Imponierendes Comeback für 96-Held Andreasen
Hannover (dpa) - Wie schnell jahrelanges Leid als Fußballer in pures Glück umschlagen kann, realisierte Leon Andreasen spätestens am Freitagmorgen um 3.10 Uhr auf dem Rollfeld des hannoverschen Flughafens.
Der vormalige Dauerpatient von Hannover 96 erlebte beim Verlassen des Flugzeugs nach der Heimreise aus Dublin ein ihm fast zweieinhalb Jahre unbekanntes Gefühl. Der dänische Mittelfeldspieler war auch beim Flughafenpersonal nach dem erfolgreichen Europa-League-Qualifikationsspiel bei St. Patrick's Athletic der große Held. Kaum hatte Andreasen die Maschine verlassen, wurden ihm schon die Notizblöcke für Autogramme entgegen gestreckt.
Kein Wunder: 28 Monate lang war der 29-Jährige bei 96 nicht mehr an Bord. Wenn die 96-Profis nach tollen Europapokalabenden in der Vorsaison auf dem Flughafen Autogramme schrieben, war Andreasen wegen seiner langwierigen Leistenverletzung nicht dabei. Um so mehr genoss Hannovers Matchwinner sein Comeback beim 3:0-Sieg, das er mit seinem Traumtor nach nicht einmal sechs Minuten in den Winkel gekrönt hatte. „Das war schon ein gutes Gefühl“, gestand Andreasen, der bereits unmittelbar nach dem Arbeitssieg gegen die irischen Halbprofis tief bewegt auf dem Rasen gestanden hatte. Sehr in sich gekehrt konnte Andreasen sein Glück kaum in Worte fassen.
„Heute ist ein guter Tag für mich“, sprach der zehnmalige dänische Nationalspieler. „Die letzten Jahre sind noch einmal wie im Film an mir vorbei gelaufen.“ Es muss ein Horrorfilm für ihn gewesen sein. Am 4. April 2010 verletzte sich Andreasen in seinem bis Donnerstag letzten Pflichtspiel für Hannover gegen den Hamburger SV und kam danach nicht mehr auf die Beine. Aus einsamen Monaten des Bangens in der Reha, Hoffnungen und immer neuen Rückschlägen wurden schließlich Jahre. Doch Andreasen gab nicht auf und kämpfte um seine Karriere.
Mit Erfolg. Trainer Mirko Slomka und Manager Jörg Schmadtke glaubten an den Dauerpatienten und gaben ihm im Mai trotz allem noch einmal einen neuen Vertrag, zunächst für ein Jahr. „Er ist einfach ein toller Bursche, der alles gegeben hat in den letzten zwei Jahren“, begründete Slomka diese im harten Profigeschäft ungewöhnliche Geste. Andreasen zahlte es mit Leistung zurück und spielte - endlich verletzungsfrei - eine bärenstarke Vorbereitung.
Slomka belohnte den Mittelfeldarbeiter dafür und schickte ihn gleich im ersten Pflichtspiel der Saison von Beginn an aufs Feld. „Ich habe ihm gesagt: Du spielst heute so lange, bis du ein Tor machst“, erklärte der 96-Coach hinterher. Nach nur sechs Minuten wollte Slomka seinen am Donnerstag stärksten Spieler dann aber doch noch nicht wieder rausnehmen. „Es ist absolut imponierend, wie er zurück gekommen ist. Es freut mich unheimlich, wie er das geschafft hat“, gestand auch Kapitän Steven Cherundolo.
Bei allem Glück über seinen großen Tag blieb Andreasen aber auf dem Teppich. „Ich hoffe jetzt einfach, ständig gesund zu bleiben. Ich habe es mir abgewöhnt, über einen längeren Zeitraum zu planen“, sagte Hannovers ehemaliger dänische Patient. „Mir fehlt noch die Spielpraxis, aber der Trainer glaubt an mich.“