Schalke braucht „viel Geduld“ gegen Helsinki
Gelsenkirchen (dpa) - Vor vier Monaten war Schalke 04 noch Mitglied im „Club der großen Vier“. 113 Tage nach dem Halbfinal-Aus in der Champions League bei Manchester United droht dem DFB-Pokalsieger auf Europas kleiner Fußballbühne das Debakel.
Nur bei einem Sieg mit drei Toren Differenz am Donnerstag gegen HJK Helsinki zieht die Elf von Ralf Rangnick noch in die Gruppenphase der Europa League ein. „Das wird viel Geduld erfordern“, sagte Rangnick am Mittwoch. Er rechnet mit beharrlicher Gegenwehr der Finnen, die er sehr defensiv ausgerichtet erwartet.
Schalke-Manager Horst Heldt sprach nach dem 0:2 auf finnischem Kunstrasen von einer „Katastrophe“, sollte das von keinem Erwartete tatsächlich eintreffen. Jetzt fordert Heldt Kopfarbeit von den königsblauen Profis: „Die Spieler müssen ihr Hirn einschalten“ - zu simpel, zu leicht durchschaubar, zu ideenlos präsentierten sie sich im Playoff-Hinspiel. „Wir haben uns völlig unnötig in eine schwierige Ausgangssituation gebracht“, schimpfte Heldt.
Trotzdem soll alles gut werden, nachdem sich der in Helsinki geschonte Raúl endgültig zu Schalke bekannt hat und die Rangnick-Mannschaft mit dem 4:2 von Mainz ein Lebenszeichen überdeutlich sichtbar gemacht hat. „Wir haben mehr Qualität, wir sind die bessere Mannschaft“, sagte Heldt der Nachrichtenagentur dpa. Aber „wir müssen perfekt sein“, fordert er den Seinen in der finalen Auseinandersetzung mit Finnlands Rekordmeister ab.
Eine Art Endspiel also, in dem es bei den klammen Schalkern auch um Bares geht. Einnahmen sind einkalkuliert, fünf Millionen oder mehr könnten es werden. Heldt: „Das ist viel Geld.“ Und dieses viele Geld soll zum Abbau von Verbindlichkeiten dienen, die der Konzern Schalke im Mai mit 216 Millionen Euro bezifferte. Aus der Champions League 2010/2011 generierten die Gelsenkirchener 39,75 Millionen Euro - doch das ist in der Europa League illusorisch.
Rangnick und Heldt setzen auf die jüngsten Bundesligaerfolge. 5:1 gegen Köln, 4:2 in Mainz nach einem 0:2-Rückstand - „wenn man in Mainz vier Tore in einer Halbzeit schießt, dann kann man das auch in 90 Minuten gegen Helsinki schaffen“, sagte Rangnick. Dann aber müsse „eine komplett andere Leistung“ als im Hinspiel auf den Rasen der 54 142 fassenden Veltins-Arena gezaubert werden. Immerhin habe sein Team in der Liga schon zweimal gewonnen - „und das sind sechs Punkte mehr als vor einem Jahr in vier Spielen“, sagte Rangnick mit einer kleinen verbalen Spitze auf seinen Vorgänger Felix Magath. 2010/2011 hatte Schalke die ersten vier Bundesliga-Begegnungen verloren.
Heldt ist vom Erfüllen der Pflichtaufgabe überzeugt: „Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, ein 0:2 aufzuholen.“ Doch auch Helsinki bewältigte seine Generalprobe blendend: 5:0 gewann die Elf von Trainer Antti Muurinen gegen Tabellenschlusslicht Rovaniemi PS.
Auf Christoph Metzelder (Muskelfaserriss in der Wade) und Peer Kluge (Muskelfaserriss im Oberschenkel) muss Rangnick verzichten. Dafür ist Linksverteidiger Christian Fuchs erstmals nach fünf Jahren wieder im Europapokal spielberechtigt. Seit einer Roten Karte aus der UEFA-Partie seines damaligen Vereins SV Mattersburg gegen Wisla Krakau im Jahr 2006 musste der Schalker Neuzugang aus Mainz fünfmal zwangspausieren. Ob der lange verletzte Peruaner Jefferson Farfan von Beginn an für Schalke aufläuft, ist bis zum Spiel offen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Schalke 04: Fährmann - Höger, Höwedes, Papadopoulos, Fuchs - Matip - Farfan, Holtby, Draxler - Huntelaar, Raúl
HJK Helsinki: Wallén - Rafinha, Lindström, Kansikas, Riihilahti - Ring, Lahti - Sorsa, Sadik, Bah - Pukki
Schiedsrichter: Trattou (Zypern)