Wie einst der HSV? Deutsche Teams in Europa League mit großen Zielen

Monaco (dpa) - Die Europa League als deutscher Schreckenswettbewerb soll endgültig Geschichte sein, dafür wollen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt sorgen.

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Während es in der Champions League zuletzt quasi ein Halbfinal-Abo gab, warten die deutschen Teams in Europas zweithöchster Spielklasse schon seit mehr als acht Jahren auf das Erreichen der Vorschlussrunde. Wer folgt auf den inzwischen in die Zweitklassigkeit abgestürzten Hamburger SV, der 2010 letztmals um eine Finalteilnahme spielte?

Vor allem die Werkself nimmt die Europa-League-Saison mit großen Zielen und einem hohen Anspruch an sich selbst in Angriff. „Wir werden den deutschen Fußball in der Europa League so vertreten, wie es sich gehört. Und wir werden es sicher besser machen als der eine oder andere in dieser Saison“, kündigte Leverkusens Geschäftsführer Sport Rudi Völler an. Damals waren Hertha BSC, 1899 Hoffenheim und der 1. FC Köln in der Gruppenphase ausgeschieden.

Vor der Auslosung am Freitag (13.00 Uhr) in Monaco steht für Bayer fest: Die Europa League ist kein Trostpflaster für das Verpassen der Champions League, sondern eine echte Titelchance. „Nach dem Verpassen der Champions League waren die Spieler sauer. Denn es wäre möglich gewesen. Aber sie haben die richtige Reaktion gezeigt“, sagte Trainer Heiko Herrlich im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Mit Spielern wie Jonathan Tah, Julian Brandt, Neu-Nationalspieler Kai Havertz sowie Torjäger Kevin Volland gehört Leverkusen zu den Mitfavoriten in einem Wettbewerb, der mit Chelsea, Arsenal, Sevilla, Milan und Marseille vieles verkörpert, aber nicht europäische Zweitklassigkeit. „Das ist ein toller Wettbewerb mit tollen Gegner. Und wir wollen so weit kommen wie möglich“, sagte Herrlich. Für Sportdirektor Jonas Boldt gibt es deshalb „keine Dreifach-Belastung“, sondern nur „eine Dreifach-Herausforderung“.

Die hat die Eintracht nach dem frühen Aus als Titelverteidiger im DFB-Pokal zwar nicht mehr, die Europa-Strapazen sind für Adi Hütter und seine Mannschaft aber nicht zu unterschätzen. Nach einem gewaltigen Substanzverlust durch die Abgänge von Marius Wolf, Kevin-Prince Boateng und Omar Mascarell werden sich die Hessen erst an den stetigen Samstag-, Donnerstag-, Sonntag-Rhythmus gewöhnen müssen. Die blendende Perspektive, Arsenals Mesut Özil oder Chelseas Eden Hazard demnächst vielleicht in Frankfurts Arena auflaufen zu sehen, wird getrübt von den Vorjahren, als Teams wie Köln und Freiburg als Europa-Starter in Not gerieten. Köln stieg sogar ab.

Die Euphorie in der Mainmetropole ist riesig. Die Anhänger warteten gar nicht erst die Auslosung ab, sie kauften schon vorab über 120 000 Karten für die drei garantierten Heimspiele. „Ich spüre die Wucht des Vereins“, sagte Sport-Vorstand Fredi Bobic, der wie Kollege Axel Hellmann und Sportdirektor Bruno Hübner seinen Vertrag vor Saisonstart verlängerte. Vor dem Start in Europa steht für den ehemaligen Stürmer fest: „Der Weg ist noch nicht beendet.“ Auch deshalb hat man Kroatiens Vize-Weltmeister Ante Rebic trotz lukrativer Angebote nicht gehen lassen.

Auch Leipzig will wieder weit kommen, im letzten Jahr schafften es die Sachsen bis ins Viertelfinale. Vor der Auslosung der Gruppenphase musste RB aber mächtig zittern, beim 3:2 gegen Sorja Luhansk sicherte Emil Forsberg erst in der letzten Minute das Weiterkommen. Damit hat sich der Qualifikations-Marathon für die Leipziger gelohnt.

Denn Geld kann schließlich auch in der Europa League verdient werden. 2,92 Millionen Euro schüttet die UEFA an jeden der 48 Starter aus, pro Sieg gibt es weitere 570 000 Euro. Vorstandsmitglied Hellmann rechnet für die SGE, die zuletzt 2013/2014 international spielte, mit 18 Millionen Euro. Dazu kommen zusätzliche Einnahmen für Tickets und TV-Rechte.