Freiburg hofft auf Stimmungsaufheller in Sevilla
Sevilla/Freiburg (dpa) - Fast zwölf Jahre sehnte sich der SC Freiburg nach seinem nächsten Ausflug im Europapokal. Jetzt ist es wieder soweit. 4333 Tage nach dem letzten Auftritt bei Feyenoord Rotterdam (0:1) geben die Freiburger an diesem Donnerstag beim FC Sevilla wieder ihre Visitenkarte ab.
Als immer noch siegloser Vorletzter der Fußball-Bundesliga. Und ausgerechnet beim zweimaligen UEFA-Pokal-Gewinner aus dem Herzen Andalusiens. Die Europa League als eine Art Therapie für geschundene Fußballer-Seelen?
Trainer Christian Streich will jedenfalls die Auftritte auf der internationalen Bühne als Stimmungsaufheller nutzen. Das 0:5 am vergangenen Samstag bei Champions-League-Finalist Borussia Dortmund drückte ordentlich auf das Gemüt.
Das Duell mit dem spanischen Team um die früheren Bundesliga-Profis Marko Marin, Piotr Trochowski und Ivan Rakitic soll den Breisgauern neuen Schwung verleihen. „Jetzt schauen wir, dass wir es am Donnerstag in Sevilla und am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt wieder besser hinbekommen“, hatte Streich gesagt. Das Kräftemessen mit den Hessen sei „das noch wichtigere Spiel.“
Es ist bezeichnend, dass der 48-Jährige trotz Europa League an die Bundesliga denkt. Die deutsche Eliteklasse hat Priorität. Der Europapokal ist eine Art Sahnehäubchen. Auch wenn sich die neu formierte Breisgauer Mannschaft noch nicht an den Rhythmus einer Englischen Woche gewöhnt hat. „Für uns war es heute das vierte Spiel in zehn Tagen“, sagte Streich nach der Lehrstunde beim BVB. „Das ist bei uns nicht üblich und dann kommt so ein Ergebnis zustande.“
In Andalusien soll das Resultat wieder stimmen. „Wir müssen uns natürlich anders präsentieren, um was Zählbares mitnehmen zu können auswärts“, forderte Kapitän Julian Schuster, der in Dortmund noch vorsorglich wegen muskulärer Probleme ausgewechselt worden war. „Die werden auch Pressing spielen wie verrückt. Wir müssen schauen, dass wir dem einigermaßen standhalten“, warnte Streich.
Der SC muss sich wieder im Verdrängen üben. Der Liga-Fünfte der vergangenen Saison darf sich nicht mehr mit dem bitteren 2:2 vor zwei Wochen gegen Slovan Liberec befassen, auch der K.o. in Dortmund soll aus den Köpfen verbannt werden. „Unsere große Stärke war es immer, solche negativen Dinge schnellstmöglich zu vergessen“, erzählte Schuster. „Das müssen wir auch jetzt wieder tun. Auch die Dinge, die wir nicht gut gemacht haben, besprechen.“
Sevilla ist beileibe nicht mehr die Mannschaft, die 2005 und 2006 den UEFA-Pokal holte. Stars wie damals Frederic Kanouté oder Luis Fabiano sucht man heute vergebens. Wegen Finanzproblemen mussten im Sommer Korsettstangen wie Jesus Navas, Alvaro Negredo (beide Manchester City) und Geoffrey Kondogbia (AS Monaco) gehen. FC-Chelsea-Ausleihe Marin und seine Kollegen sind in der Primera División magerer 13., nur ein Sieg steht auf dem Konto.
Das ist die Chance der Breisgauer: Auch die Spanier, die ihr Auftaktspiel bei GD Estoril Praia mit 2:1 gewannen, sind noch lange nicht gefestigt. „Wir müssen uns mehr reinhauen“, forderte Torwart Oliver Baumann. Sein Ziel: Das Überstehen der Gruppenphase.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Sevilla: Beto - Coke, Cala, Pareja, Alberto Moreno - Iborra, Rakitic - Jairo, Marin, Trochowski - Gameiro
SC Freiburg: Baumann - Sorg, Krmas, Ginter, Günter - Fernandes, Schuster - Schmid, Mehmedi, Coquelin - Freis
Schiedsrichter: Wladislaw Besborodow (Russland)