Europa League RB Leipzig will „etwas Großes erreichen“
Leipzig (dpa) - Die Spieler kamen gut gelaunt aus der Kabine, Ralph Hasenhüttl betrat als Letzter mit einem Lächeln den Platz zum Abschlusstraining. Inmitten der wilden Spekulationen um die Zukunft des Coaches will RB Leipzig den nächsten Schritt zu internationalem Ruhm machen.
„Wir wollen etwas Großes erreichen“, verkündete Offensivmann Emil Forsberg vor dem Hinspiel des Viertelfinales der Europa League gegen Olympique Marseille. Bis zum Endspiel in Lyon ist es nicht mehr so weit, und noch nie gewann bisher ein deutscher Verein die Europa League. „Es kommt Druck auf uns zu, aber du musst damit leben“, sagte Forsberg und schwärmte: „Ich liebe es, jetzt kommen die guten Spiele.“
Und endlich will RB am Donnerstag auch seinen internationalen Fluch besiegen. In den bisherigen zehn Europapokalspielen schaffte es Leipzig nie ohne Gegentor, Keeper Peter Gulacsi musste 16 Mal hinter sich greifen. „Vielleicht schaffen wir es diesmal, zu null zu spielen. Defensiv wird auf die Jungs eine schwere Aufgabe zukommen“, prophezeite Hasenhüttl.
Er setzt gegen die starke Offensive des Tabellendritten der Ligue 1 um einen der französischen EM-Helden von 2016, Dimitri Payet, auf sein französisches Teenager-Duo Dayot Upamceano (19) und Ibrahima Konaté (18). „Wir wissen, dass es kein einfaches Spiel sein wird. Darauf haben wir uns vorbereitet“, betonte Konaté.
Er habe keine Angst, die beiden ins Spiel zu schicken, meinte Hasenhüttl: „Ich traue den Jungs zu, dass sie den Laden dicht halten.“ Der Platz für Konaté wurde frei, weil Abwehrchef und Kapitän Willi Orban gesperrt nur zuschauen darf.
Die Kreativ- und Offensivabteilung der Leipziger kann sich aber genauso sehen lassen: Forsberg, Timo Werner, Naby Keita, der Franzose Jean-Kévin Augustin und Marcel Sabitzer. Er habe die Qual der Wahl auf manchen Positionen, meinte Hasenhüttl, der sich von den Dauerdiskussionen um einen neuen Vertrag oder aber einem vorzeitigen Wechsel nach dieser Saison ebenso wenig wie seine Mannschaft ablenken lassen will.
Auch das Verfolger-Topspiel in der Liga am Montag daheim gegen Bayer Leverkusen ist noch weit weg, die volle Konzentration gilt der Partie gegen Marseille, das zuletzt einen 3:1-Sieg in Dijon erst in den Schlussminuten sicherstellte. „Wir müssen gegen Marseille über 90 Minuten spielen, wie wir gegen Hannover über 60 Minuten aufgetreten sind“, sagte Angreifer Yussuf Poulsen und meinte den Leistungsabfall zuletzt beim 3:2 gegen die Niedersachsen in der Meisterschaft in der letzten halben Stunde.
Gefahr droht bei Marseille auch wenn der Ball ruht. Payet ist bekannt für seine brillanten Freistöße. Zudem schwant Konaté bereits, was die Leipziger im Rückspiel am Donnerstag kommender Woche in der pulsierenden Hafenstadt erwartet. Im Stade Vélodrome werde es um einiges schwerer, meinte Konaté mit Blick auf die heißblütigen OM-Fans und die beeindruckende Akustik. In dem lauten Stadion schied die deutsche Nationalelf vor zwei Jahren bei der EM im Halbfinale gegen die Franzosen aus.
Dass es im Hinspiel leichter wird, weil den Gästen in Adil Rami der Abwehrchef, Manndecker-Kollege Rolando und Stammkeeper Steve Mandanda fehlen, glaubt Hasenhüttl nicht: „Das wird sich nicht so niederschlagen.“ Kollege Rudi Garcia sieht seine Mannschaft aber in der Außenseiterrolle. Und Konaté, der mit einem OM-Profi guten Kontakt hat, verriet: „Ich würde nicht sagen, dass bei ihnen Panik herrscht. Aber sie kennen uns, sie wissen, dass es nicht einfach wird.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
RB Leipzig: Gulacsi - Laimer, Konaté, Upamecano, Klostermann - Kampl, Keita - Bruma, Forsberg - Augustin, Werner
Olympique Marseille: Pelé - Sakai, Kamara, Gustavo, Amavi - Anguissa, Lopez - Ocampos, Payet, Sanson, Germain
Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien)