Per Turboprop ins Abenteuer: BVB ohne Reus nach Norwegen
Skien (dpa) - Die Reise in die norwegische Fußball-Provinz begann nicht mit dem gewohnten Charterjet, sondern mit einer kleinen Propellermaschine. In einer nur 30 Passagiere fassenden Turboprop machten sich die BVB-Profis auf dem Weg zum Playoff in der Europa League bei Odds BK.
Vor allem der turbulente Anflug auf den kleinen Flughafen in der Provinz Telemark dürfte dem Team noch länger in Erinnerung bleiben: „Die Landung war wackelig, aber dafür war der Ausblick nicht schlecht“, kommentierte Außenverteidiger Marcel Schmelzer schmunzelnd.
Für die an die europäische Königsklasse gewöhnten Dortmunder wird die Partie auch in anderer Hinsicht zu einer ungewöhnlichen Herausforderung. Schließlich wird am Donnerstag auf Kunstrasen gespielt. „Dieses Spiel ist nach den ganzen Lobeshymnen genau die richtige Herausforderung und ein Test für unseren Charakter“, sagte Schmelzer mit Bezug auf das famose 4:0 zum Ligastart vier Tage zuvor gegen Mönchengladbach.
Erste Medien-Prognosen, nach denen der BVB angesichts der Liga-Gala gegen Gladbach wieder als Bayern-Jäger anzusehen ist, gingen Hans-Joachim Watzke jedoch entschieden zu weit. „Wir können noch tausendmal sagen, dass Bayern der haushohe Favorit auf die Meisterschaft ist - trotzdem wird es immer jemanden geben, der solch eine Schlagzeile in die Welt setzt“, klagte der Geschäftsführer, „erst einmal müssen wir jetzt die Aufgabe in Norwegen lösen, das ist viel wichtiger als dieses Bundesliga-Theater.“
Dennoch geht der BVB als haushoher Favorit in die Partie. Allein der Blick auf die UEFA-Rangliste verdeutlicht den Unterschied. Über 300 Plätze liegt die Borussia vor dem Tabellen-Fünften der norwegischen Liga. Angesichts dieser eindeutigen Ausgangslage in das Fehlen der Stammkräfte Reus und Lukasz Piszczek zu verkraften.
Zumindest das Fehlen von Reus bezeichnete Trainer Thomas Tuchel als „Vorsichtsmaßnahme“. „Für meinen Körper, gerade wegen der Verletzungen, ist es nicht vorteilhaft, auf Kunstrasen zu spielen“, wurde der Nationalspieler auf der Vereinshomepage zitiert. Sein Einsatz im nächsten Bundesligaspiel beim Aufsteiger aus Ingolstadt scheint deshalb nicht in Gefahr.
Ohnehin denkt Tuchel angesichts der schon zum Saisonstart einsetzenden Terminhatz über einen Umbau des Teams nach. Als sicher gilt der Wechsel auf der Torwartposition. Der vom Coach vor einer Woche zur Nummer 1 ernannte Neuzugang Roman Bürki räumt seinen Platz für Weltmeister Roman Weidenfeller. Nicht auszuschließen, dass auch die ebenfalls beim Ligastart auf die Ersatzbank verbannten Profis Sven Bender und Gonzalo Castro in der 13 500 Zuschauer fassenden Skagerrak-Arena der Startelf angehören.
Dass die Partie auf ungewohntem Kunstrasen ausgetragen wird, wollte Tuchel nicht weiter thematisieren: „Dann müssen wir einen Tick präziser spielen und auch unser Abwehrverhalten ein wenig ändern.“
Anders als für den BVB ist das Duell für den Gegner ein Highlight. Nie zuvor hat es der 12-malige norwegische Pokalsieger in einem internationalen Wettbewerb so weit gebracht. Erfolge in den bisherigen drei Qualifikationsrunden über Tiraspol (Moldawien), Shamrock Rovers (Irland) und Elfsborg (Schweden) ebneten dem Team von Trainer Dag-Eilev Fagermo den Weg in die Playoffs. Die Generalprobe am 20. Spieltag bei Start Kristiansand verlief ähnlich erfolgreich wie die der Dortmunder - mit einem 4:0-Sieg.
Fredrik Nordkvelle brachte den Unterschied zwischen beiden Teams auf den Punkt: „Das gesamte Saisonbudget von Odd liegt bei rund 6,5 Millionen Euro, allein das Gehalt von Marco Reus ist schon höher“, sagte der Mittelfeldspieler der „Sport Bild“.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Odds BK: Rossbach - Ruud, Eriksen, Hagen, Grogaard - Oldrup Jensen - Samuelsen, Akabueze, Diouf, Nordkvelle - Occean
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Sokratis, Hummels, Subotic, Schmelzer - Gündogan, Bender - Kampl, Castro, Mchitarjan - Aubameyang
Schiedsrichter: Manuel De Sousa (Portugal)