Klopp vor Duell: Dortmund ist stark, aber schlagbar
Liverpool (dpa) - Jürgen Klopp fürchtet, in Dortmund zu enttäuschen - und zwar nicht, weil sein FC Liverpool dort nächste Woche verlieren könnte. „Es wird einfach so sein, dass ich niemandem gerecht werden kann mit meiner Aufmerksamkeit“, sagte der Trainer vor dem Viertelfinale der Europa League.
Klopp weiß, dass die BVB-Fans seine „Heimkehr“ für das Hinspiel in Dortmund bejubeln werden - und berichtet am Mittwoch in Liverpool gewohnt breit grinsend über seine Vorfreude: „Dass das speziell werden wird, ist ja klar. Ich war superglücklich in Dortmund.“
Es solle aber um ein „großartiges Fußballspiel“ gehen, nicht um seine Person, betont der 48-Jährige mehrmals. Sportlich sieht Klopp die Rollen für das erste Duell am 7. April klar verteilt: „Wir wissen alle, wie unfassbar schwer dieses Los ist, wie unfassbar stark Dortmund ist, dass sie der haushohe Favorit in diesem Wettbewerb sind.“ Unter seinem Nachfolger Thomas Tuchel habe der BVB, den Klopp sieben Jahre trainiert hat, sich weiterentwickelt, die Mannschaft sei eingespielt und habe einen tollen Lauf. Anders gesagt: „Das ist eine Top-top-Truppe, und wir sind der Gegner.“
Aber kein Gegner ohne Chance, so will der Deutsche dann auch nicht verstanden werden. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, nicht ganz so früh mit dem englischen Erstligisten Liverpool bei seiner alten Mannschaft ranzumüssen. Aber: „Wenn wir an einem guten Tag, und den werden wir brauchen, den Plan, den wir sicher haben werden, gut umsetzen, dann ist es kein Zuckerschlecken, gegen uns zu spielen.“ Stark sei Dortmund zwar, aber nicht unschlagbar.
Details zu seiner Strategie plauderte Klopp acht Tage vor dem Spiel natürlich keine aus. „Mutig“ sollen seine Spieler dem BVB entgegentreten, der als Zweiter in der Bundesliga deutlich besser dasteht als Liverpool als Neunter der Premier League. „Dieser Platz ist in Dortmund nicht größer als anderswo, und sie haben den Platz, den man ihnen gibt.“ Dass er viele Spieler und die Spielweise des BVB noch sehr gut kennt, ist aus Klopps Sicht allerdings nur bedingt ein Vorteil: „Ich kann als Trainer viele, viele Dinge mitgeben, aber am Ende müssen es die Spieler umsetzen.“
Zu Gerüchten, er sei an der Verpflichtung des Ex-Dortmunders Mario Götze interessiert, schweigt Klopp erwartungsgemäß. Er habe sich „riesig gefreut“, dass der Bayern-Profi beim 4:1-Sieg der Nationalmannschaft gegen Italien in München am Dienstag von Anfang an gespielt habe, „weil für mich nie ein Zweifel daran bestand, dass dieser Junge einfach ein außergewöhnlicher Spieler ist“.
Zu anderen Themen sagt Klopp dagegen viel - vor deutschen Journalisten kam er ein wenig in Plauderlaune. Er habe sich sehr gut eingelebt und inzwischen jedem Nachbarn mal ein Autogramm gegeben, so dass er „normalen Alltag“ leben könne. Liverpool liege zwar nicht an der Südsee, aber das Meer habe Vorteile. Die Liverpooler seien so freundlich und meinungsstark wie die Dortmunder, mit dem Englisch klappe es auch immer besser, und Vorbehalte gegen Deutsche gebe es keine. Seit er vergangenen Herbst in Anfield angefangen habe, sei er ein einziges Mal nach Dortmund gereist - und das sei „kein Problem“.
Nun steht also der zweite Besuch an, in der „Kultstätte“, wie er das Dortmunder Westfalenstadion nennt. Ist der Druck unter diesen besonderen Umständen besonders groß? „Druck wird auf beiden Seiten da sein“, glaubt Klopp. „Wer besser damit umgeht, hat noch nicht gewonnen, aber hat es vielleicht leichter.“