei der EM in Portugal mit den „Azzurri“ schon nach den Gruppenspielen aus.
Daraufhin trat Trapattoni, der schon als Abwehrspieler des AC Mailand zweimal Meister und Europacup-Sieger wurde und 17 mal das Nationaltrikot trug, zurück. Welchen Spruch er mal bei seinem Karriereende aufsagen wird, liegt eigentlich auf der Hand. Trapattoni könnte sich dann selbst zitieren, auch das würde zu dem manchmal verschmitzten „Maestro“ passen: „Ich habe fertig!“