Achtelfinal-Gegner BVB-Coach Stöger freut sich auf Duell mit Salzburg

Reggio Emilia (dpa) - Kaum war das Los RB Salzburg gezogen, stand das Handy von Peter Stöger nicht mehr still.

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Binnen weniger Minuten nahm der Trainer von Borussia Dortmund in diversen Kurznachrichten und Anrufen über 20 Glückwünsche zum Gegner im Achtelfinale der Europa League entgegen - zumeist von Landsleuten. „Es ist für mich etwas Besonderes, erstmals nach Jahren wieder ein richtiges Bewerbspiel in meiner Heimat zu haben. Ich freue mich, das muss ich echt sagen““ sagte der Fußball-Lehrer.

Mit einem Mal war der Schlafmangel vergessen. Denn die Rückreise vom Spiel bei Atalanta Bergamo gestaltete sich ähnlich schwierig wie zuvor das Spiel. Bis kurz vor drei Uhr in der Früh musste der diverse Male enteiste Mannschaftsflieger im dichten Schneetreiben warten, ehe er vom kleinen Flughafen in Parma abheben durfte. Immerhin tröstete der mit dem schmeichelhaften 1:1 (0:1) gesicherte Einzug in das Achtelfinale über die unplanmäßige Verzögerung hinweg. Wie ein glücklicher Sieger wirkte Stöger bei aller Erleichterung jedoch nicht. „Das war kein richtiger Männerfußball. Wir haben nach diesem Spiel viel zu besprechen“, sagte der 51-Jährige selbstkritisch.

Wie schon beim 1:0 in Mönchengladbach oder im Hinspiel gegen Bergamo nahm die Borussia erneut reichlich Glück in Anspruch. Der erste Europapokal-Treffer von Marcel Schmelzer (83. Minute) seit Oktober 2012 bewahrte sie vor einem weiteren Rückschlag auf internationaler Bühne. Doch zur Imagepflege nach dem blamablen Aus in der Champions League war der Auftritt gegen Bergamo wahrlich nicht geeignet. Dafür mangelte es zu sehr an Zweikampfhärte und Kreativität. „Wir wissen alle, dass es nicht das beste Spiel war“, gestand Schmelzer, „aber mir ist egal, ob es glücklich oder verdient war.“

Ausgerechnet der von einem Muskelfaserriss genesene Kapitän, der in diesem Jahr noch kein Spiel bestritten hatte und erst zur Pause eingewechselt worden war, sorgte für den erlösenden Ausgleich. Zuvor war der BVB dem frühen Rückstand durch Rafael Tolói (11. Minute), der nach dem 3:2 im Hinspiel das Aus bedeutet hätte, über weite Strecken ideenlos hinterhergelaufen. „Eine schöne Geschichte, dass ich das wichtige Tor zum 1:1 erziele. Ich habe eiskalt zugeschlagen“, sagte Schmelzer schmunzelnd.

Neben dem Außenverteidiger machte sich ein weiterer Einwechselspieler verdient. Eigentlich wollte Trainer Stöger den zuletzt nach zuvor achtmonatiger Zwangspause stark strapazierten Marco Reus aus Sorge um dessen Gesundheit schonen, sah sich aber in höchster Not doch zu einer Einwechslung in den letzten halben Stunde genötigt. Als Vorbereiter des Ausgleichs stellte Reus erneut seinen großen Wert für den Bundesliga-Zweiten unter Beweis. „Ich glaube, Marco ist unser wichtigster Spieler. Er macht uns als Mannschaft und auch jeden einzelnen um ihn herum besser“, schwärmte Schmelzer.

Kumpel Mario Götze ist einer, der vom Reus-Comeback merklich zu profitieren und auf gutem Weg zurück zu alter Form zu sein scheint. Wirklich zufrieden war jedoch auch der Weltmeister mit der Team-Leistung nicht: „Im Achtelfinale brauchen wir definitiv eine Steigerung. Wir müssen zielstrebiger werden und einfach den nächsten Schritt machen.“ Ähnlich sah es Stöger: „Es wird notwendig sein, dass wir mehr auf die Beine stellen und Widerstand leisten. Wir werden aus unser technischen Spielern sicher keine Kampfmaschinen machen. Aber wir müssen Lösungen finden.“

Gleichwohl verwies Götze auf die ermutigende BVB-Erfolgsbilanz in diesem Jahr mit acht Pflichtspielen ohne Niederlage: „Wir sind zufrieden, wie es läuft. Wir haben eine guten Lauf.“ Und den würden alle Beteiligten liebend gern im Bundesliga-Duell mit Augsburg fortsetzen. Für die angekündigten Proteste der Fans gegen das zweite Montagsspiel äußerte der Coach Verständnis. Angesichts der beschwerliche Rückreise aus Italien und der nur kurzen Nacht sah er aber auch Vorteile: „Ich bin froh, dass wir nicht am Sonntag spielen. Das gibt uns Zeit, ein bisschen mehr zu regenerieren.“