Mainzer Frust vor Europa-League-Start - „Hartes Brett“

Mainz (dpa) - Nach dem verrückten Acht-Tore-Spektakel gegen Hoffenheim bleibt dem FSV Mainz 05 keine Zeit zum Lamentieren.

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Den Frust nach dem verschenkten ersten Bundesliga-Saisonsieg müssen die Rheinhessen schon am 15. September in Energie für das erste Europa-League-Gruppenspiel gegen AS Saint-Étienne verwandeln. „Die Analyse wird ein hartes Brett“, sagte Trainer Martin Schmidt, nachdem die Mainzer gegen Hoffenheim in Unterzahl noch einen 4:1-Vorsprung verspielt hatten. Kapitän Stefan Bell aber versicherte vor dem Start in die schweren Englischen Wochen: „Ich sehe absolut nicht schwarz.“

Die Spione aus Saint-Étienne hatten die Opel-Arena nach dem seltsamen 4:4 mit zwiespältigen Eindrücken verlassen. Rund eine Stunde war das Mainzer Konzept aufgegangen, Schmidts Philosophie für sein Team aus Underdogs scheint zu passen. „Mit Herz und Leidenschaft verteidigen, auch wenn mal einer durchrutscht. Dann im Umschaltspiel unsere Chance suchen. Das hat prima funktioniert. Man hat gesehen, dass wir das drauf haben“, lobte der Mainzer Coach.

Dass es seiner Mannschaft noch an Cleverness und Stabilität fehlte, zeigte sich indes nach dem überzogenen Platzverweis für Gaetan Bussmann in der 57. Minute. „In der letzten halben Stunde ist das Spiel auf die mentale Ebene geschwappt. Wir hatten plötzlich was zu verlieren, und dann steht man mehr auf den Fersen als auf dem Vorderfuß“, erklärte Schmidt, der nun mit seinen Schützlingen nacharbeiten will. „Man darf einfach nicht so auseinanderfallen wie wir. Damit muss man umgehen können, das Konzept darf durch so eine Entscheidung nicht zerfallen“, sagte der Coach.

In der rauschhaften ersten Halbzeit hatten Doppel-Torschütze Pablo De Blasis (3., 23.), Jhon Cordoba (27.) und Levin Öztunali (43.) mit seinem Premierentor bei einem Gegentreffer durch Sandro Wagner (39.) noch für Begeisterung gesorgt. „Ohne die Rote Karte wäre nichts passiert“, meinte Schmidt. Doch die eingewechselten Mark Uth (71., 72.) und der ehemalige Mainzer Adam Szalai (84.) ließen den FSV wie Bleienten untergehen.

Nun ist bei den Mainzer Seelenmassage gefordert, ehe sechs Spiele in 17 Tagen zu bewältigen sind. Den Kräfteverschleiß der aufreibenden letzten Minuten gegen Hoffenheim glaubt Schmidt auffangen zu können. „Unser Kader ist breit aufgestellt. Ich habe genug frische Spieler“, sagte der Trainer.

Der französische Rekordmeister aus Saint-Étienne - der letzte Titel liegt 35 Jahre zurück - kommt mit einem Erfolgserlebnis nach Mainz. Beim Titelträger und hohen Favoriten Paris Saint-Germain holte „Asse“ am Freitag ein 1:1. Der Ausgleichstreffer fiel in der Nachspielzeit. Die AS-Profis dürften in puncto Moral und Selbstvertrauen also eher keine Sorgen haben.