Arsenals Euro-Aus Kein Happy End für Wenger - Coach verteidigt Özil
Madrid (dpa) - Arsène Wenger war untröstlich. „Es ist sehr schade. Sehr, sehr, sehr schade“, sagte der Arsenal-Trainer nach dem Europa-League-Aus sichtlich niedergeschlagen. „Ich bin heute Abend sehr traurig.“
Nach dem mageren 0:1 (0:1) bei Atlético Madrid musste Wenger zudem mal wieder seinen deutschen Weltmeister Mesut Özil gegen aus seiner Sicht unfaire Kritik verteidigen. „Özil sollte jetzt nicht von irgendwem zum Sündenbock gemacht werden, weil wir kein Tor erzielt haben“, sagte der Coach.
Unter anderem der frühere Arsenal-Profi und TV-Experte Martin Keown, der unter Wenger dreimal englischer Meister geworden war, hatte Özil scharf kritisiert. Der Nationalspieler sei „nicht geeignet, das Trikot zu tragen“, schimpfte Keown beim Sender BT Sport. „Das ist keine richtige Leistung. Er gibt nicht alles.“ Wenger war damit nicht einverstanden. „Wenn man seine (Özils) körperliche Leistung analysiert, sieht man, dass er viel gegeben hat.“
Zu seiner Zukunft wollte sich Wenger, der den Club im Sommer nach 22 Jahren verlässt, nicht äußern. „Ich muss erstmal über die riesige Enttäuschung heute Abend hinwegkommen“, sagte der 68-Jährige nach dem Spiel. „Ich brauche Zeit, um mich davon zu erholen. Dann werde ich gucken, was ich in der Zukunft mache. Momentan habe ich keine Pläne.“
Durch das Halbfinal-Aus verpasste Wenger die letzte Chance, sich mit einer Trophäe von seinem geliebten FC Arsenal zu verabschieden. In 22 Jahren holte er mit den Londonern dreimal die englische Meisterschaft und siebenmal den FA Cup, aber keinen europäischen Titel. „Heute leide ich wirklich sehr“, gestand der 68-Jährige.
Nach dem 1:1 (0:0) im Hinspiel besiegelte ein Tor des früheren Chelsea-Profis Diego Costa kurz vor der Halbzeitpause das Ende der Gunners. „In der ersten Hälfte hatten wir genug Chancen, aber wir haben im Abschluss immer etwas vermissen lassen“, resümierte Wenger. In einem „intensiven Spiel“ hätten beide Teams „absolut alles gegeben“. Atlético wünschte er: „Viel Glück im Finale.“
Neben der Niederlage schmerzte der Verlust von Laurent Koscielny. Der Kapitän musste schon nach zwölf Minuten ausgewechselt werden, weil er sich ohne Fremdeinwirkung verletzt hatte. „Es sieht nicht gut aus“, sagte Wenger und deutete an, die Achillessehne könnte gerissen sein. Dann würde der Franzose Koscielny auch die Weltmeisterschaft in Russland verpassen. Eine Untersuchung stand am Freitag noch aus.
Während Wenger litt, feierte sein Trainerkollege Diego Simeone, der wegen Protesten beim Hinspiel gesperrt war, in einer Loge den Finaleinzug. Für Atlético setzt sich eine Serie fort: Seit 2010 steht der Club alle zwei Jahre in einem europäischen Finale. Zuletzt verlor das Team 2014 und 2016 im Champions-League-Endspiel gegen Stadtrivale Real Madrid. Nun wollen die Colchoneros wieder feiern.
Der slowenische Atlético-Torwart Jan Oblak, der seit Januar zu Hause kein Tor mehr kassiert und beim Hinspiel in London mit seinen Paraden den Grundstein für den Finaleinzug gelegt hatte, sagte: „Ich bin hungrig nach Titeln! Wir haben gezeigt, dass wir zu den Großen gehören.“
Diesen Beweis blieb Wengers Team in dessen 250. und vielleicht letztem Europa-Cup-Spiel schuldig. Obendrein verpassen die Gunners zum zweiten Mal nacheinander einen Platz in der Champions League. Wenger äußerte sich trotzdem zuversichtlich. „Der Club hat jetzt Zeit zu überlegen, was er in der kommenden Saison macht“, sagte er und machte den Fans Mut: „Sie werden zurückkommen.“
In seinem letztem Heimspiel geht es am Sonntag nun sportlich gesehen nur noch darum, den sechsten Platz gegen den Tabellennachbarn FC Burnley zu verteidigen - die Europa-League-Teilnahme hat Arsenal bereits sicher. Nach dem Auftritt vor eigenem Publikum wird die Ära Wenger mit zwei Auswärtsspielen beinahe unauffällig ausklingen.